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Horace Smith: Ozymandias
#1
GB 
Horace Smith
1779 - 1849


Laut der -knappen- Hintergrundinformation im Buch war Horace Smith ein guter Freund von Shelley
und hat das Gedicht "Ozymandias" im Wettstreit mit ihm verfasst.


Ozymandias

In Egypt´s sandy silence, all alone
Stands a gigantic leg, which far off throws
The only shadow that the desert knows:--
“I am great Ozymandias” saith the stone,

“The King of Kings; this mighty city shows
The wonders of my hand.” – The city`s gone,--
Nought but the leg remaining to disclose
The site of this forgotten Babylon.

We wonder,-- and some hunter may express
Wonder like ours, when through the wilderness
Where London stood, holding the wolf in chase,

He meests some fragment huge, and stops to guess
What powerful but unrecorded race
Once dwelt in that annihilated place.


Ozymandias
Ü: sneaky

Ägyptens Wüste dräut rings um den Fuß
von einem Riesen, der dort Schatten legt
wo der Samum sonst nur die Dünen fegt:--
„Ich, Ramses“ liest man dort im Stein als Gruß

„bin Herr der Welt, die Stadt ringsum belegt
de Stärke meiner Hand“—ein Überfluss
von Sand rings um den Stein verblieb, sonst regt
sich nichts, was die Historie kennen muss.

Wie uns, mag`s später einem Jäger gehen;
In einer Wildnis, die einst London war,
pfeift er nach seinem Wolf, bleibt stehen

vor Bruchstücken, sehr groß, sehr sonderbar,
und grübelt, welche unbekannte Macht
hat einmal hier gelebt, geliebt, gelacht?
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#2
Meine Version von 2016:

In Kemets Wüstenstille ragt im Sand
Ein riesengroßes, marmorkaltes Bein.
Den einz’gen Schatten wirft hier dieser Stein,
Von dem, den man den Großkönig genannt:
Ozymandias, dessen Hand allein
Die Wunder dieser Stadt schuf, die verschwand;
Ein Babylon, vergessen, nur das Bein
Erinnert noch an das verlorne Land.
Wir wundern uns. So mag’s den Jägern gehn,
Die wohl dereinst in unsern Wüsten stehn.
Wo London war treiben sie Wölfe fort
Und rätseln, wenn sie unsre Trümmer sehn:
Welch unbekannte Rasse lebte dort,
An diesem nunmehr ausgelöschten Ort?


Das Gegenstück zu Shelleys "Ozymandias". Keme(t) ist der alte ägyptische Original-Landesname, bedeutet so viel wie "das schwarze (Land)", gemeint ist die fruchtbare Nilebene, wenn sie überschwemmt ist. Die Erwähnung Babylons zeigt auch bei Smith, ähnlich wie bei Shelley, dass es nicht in erster Linie um den historischen Ramses geht, sondern um die Vergänglichkeit der menschlichen Kulturen schlechthin. Während bei Shelley der Akzent auf dem Individuum liegt, was einen bei diesem Autor nicht verwundert, ist es bei Smith eher der Abgesang auf eine ganze Epoche, was in der Vision des zerstörten London der Zukunft zum Ausdruck kommt. So wie wir jetzt vor den Trümmern "Babels" stehen, werden dereinst Jäger vor unseren Trümmern stehen! Das stützt meine Thesen zu der Verwendung der Namen "Ozymandias" und "King of Kings" in diesen beiden Gedichten. Auch Smiths' Eindrücke gehen auf die Ausstellungen im Britischen Museum zurück. (s. Shelley: Ozymandias)
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