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Vögel der Nacht
#1
Mit Rabenflügeln stürzt die Nacht hernieder,
stakst Aas sich suchend durch die stillen Räume,
schleicht diebisch sich in meine leisen Träume,
krächzt heiser düstre Galgenvogellieder.

Den Kopf verwirrt vom Nachtmahr, schwer die Glieder,
so lieg ich wach und stell mir bange Fragen,
hör plötzlich hell die Nachtigallen schlagen
und schließ beglückt, entrückt die Augenlider.

Und träum von all den Vögeln unter Sternen,
von Dodos, Kiwis in den weiten Fernen,
von Eulen, Käuzen, Uhus in den Wäldern.

Von Vögeln, die am Morgen erst erwachen -
werd morgen über meine Dummheit lachen,
wenn kluge Raben kreisen über Feldern.
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#2
Hallo Halbe Frau,

Durch den Traumkontext bekommen die Vögel etwas archetypisches. Ist es da Absicht, daß du mit Dodo und Kiwi zwei flugunfähige Beispiele anführst, wobei der erstere bereits ausgestorben ist? Es sind auch die beiden einzigen Exoten in dieser Reihe.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo Zaunkönig,

die Nachtvögel Dodo, Kiwi und Uhu habe ich aus lautmalerischen Erwägungen gewählt. Dass es sich beim Dodo und dem Kiwi um flugunfähige Vögel handelt(e), spielte bei meinen Überlegungen keine Rolle, ist aber ein interessanter Aspekt, denn auf die Archetypen wollte ich hinaus.

Primär ging es mir um die Diskriminierung des Raben als Unglücksbote, die wir dem Christentum zu verdanken haben. Denn in älteren Zeiten galt dieser intelligente Vogel als weise und in einigen Kulturen sogar als heilig.

Der arglose Dodo kannte keine natürlichen Feinde, bis die Seefahrer kamen und ihn innerhalb eines Jahrhunderts ausrotteten. Wie wir wissen, ist dies nur einer der vielen Schäden, die der Mensch an der Natur angerichtet hat. Der Dodo erscheint uns heute nur noch im Traum und auf wenigen Abbildungen.

Lieben Gruß
Halbe Frau
Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.
(Matthias Claudius)
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#4
Eben erst habe ich dies Sonett gefunden und bin sehr beeindruckt.
Der Anfang ließ mich an Goyas Alptraumbilder denken.
Schöne Entwicklung, der Schläfer ruft sich zur Ordnung und bewundert die schöne Vogelwelt; die Pointe - die klugen Raben, die keine Angst machen - gefällt mir sehr.
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