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Männertreu
#1
Bot. Lobelia erinus

Des Jünglings Augen, sind so treueblau,
an ihrem Quell möcht ich mich selig trinken.
Wenn ich in ihre hellen Brunnen schau,
möcht tief in ihrer Bläue ich versinken.

O Mädchen, traue dieser Bläue nicht,
ein anderes ist längst darum verloren.
Die Brunnen täuschten auch sein Augenlicht,
es ist vor Herzeleid zu Tod erfroren.

Doch ward ein neues Leben ihm geschenkt,
mit blauen Blumenaugen warnt es schweigend:
„Oh, pflückt mich nicht! Mein Bütenblau, bedenkt,
alsbald wird’s fallen, treuelos sich zeigend.“

Drum, Mädchen, wisse, dieses ist nicht neu:
Der Männer Treue gleicht dem Männertreu.
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#2
Hallo Francesco,

Das scheint ja ein größeres Projekt zu werden.

Ein kleines Problem habe ich mit der Zeile 7:
Bei seinem Augellicht, dachte ich zunächst an das des Jünlings, daß er sich also auch selbst betrügt. Obwohl das Mädchen grammatikalisch sächlich ist, würde ich hier wohl "ihr Augenlicht" schreiben, um den Satz eindeutiger zu machen.

Inhaltlich finde ich es etwas widersprüchlich, wenn ein Mädchen vor der männlichen Untreue warnt, indem es selbst untreu wird.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo ZaunköniG,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Nein, ein größeres Projekt ist nicht vorgesehen. Bei meinen Texten handelt es sich eher um Gelegenheitsprodukte, wobei allerdings das Thema Pflanzen (Metamorphosen, Namensätiologien) mich immer besonders interessiert hat.

Zu den beiden Kritikpunkten:

"sein Augenlicht" in S2 V3 schien mir folgerichtig und logisch, nachdem im unmittelbar vorhergehenden Vers schon von dem Mädchen als "ein anderes" die Rede war und das grammatische Geschlecht dann durch den ganzen Text einheitlich beibehalten wird; ihr Augenlicht hätte m.E. einen Bruch bedeutet.

Zu dem von dir empfundenen inhaltlichen Widerspruch in S3: Nach der Metamorphose erscheint das Mädchen ja als Warnerin: "pflückt mich nicht, ... bedenkt ...!" Sie sendet nur ein Signal aus, von eigener Untreue kann da eigentlich doch nicht die Rede sein, das wäre in der Tat paradox. Ich werde aber über diese Stelle noch einmal nachdenken.

LG Francesco
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#4
Vielleicht, kannst du dem Geschlechterproblem entkommen, wenn du nicht von einem Mädchen sprichst, sondern von einer Maid oder von einer Schönen o. ä.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Danke, ZaunköniG.
Ich sehe zwar immer noch nicht ein Geschlechterproblem, aber ich denke über deinen Vorschlag nach.

LG
Francesco
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