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Emile Verhaeren: Croquis de cloître 2
#1
Belgien 
Emile Verhaeren
1855 - 1916 Belgien


Croquis de cloître

2


A pleine voix - midi s'exaltant au dehors
Et les champs reposant - les nones sont chantées,
Dans un balancement de phrases répétées
Et hantantes, comme un rappel de grands remords.

Et peu à peu les chants prennent de tels essors,
Les antiennes sont sur de tels vols portées
A travers l'ouragan des notes exaltées,
Que tremblent les vitraux, au fond des corridors.

Le jour tombe en draps clairs et blancs par les fenêtres ;
On dirait voir pendus de grands manteaux de prêtres
A des clous de soleil. Mais soudain, lentement,

Les moines dans le choeur taisent leurs mélodies
Et, pendant le repos entre deux psalmodies,
Il vient de la campagne un lointain meuglement.



Klosterskizzen

2


Die Stimmen klingen voll, die mittags fröhlich singen,
dort draußen auf dem Kirchhof, wie die Nonnen eben
die Phrasen repitieren, haltend in der Schwebe,
daß Buß' und Reue aus Erinnerungen dringen.

Wie nach und nach sich ihre Lieder aufwärts schwingen
und sich die Wechselsänge auffliegend beleben
wenn sie die Noten groß wie im Orkan erheben,
an Scheiben rüttelnd, als sie durch die Flure gingen...

Der Tag wirft Laken durch die Fenster, klar und weiß,
daß die Soutane wallend in der Sonne gleißt.
Doch unvermittelt brach die Melodie hervor
und unvermittelt auch verstummt der Mönche Chor

und zwischen zwei Gesängen, wenn die Mönche ruhen
hört man vom Anger eine Rinderherde muhen.



* Mich irritiert ein wenig, daß am Anfang von Nonnen die Rede ist, aber später von Mönchen.
Sind dort zwei Gruppen beschrieben: die Nonnen auf dem Kirchhof, die Mönche innerhalb des Klosters?
Oder sind die "moins" geschlechtsneutral und eigentlich auch die Nonnen gemeint?
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,
'les nones' sind 'Gesänge der neunten Stunde', keine Nonnen (die würden 'nonnes' heißen), auch daran zu erkennen, dass es 'sont chantées' heißt, also 'werden gesungen'. Da in der Eingangszeile 'midi', also Mittag, genannt wird, nehme ich an, dass der Klostertag nicht um Mitternacht beginnt. Aber da kenne ich mich nicht so aus.

Da das gesamte Sonett im Präsenz steht, würde ich das auch in Zeile 11 beibehalten. Aber die Melodie 'bricht auch gar nicht unvermittelt hervor', sondern die Mönche im Chor verstummen plötzlich langsam, und in der Pause zwischen den beiden Gesängen hört man dann das Vieh auf der Weide. An dieser Stelle würd ich also noch ein wenig nachpolieren.

Ansonsten sehr schön gemacht.

LG Silja
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#3
Hallo Silja,

Hat mich da also wieder ein falscher Freund gelinkt?
Die Stundengesänge sind dann natürlich plausibel, aber da sind ein paar Silben zu viel.
Da muß ich noch etwas grübeln.

In Zeile 11 die Zeit zu ändern ist freilich kein Problem.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Klosterskizzen

2


Die Stimmen klingen voll, die mittags fröhlich singen,
vom Kirchhof draußen, ihre neunte Hore eben
in
Phrasen repitieren, haltend in der Schwebe,
daß Buß' und Reue aus Erinnerungen dringen.

Wie nach und nach sich ihre Lieder aufwärts schwingen
und sich die Wechselsänge auffliegend beleben
wenn sie die Noten groß wie im Orkan erheben,
an Scheiben rüttelnd, als sie durch die Flure gingen...

Der Tag wirft Laken durch die Fenster, klar und weiß,
daß die Soutane wallend in der Sonne gleißt.
Und dann verklingt ihr Lied in einem leisen Summen,
bis sie, für eine Weile, ganz und gar verstummen


und zwischen zwei Gesängen, wenn die Mönche ruhen,
hört man vom Anger eine Rinderherde muhen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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