Nachmittagsgedanken...

[Paul Laub]

Landläufig liegt die Welt in tiefem Gähnen.
Oh überschaubar satte Herrlichkeit,
voll reflexiver Illusion an weit
herbeigezerrtem Nach-sich-selber-Sehnen.

Entrückt zernagtes Ich voll Lichtkaskaden:
Erregungsmanifeste Eklatanz!
Gott rührt am Hirn sowohl, als auch am Schwanz
mit blattgoldüberzognen Wörterschwaden.

Wohin mit all den lästigen Gebräuchen?
Nichtsahnend trudeln wir durch‘s Überall.
Dann aber -plötzlich- lauern uns Reprisen.

Wie nimmt das wunder, dieses feiste Scheuchen…
Doch in Ermangelung (welch Sonderfall)
zerlassen wir den Tag auf grünen Wiesen.

[koni]

gefällt mir sehr gut. das andere übrigens auch.

[ZaunköniG]

Hallo Paul,

dieser selbstpersiflierende Pathos am Anfang ist großartig.
und zum nietschen Über-All habe ich mich ja schon an anderer Stelle geäußert.
Nur zwei Kleinigkeiten:
Ist die Inversion in Z 7 beabsichtigt?
Da hier die Ernüchterung einsetzt finde ich sie eigentlich unpassend und auch metrisch nicht zwingend
-> Gott rührt sowohl am Hirn, wie auch am Schwanz.

in Z 13 stellt sich die Frage "In Ermangelung was oder wessen?"
Auch wenn man mitunter einen Mangel verspürt ohne zu wissen, was da konkret fehlt, so scheint mir der Satz als solcher nicht vollständig.

Dennoch, der Gesammteindruck gut.

LG ZaunköniG

[Paul Laub]

@koni ... vielen Dank, freut mich...

@ZaunköniG ... die Inversion in V7 würde ich eher als kleine sprachliche Eigenheit oder Unart betiteln. Ich schreibe das ganz oft so. Zwingend ist sie nicht, das stimmt.
Die Frage nach dem Was, die sich in V13 auftut, entsteht - so finde ich - eben erst in ihrer ganzen Breite durch die Unvollständigkeit und bekommt mit der, fast schon sarkastischen, Bemerkung "welch Sonderfall" noch ihr kleines i-Tüpfelchen. So ist es zumindest gedacht. ggg

Beste Grüße...

Paul