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SchwarzWeissGrau
#1
Heisst ja immer wieder, Sonette hätten was mit These, Antithese, Synthese und so zu tun. Da hatte ich lust, mal etwas mit Schwarz, Weiss und Grau zu schreiben. Wobei ich mich mehr auf Anfangsbuchstaben, als auf Reime konzentriert habe.

Weiss, ein innig stilles Strahlen
Weiss, ein immer stetes Schmunzeln
Weiss, ein irrend stechend Schmerzen
Weiss. Ewig ist, schmilzt Schnee.

Schwarz, wie Anfang, Reise, Ziel
Schwarz, wie aller Regeln Zeichen
Schwarz, wie alter Richter Zungen
Schwarz. Wohin auch Riten zeigen.

Grau; real anstatt utopisch
Grau; rechtens aber ungerecht
Grau; rammt alle Ufer

Schwarz oder Weiss: Nur eine Frage
Weiss-Schwarz oder Grau: auch eine Plage
Grau allein: ein homogenes Phasengelage
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#2
Guten Abend, Pumukel,

eine witzige Idee, mit Alliterationen statt mit Reimen zu arbeiten. Und zuletzt dann doch mit Reimen.
Allerdings holpert es metrisch; ich erlaube mir mal einige Änderungsvorschläge:

Weiss, ein innig stilles Strahlen
Weiss, ein immer stetes Schmunzeln
Weiss, ein irrend stechend Schmerzen
Weiss ist ewig, schmilzt den Schnee.

Schwarz, wie Anfang, Reise, Ziel
Schwarz, wie aller Regeln Zeichen
Schwarz, wie alter Richter Zungen
Schwarz. Wohin auch Riten zeigen.

Grau, real anstatt utopisch
Grau, berechtigt ungerecht
Grau, das rammt an alle Ufer


Schwarz ist oder Weiss die Frage
Weiss-Schwarz oder Grau: auch Plage

Grau: ein homogenes Phasengelage

---

Den letzten Vers verstehe ich nicht. Deshalb auch kein Vorschlag, aus der Furcht, Dein Gedicht zu verschlimmbessern. Aber das Wort Phasengelage (das ich nicht begreife) paßt auf keinen Fall in dies Metrum.
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#3
Danke für deine Mühe, Sonettista. Deine Vorschläge machen das Gedicht metrischer, jedoch entfallen dann die Alliterationen.

Weiss. Ewig ist, schmilzt Schnee.
Weiss ist ewig, schmilzt den Schnee.


Hier entsteht auch inhaltlich ein Unterschied. Bei mir steht das Weiss zuerst allein für sich in einem Satz. Im zweiten Satz des Verses wird Schnee (in Assoziation zu Weiss) beschrieben, einmal als ewig Seiendes (z.B. auf hohen Bergen), einmal als Vergängliches (Schnee schmilzt).
Bei dir ist Weiss das Ewige, welches den Schnee zum schmelzen bringt.

Grau; rechtens aber ungerecht
Grau, berechtigt ungerecht


Hier stimmt es für mich inhaltlich.

Grau; rammt alle Ufer
Grau, das rammt an alle Ufer


Hier auch.

Das Phasengelage habe ich der Chemie entnommen, wo Flüssigkeiten, welche ineinander nicht löslich sind, Phasen bilden, die je nach Dichte übereinander gelagert sind in einem Gefäss. Homogene Gemische charakterisieren sich jedoch gerade dadurch, dass keine Phasen erkennbar sind. Mit diesem Widerspruch in sich wollte ich umschreiben, dass Grau als einzelne Farbe wahrgenommen wird (homogen), jedoch kann es auch das Produkt von Schwarz und Weiss sein.
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#4
Hallo Pumuckel,

Eine witzige Idee, die Begriffe Weiß, Schwarz, Grau als Akrostichen (nicht Aliteration) einzubauen, das finde ich auch. Ich bin für solche Spielereien immer zu haben, aber es birgt natürlich Konflikte mit der traditionellen Sonettform.
So müßte die Schwarz-Zeile eigentlich deutlich länger geraten, was du umschifft hast indem du SCH als einen einzelnen Laut verwendet hast. Konsequenterweise hättest du es dann beim SS in Weiss genauso machen müssen, was sicher nicht einfacher geworden wäre. Vor allem aber ist dein Akrostichon nicht mehr auf Anhieb für den Leser erkennbar und eine Pointe, die erst erklärt werden muß ist eigentlich keine.

Soweit zur gewählten Form.

Du hast Dir oben die Mühe gemacht, dein Gedicht zu erklären:

Zitat:Hier entsteht auch inhaltlich ein Unterschied. Bei mir steht das Weiss zuerst allein für sich in einem Satz. Im zweiten Satz des Verses wird Schnee (in Assoziation zu Weiss) beschrieben, einmal als ewig Seiendes (z.B. auf hohen Bergen), einmal als Vergängliches (Schnee schmilzt).
Bei dir ist Weiss das Ewige, welches den Schnee zum schmelzen bringt.

Für mich ist "ewig" und "schmilzt" zunächst mal ein deutlicher Widerspruch. Daß Du es in verschieden Situationen Assoziierst geht nicht aus deinem Sonett hervor. Sonettistas Vorschlag ist hier auch nicht überzeugend, da er Weiß mit etwas anderem als Schnee assoziiert, ohne daß erahnbar wird, was dieses sein könnte. Zumindest aber bildet er grammitisch einen Satz.

Deine Assoziationen zu Schwarz kann ich nur mit Mühe nachvollziehen. Vor allem Zeile 5: Was haben "Anfang, Reise, Ziel" mit der Farbe schwarz zu tun?

Grau soll hier die Mitte darstellen, den vielleicht auch faulen Kompromiss. Das "rammt" klingt in dem Zusammenhang zu martialisch.

Zitat:Das Phasengelage habe ich der Chemie entnommen, wo Flüssigkeiten, welche ineinander nicht löslich sind, Phasen bilden, die je nach Dichte übereinander gelagert sind in einem Gefäss. Homogene Gemische charakterisieren sich jedoch gerade dadurch, dass keine Phasen erkennbar sind. Mit diesem Widerspruch in sich wollte ich umschreiben, dass Grau als einzelne Farbe wahrgenommen wird (homogen), jedoch kann es auch das Produkt von Schwarz und Weiss sein.

Grau ist homogen oder gemischt. Es wird homogen oder gemischt wahrgenommen. Aber niemals ist es beides gleichzeitig.
Fachbegriffe (Phasengelage) stören mich nicht so sehr. Ich habe keine Scheu, selber nachzuschlagen, wenn ich einen Begriff nicht kenne. Wenn du deinem Vers einen solchen wissenschaftlichen Anstrich gibst, mußt du aber sauberer arbeiten: Dieser Widerspruch "homogenes Phasengelage" ist kein Stilmittel sondern einfach falsch.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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