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Ite Liebenthal: Wohin nur wirfst du mich, verworrne Seele!
#1
Die Gedichte Ite Liebenthals erschienen 1921 im Lichtenstein-Verlag sowie in der Zeitschrift Argonauten.
Die jüdische Dichterin wurde 1941 deportiert, das Todesdatum ist nicht überliefert.
Eine 1946 geplante Neuauflage ihrer Gedichte bei Karl Rauch ist nie verwirklicht worden.


In der Zeitschrift Paian erschien 1968 ein Gedenkartikel in dem auch das folgende Sonett zitiert wird:



Wohin nur wirfst du mich, verworrne Seele!
Gestrüpp zerriss das Kleid, Zweige zerrten das Haar.
Der lange Schrei brach in der trocknen Kehle.
Und nun ist Nacht. Und alles ist Gefahr,

und alles fremd. Kein mütterliches Haus.
Kein Freund, der des Verirrten Hände fasst.
Alles sieht kalt und strengverschlossen aus.
Nirgend in aller Welt erwartet man den Gast.

Ob ich hier stehe oder irgendwo,
wer fragt danach. Und das, wovor ich floh,
ist hier wie dort, wird allerorten sein.

So lege ich den Kopf auf einen Stein
und sage Heimat zu dem kleinen Flecke,
des Gras ich mit dem müden Körper decke.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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