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Joseph Autran: Symbole
#1
Frankreich 
Joseph Autran
1813 - 1877

Symbole

Oui, l'antique sculpteur s'inspirait de Dieu même,
Quand, sur les morts couchés dans le dernier sillon,
Élevant une tombe et cherchant un embléme,
Il gravait sur le marbre un petit papillon.

L'insecte a déchiré sa chrysalide blême;
La souffrance l'aidant avec son aiguillon,
Il en sort, il est libre, et, dans le ciel qu'il aime,
Prend tout à coup ce vol qui semble un tourbillon.

De l'effort consommé tout palpitant encore,
Il monte dans l'azur, il monte dans l'aurore;
Oublieux de la terre, il fuit rapidement.

Ainsi l'âme, à l#instant où son vol se déploie,
Vibre, dans le ciel pur, de ce frémissement
Où la douleur finit, où commence la joie!



Symbol

Der Steinmetz wurde von Gott selber inspiriert,
als er, ein paar Fuß überm Ruheplatz der Leiche,
den Stein errichtete und als ein feines Zeichen
in Marmor einen kleinen Schmetterling gravierte.

Der Falter hatte grad zerrissen den Kokon.
Er hilft uns, wie er zärtlich unsre Sinne lenkt:
zum Himmel, den er liebt. - Er kommt als ein Geschenk
für kurze Zeit. Mit leichtem Hauch schwebt er davon.

Von allen Spannungen erlöst, von allen Sorgen,
erhebt er sich ins Blau: Er steigt empor am Morgen,
er steigt und steigt. Die Erde kann ihn nicht mehr halten.

So ist die Seele, wenn sie ihren Flug entfaltet.
Sie zittert durch den klaren Himmel, frisch gehäutet:
Dort wo die Schmerzen enden, dort beginnt die Freude.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,
wie schön, dass du dich mal wieder einem französischen Sonett zuwendest. Und du hast auch wieder etwas sehr schönes gefunden.

Aber du hast in deiner Übertragung mehr gedichtet als übersetzt, finde ich. Zwar liegst du nie so richtig daneben, aber den Grundgedanken des Originals triffst du auch nicht so ganz.

Wo nimmst du denn die "paar Fuß" überm Ruheplatz her? Meiner Ansicht nach wird hier einfach von einer letzten Ruhestätte gesprochen. Und die wohl teilweise reimbedingte Leiche finde ich eigentlich etwas krass ausgedrückt. Vielleicht fällt dir da noch was besseres ein.

Im 2. Quartett triffst du die Sache am wenigsten:

...
das Leiden hilft ihm und spornt ihn an,
er schlüpft aus, er ist frei, und zum Himmel, den er liebt,
fliegt er plötzlich los und es scheint wie ein Wirbel.

[Das lese ich als Beschreibung des ersten Fluges eines Schmetterlings, wo er noch ziemlich taumelt und deutlich ungeübt ist, so dass man ihm die Anstrengung anmerkt. ]

Ganz erschöpft von der Anstrengung und noch ganz zitterig
steigt er ins Blaue, steigt er ins Morgenlicht,
die Erde vergessend flüchtet er schnell.

So auch die Seele, in dem Augenblick, wo ihr Flug beginnt,
zittert/vibriert sie im reinen Himmel von diesem Schauder/Erzittern
wo der Schmerz endet und wo die Freude beginnt!

Ich finde, da musst du noch mal dran, denn das kriegst du sicher noch viel besser hin.

LG Silja
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#3
Hallo Silja,

Die "paar Fuß" hatte ich dazu erfunden, weil mir ein paar Silben fehlten.
Da das praktisch auf jede Grabstelle zutrifft halte ich das für vertretbar, aber ich habe es nun ohnehin umgearbeitet.


Symbol

Der Steinmetz wurde von Gott selber inspiriert
als er das Grabmal dieses letzten Ruheplatz'
bearbeitete und aus seinem Zeichenschatz

in Marmor einen kleinen Schmetterling gravierte.

Der Falter hatte grad zerrissen den Kokon:
Die Anstrengung hat sich gelohnt. Er schlüpft und gibt
sich frei dem weiten Himmel hin, den er so liebt,
fliegt auf; in leichten Wirbeln taumelt er davon.


Von allen Spannungen erlöst, noch zitterig,
erhebt er sich ins Blaue, steigt ins Morgenlicht,

er steigt und steigt. Die Erde kann ihn nicht mehr halten.

So auch die Seele, wenn sie ihren Flug beginnt:
Erschaudernd fliegt sie auf zum Firmament;
Dorthin wo Schmerzen enden und das Glück beginnt.



LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Soooooo schön!!!

Danke!

Adeline
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