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Maximilian Woloschin: Corona Astralis - Magistrale
#2
Hallo ABC,

Leider habe ich im Moment noch einige andere Baustellen zu betreuen, so daß ich hier nicht so schnell voran komme, wie ich es wünsche, aber ich stelle die beiden Quartette schon mal ein:


In Liebesdingen gleichen wir Kometen,
beständig ziehend auf geschlossner Bahn.
Der Wahrheit hat die Wirklichkeit nichts an.
Wir, die wir zu den Mittnachtsonnen beten,
wir wurden nicht getauft im Nass der Lethe:
Der Geist muß sich mit den Gedanken quälen,
mit Schmerzen, Kränkungen, die in uns schwelen,
den Wanderern, Vertriebenen, Poeten.


Welches Metrum hat das Original? Ich habe für die Nachdichtung einen 5-hebigen Jambus gewählt, das übliche Versmaß im Deutschen, habe aber meine Not alle Infos unterzubringen.

Kann man die extrem langgezogenen Kometenbahnen als Allgemeinwissen voraussetzen, um sich das Bild zu erschließen oder muß das "untreu" noch rein?

Die Zeile 3 verstehe ich nicht so ganz. Ist da wirklich unsere Erde gemeint? oder eher die "Welt" die auch den realen physischen Kosmos meinen kann. Das machte für mich eher Sinn.

In Zeile 4 habe ich mir mit "beten" eine Freiheit erlaubt, von der ich nicht weiß ob das noch zulässig ist. Das hängt dann auch davon ab, wie die Zeile im entsprechenden Kranzsonett eingebettet ist. Notfalls müßte man hier den Vierfachreim aufgeben, obwohl sich die Kometen ja geradezu aufdrängen.

Zeile 5: Die Christen haben die Taufe nicht erfunden, sondern aus der Glaubenspraxis einiger jüdischer Strömungen übernommen, (Johannestaufe) insofern geht es für mich in Ordnung, wenn der Begriff Taufe auch für andere Arten ritueller Reinigung verwendet wird. Es muß nur aus dem Kontext klar werden, daß hier nicht die christliche Taufe gemeint ist.

Zeile 9:
Zitat:Тому, кто зряч, но светом дня ослеп, —
Demjenigen, der sehen kann, aber erblindet durch das Licht des Tages
(Im Russischen klingt светом дня ослеп ungewoehnlich, eher biblisch-erhoben. Eigentlich darf man so was nicht sagen, - denn durch das „Licht des Tages“ kann man nicht erblinden, - also der Autor erwartet hier vom Leser, dass der ihm diese Schlamperei goennen wuerde)
(Im Russischen klingt die Zeile unnatuerlich)

Im Deutschen zumindest hat "blind" den selben Wortstamm wie "geblendet" und Eulen z.B. als Nachtaktive können gerade wegen ihrer hohen Sehschärfe kaum bei Tageslicht sehen. In diesem Fall geht es wohl um den Träumer, der die Traum-Wirklichkeit als die Wesentliche ansieht, die aber vom Tageslicht überstrahlt wird, so daß er für den Traum erblindet. Einen gewissen Widerspruch sehe ich da allerdings zu Zeile 3.

Zeile 12: Wenn er den Träumen eine Wirklichkeit zugesteht, kann man sie vielleicht mit Vision übersetzen.

Zeile 13:
Der Zyklus ist einer Frau gewidmet, insofern würde ich hier die männliche Version plausibel finden, wenn er sich ihr erklärt.

Zeile 14 ist mir inhaltlich nicht klar.
Sich wieder zu entfernen, also Abschied nehmen, liegt in der Natur des Kometen, insofern bleibt er im Bild, aber wo kommt der Jubel her?
Ist es ein "feierliches" Abschiednehmen in der Gewissheit der Wiederkehr, oder ein ebenso feierliches Opfer? "Jubel" scheint mir hier nicht hinzugehören.


Wenn manche Stellen grammatisch etwas ungelenk sind, muß man das in Übersetzung nicht unbedingt nachbilden. Da ich in der deutschen Sprache die gleichen schwierigkeiten habe, wird sich die ein oder andere Unebenheit ganz von selbst einschleichen...

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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RE: Maximilian Woloschin: Corona astralis - Magistrale (RU) - von ZaunköniG - 06.02.2010, 10:30

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