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Das Fleißige Lieschen, a maria-sem-vergonha
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Bot. Impatiens walleriana
(Verbesserte Fassung vgl. Beitrag #4)
Ein jeder kennt’s, des Springkrauts kleine Schwester:
Es ziert auch, hat man andres nicht zur Hand,
begnügt sich selbst mit eines Grabes Rand
und spielt bescheiden mit im Flororchester.
Du findest seine kleinen Blütennester
vereinzelt und vereint in trautem Band,
auf seine stille Weise stets charmant
und – das ist Fleiß! – von Neujahr bis Silvester.
Doch gibt es auch ein Völkchen auf der Welt,
das allzuviel von diesem Pflänzchen hat,
es darum eher für bedenklich hält.
Schmuck hin, Fleiß her, man hat’s dort einfach satt:
“maria-sem-vergonha!“ – kaltgestellt.
Das Fleißig Lieschen setzt das nicht schachmatt.
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Zur Erklärung:
In den meisten europäischen Sprachen hat Impatiens walleriana den gleichen volkstümlichen Namen wie das Deutsche:
niederl. Vlijtig liesje, engl. Busy Lizzy, schwed. Flitiga Lisa, finn. ahkeraliisa, oder es wird sogar mit einem noch freundlicheren Namen bedacht: span. Alegría del hogar ( = Freude des Heims). Nur das Portugiesische schlägt einen gänzlich anderen Ton an: maria-sem-vergonha = Maria ohne Scham(gefühl), schamlose Maria, Marie Schamlos - "weil sie sich ausbreitet und wuchert wie Unkraut", wie mir ein Freund aus Portugal einmal erklärte.
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Hallo Francesco,
Interessant dein kleiner Ausflug ins Portugiesische.
Nun ist Portugiesisch nicht die verbreitetste Fremdsprache in Deutschland.
Vielleicht kann man die Terzinen auch so umformulieren, daß du ohne Fußnote auskommst?
Nichts gegen Zusatzinfos, aber das Gedicht sollte auch allein funktionieren.
Es könnte etwa so laufen:
Zitat:Die Portugiesen, einzig auf der Welt,
sind ein Volk, das dies Pflänzchen über hat
und nichts von ihrer tollen Wuchskraft hält.
...
"Marie die Schamloseste"...
LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Hallo ZaunköniG,
vielen Dank für deinen Kommentar und für die interessante Anregung für eine Umgestaltung der Terzette.
Ich habe eine Neufassung dieses Teils versucht und dabei nun inhaltlich einen gänzlich anderen Akzent gesetzt. Die Portugiesen sollten hier nämlich nicht mehr als Blumenmuffel dastehen, ganz im Gegenteil. Geläufig ist bei ihnen nämlich auch noch ein weiterer, viel schönerer Name für das Fleißige Lieschen: "beijo-turco", kein Geheimnis für jeden, der das franz. baiser oder das span. beso kennt. Ich hoffe, das Sonett hat daduch gewonnen.
LG Francesco
Das Fleißige Lieschen
Bot. Impatiens walleriana
Ein jeder kennt’s, des Springkrauts kleine Schwester:
Es ziert auch, hat man andres nicht zur Hand,
begnügt sich selbst mit eines Grabes Rand
und spielt bescheiden mit im Flororchester.
Du findest seine kleinen Blütennester
vereinzelt und vereint in trautem Band,
auf seine stille Weise stets charmant
und – das ist Fleiß! – von Neujahr bis Silvester.
Bei vielen Völkern steht sein Fleiß in Ehren,
die Namen tragen’s gern als Attribut,
wenn sie als busy, vlijtig es erklären.
Nur ein Volk hält Erotik ihm zugut:
„Um beijo-turco“ soll es uns bescheren,
so liegt’s den Portugiesen schon im Blut.
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