Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Vanitas
#1
Die Schlechtigkeit der Welt, der runden Alten,
ist zuverlässig, sagen schließlich alle,
und in dem ausgesprochen seltnen Falle
das Gutes sich ergibt, wird es nicht halten.

Viel mehr als Süßkram gibt es Gift und Galle,
das Schöne welkt, das Niedliche kriegt Falten,
nur Unerfreuliches darf man behalten,
das Unglück kommt recht gern in großem Schwalle.

So Geld wie Wissen kann man zwar erwerben,
doch bleibt das für die meisten theoretisch,
und spätestens im Spittel wirds entschweben.

Ein Jammer ists! Doch laß ich nichts verderben,
nicht Buch noch Brot; ich decke mir den Teetisch
und bleib trotz allem rasend gerne leben.
Zitieren
#2
Mir fällt etwas spät auf, daß ich halten auf behalten reime. Identische Reime also - was eigentlich nicht so gut geht. Andererseits finde ich mein Werk so ganz stimmig. Was meint Ihr?
Zitieren
#3
Hallo sonettista,

in den Terzinen gibts dann noch den -tisch / tisch Reim, das balanciert das Ganze dann aus. Mich störts nicht sehr, sprich, auf Biegen und Brechen muss nix "Reimenderes" sein. In Zeile eins hat mich das großgeschriebene "Alten" kurz irritiert, das sah auf den ersten Blick wie Plural aus. Ich würds adjektivistich gebrauchen und klein schreiben.

V 1 Z 4 müsste dann "dass" nicht "das" sein.

"unerfreuliches" ist kein ganz hasenreiner Jambus mehr, aber vom Klang her angenehm, auch das nicht störend, nur "fühlbar".

Inhaltlich kann man eher widersprechen. V 1 und V 2 sagen die Welt ist schlecht, Schönes gibts kaum und wenn dann flüchtig. Dem "das Böse ist immer und überall" setzt du dann Geld und Wissen dagegen, das erworben werden kann, "theoretisch". Ob Geld und Wissen nun was schönes sind, darüber lässt sich trefflich streiten.

Was mir unschön aufstößt ist die Wortumstellung in V 3 Z 1. So kann man Geld wie Wissen zwar erwerbern wäre normaler Sprachgebrauch, ich sehe hier keinen Grund für diese Verklausulierung. Die Verwendung von Spittel gefällt mir, solche Worte sind ja vom Aussterben bedroht.

Verderben in Verbindung mit "Buch" ist ein wenig weit, allerdings ist die Alliteration ansprechend.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
Zitieren
#4
Hallo Sneaky,

zunächst ein etwas später Dank für das genaue Lesen und das Wohlwollen.

(18.02.2010, 09:01)sneaky schrieb: in den Terzinen gibts dann noch den -tisch / tisch Reim, das balanciert das Ganze dann aus.
Stimmt nicht ganz; die Silbe -tisch ist die weibliche Kadenz, es reimt also Teetisch auf theoretisch.

(18.02.2010, 09:01)sneaky schrieb: In Zeile eins hat mich das großgeschriebene "Alten" kurz irritiert, das sah auf den ersten Blick wie Plural aus. Ich würds adjektivistich gebrauchen und klein schreiben.
Diese Verwechslungsmöglichkeit hatte ich gar nicht gesehen. Hmm... das despektierliche "die Alte" will ich, glaube ich, behalten. Trotzdem Dank für das Schärfen des Blicks.
[/quote]

(18.02.2010, 09:01)sneaky schrieb: Inhaltlich kann man eher widersprechen. V 1 und V 2 sagen die Welt ist schlecht, Schönes gibts kaum und wenn dann flüchtig. Dem "das Böse ist immer und überall" setzt du dann Geld und Wissen dagegen, das erworben werden kann, "theoretisch". Ob Geld und Wissen nun was schönes sind, darüber lässt sich trefflich streiten.
Natürlich ist dies Sonett nicht ganz ohne Ironie geschrieben - wobei ich Geld in ausreichendem und Wissen in großem Maße durchaus schön fände.

(18.02.2010, 09:01)sneaky schrieb: Was mir unschön aufstößt ist die Wortumstellung in V 3 Z 1. So kann man Geld wie Wissen zwar erwerbern wäre normaler Sprachgebrauch, ich sehe hier keinen Grund für diese Verklausulierung.
So dies wie das: die altmodische Kurzfassung für Sowohl dies wie das.

Das das habe ich nicht zu einem dass, sondern einem daß korrigiert - als unverbesserlicher ß-Fan.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste
Forenfarbe auswählen: