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amfluss
#1
An den Rändern sammeln sich zu Lehmen
kleine Pflanzen-, Stein- und Tierpartikel.
Und ich brauche keinen schweren Pickel,
um diese Modermasse aufzunehmen.

Kleine Tümpel kann ich um mich sehen,
am Uferlauf, in stillen Nebenbecken.
Und worin verdorbne Planktons stecken,
will ich gern mit nackten Füssen stehen.

Ich baue mir ein Haus aus Ziegelsteinen
und fälle ein paar Bäume für die Stützen
und reiss zum Essen Möhren aus der Erde.

Des Nachts, da muss ich heimlich weinen:
Was soll das Töten mir nur nützen,
wenn ich am Ende doch noch sterbe?
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#2
Hallo Pumukel,

Schön daß du einen eigenen Tread eröffnet hast.

Die Quartette gefallen mir sehr gut, sowohl von den Bildern als auch vom Sprachfluß.
Dennoch einige Details:

Lehm ist rein mineralisch, ohne Tier oder Pflanzenreste. Da würde ich statt "zu Lehmen"
lieber "in Lehmen" schreiben.
Ein kleiner Rythmusfehler in Zeile 4:
Da du die ersten Zeilen mit betonten Silben beginnst, bin ich versucht auch "um" stark zu betonen, daher besser "um die" statt "um diese".
In den Terzinen beginnst du, im Gegensatz zu den Quartetten konsequent unbetont;
Grundsätzlich sollten die Zeilen alle betont oder alle unbetont beginnen. In welche Richtung du lieber gehst sei dir selbst überlassen, aber letzteres ist vermutlich leichter.

Z.7: Plankton hat keinen Plural! Lehm eigentlich auch nicht, aber hier ist es besonders auffällig. Da es kein Reimwort ist, wird Dir sicher eine andere Formulierung einfallen.

In den Terzinen ist mir der Themawechsel etwas aprupt.
Du hast schöne sinnliche Eindrücke in den Quartetten gefunden. Warum der Schwenk in so eine eher abstrakte Agumentation?
auch das "weinen" ist ist mir an der Stelle zu viel.

Du hast doch in der ersten Hälfte die schöne Dialektik von Leben und Tod, wo du "gern" im Morast stehst.
Warum mußt du diese Einheit aus Leben und Sterben am Ende wieder zerstören?

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
hallo zaunkönig

danke für den kommentar. ich hab die oktave mal folgendermassen überarbeitet, das sextett hab ich gelassen.

An den Rändern sammeln sich in Lehmen
feine Pflanzen-, Stein- und Tierpartikel.
Und ich brauche keinen harten Pickel,
um die Modermasse aufzunehmen.

Kleine Tümpel kann ich um mich sehen,
am Uferlauf, in stillen Nebenbecken.
Und worin des Planktons Hüllen stecken,
will ich gern mit nackten Füssen stehen.

Ich kann mir zwar fast nicht vorstellen, dass bei der Lehmbildung nicht auch ein bisschen Organisches sedimentiert wird, aber das in tut dem Gesamtbild sicher keinen grossen Schaden an. In der Tat hat Lehm ihm Normalfall keinen Plural. Er ist aber möglich, wenn man von Lehmen als verschieden gearteten Lehmen aufgrund unterschiedlicher Zusammensetzung spricht.

Aus kleine hab ich feine gemacht, da Kleine in V.5 nochmals kommt.

Aus schweren hab ich harten gemacht, passt irgendwie schöner zur Härte von Pickel und dem a in Tierpartikel.

Danke für das diese --> die, da hab ich vor lauter Textdeixis das Metrum vergessen.

Beim Plankton hatte ich extra im Duden nachgeschaut und dummerweise die Genitiv-Angabe mit der zum Plural verwechselt...


Wenn dir der inhaltliche Bruch zwischen Oktave und Sextett so markant erscheint, dann ist die Metrumverschiebung wohl umso passender?
Aber ich schildere mal, wie ich das sehe: In der Oktave steht die sinnliche Wahrnehmung im Vordergrund, das Verhalten des Lyrich ist eher passiv, vermutlich ist es Tag wegen dem visuellen Wahrnehmungsvermögen (Kleine Tümpel kann ich um mich sehen). Das Grundgefühl ist positiv. Im ersten Terzett wird das Subjekt aktiv in Form von Konstruktion und Nahrungsaufnahme, was Hand in Hand mit der Destruktion eines Anderen passiert. Im zweiten Terzett wird es Nacht - die menschliche Sinnlichkeit wird eingeschränkt, die körperliche Aktivität sinkt - ein guter Zeitpunkt, um ins (abstrakte) Grübeln zu kommen.
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#4
Hallo Pumukel,

Zitat:Ich kann mir zwar fast nicht vorstellen, dass bei der Lehmbildung nicht auch ein bisschen Organisches sedimentiert wird

Zumindest in den oberen Erdschichten ist Lehm zwar in der Regel mit organischem Material durchsetzt, aber das ist dann eben eine Beimischung / Verunreinigung, kein Bestandteil des Lehms.

Zitat:In der Tat hat Lehm ihm Normalfall keinen Plural. Er ist aber möglich, wenn man von Lehmen als verschieden gearteten Lehmen aufgrund unterschiedlicher Zusammensetzung spricht.

Aufgrund der Einheit des Ortes sollte das hier aber nicht der Fall sein.

"feiner" und "harten" sind besser!

Ein weiterer Rythmusfehler ist in Zeile 6 (wieder unbetonter Anfang)
Ich hatte ihn nicht mehr eigens erwähnt, weil sich aufgrund der anders beginnenden Terzinen die Frage einer grundsätzlichen Änderung ergab.
Zitat:Wenn dir der inhaltliche Bruch zwischen Oktave und Sextett so markant erscheint, dann ist die Metrumverschiebung wohl umso passender?
Wenn Du den Wechsel als Stilmittel amsiehst, ok, aber warum beginnst du dann im eher sinnlichen "weichen" Teil mit kräftiger Betonung und leitest die eher harte Thematik von Zerstörung und Tod mit unbetonten Silben ein?
Als Stilmittel wäre es umgekehrt überzeugender.

Zeile 7. Nicht daß ich etwas gegen den Genitiv hätte, aber "Die Planktonhüllen" fände ich weniger sperrig.

Zum Inhalt:

Natürlich kann dem sinnlichen Erleben auch Grübelei folgen. Das Weinen ist mir aber zu dramatisch.
Er könnte auch sinnieren, wer einst fröhlich durch seinen Staub schlendern wird, um das Bild aus dem Quartett wieder aufzugreifen.

Dass man zwei Gedanken am selben Tag hat, heißt noch lange nicht, daß sie miteinander zu tun haben.
Tut mir leid, aber dies ganze Häuserbauen, Mörenziehen ect. ist für mich ein anderes Thema, das mit den Eingangsgedanken nichts mehr zu tun hat.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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