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1929 „Elite“ Rundfahrten
#1
die neuste Berlin-Attraktion

das Bild dazu aus der Neuen Berliner Illustrierten vom 30. März 1929:
http://dirk-schindelbeck.de/wp-content/u..._31_03.jpg


Da lacht Berlin, es schmunzelt der Tourist,
und zückt die Leica, falls er eine hat:
Ein offner Autobus rollt durch die Stadt,
und zeigt, was groß und deutsch und geistvoll ist.

Zwei mal die Woche zwischen zehn bis zwölf
sehn wir die Brüder aus dem Hause Mann,
den Heinrich mit der zwölf, den Thomas mit der elf,
und hinten, ganz verdrückt, den Wassermann.

Die Sensation der Sensationen. Ganz Berlin
steht Schlange, wenn, wie zum Schaffott gekarrt 
aus dem „Elite“-Wagen winkt der Pack der Dichter.

Und mancher, der auf den Erklärungszettel starrt,
sucht hinter Nummern Namen und Gesichter
und fragt sich: wo ist Tucho? Wieder fährt man ohne ihn.


Anmerkung
Jeden Dienstag und jeden Freitag wurden die Dichterberühmtheiten als Touristen-Attraktion im Frühjahr und Sommer 1929 durch Berlin gefahren. Es ist erstaunlich, dass Autoren, deren Werke von Ironie nur so troffen, sich diese öffentliche Zurschaustellung im Dienste der Fremdenverkehrswerbung gefallen und sich wie Delinquenten auch noch Nummern umhängen ließen. Mit Tucho ist natürlich Kurt Tucholsky gemeint.
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