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Wintersonett
#1
Ich schneie hier einfach gleich mal mit einem kleinen Sonett herein, wenns recht ist Smile
Ich hoffe, ich mache nichts falsch.



Wintersonett

Es zieht ein Hauch von Winter durch die Wälder
Ein Greis mit weißem, eiszerfurchtem Haar
Raschen Schrittes und zuletzt zerschellt er
Wo eben noch ein Rest von Süden war

Zerstäubt in abertausend Silberflocken
legt er sich trüb und schweigend übers Land
Und wie die See rumoren Totenglocken
Sie klagen um den Sommer, der verschwand

Ich wünschte mir, die Vögel kämen wieder
Die Wipfel trügen wieder Königsflieder
Was gäb ich fort für einen warmen Tag?

Versink ich doch im kalten Blättertreiben
Und ruhe fest in diesem großen Schweigen
Ich spüre nur, dass ich nicht sterben mag
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#2
Hallo Jim,

herzlich willkommen im Forum. Fühl dich wie zu Hause. Mit einem Gedicht einzusteigen ist genau richtig, auch wenn die Jahreszeit nicht zu deinem Thema passt. Aber das kümmert Schreibende nicht Smile ich weiß.

Mir gefällt was ich da sehe. DAs ist schwungvoll geschrieben und stimmig im Rhythmus bis auf S 1 Z 3 wo du ohne Auftakt beginnst.

Inhaltlich ist mir das Zerschellen des Winters ein wenig suspekt. Zerschellen bedeutet für mich, zerbrechen, kaputtgehen und das tut dein Winter ja nicht. ER verstreut Eis. Das wiederum gefällt mir am zerschellen.

"Zerstäubt in abertausend Silberflocken
legt er sich trüb und schweigend übers Land" Hier sehe ich einen Widerspruch in den Silberflocken, die mit "trüb" weitergehen. Das passt mir nicht so recht zusammen.

Das "rumoren" der Totenglocken und der See gefllt mir auch weniger. dumpf wie die See ...Totenglocken könnte ich mir da vorstellen und eben ein Verb, das besser passt zu den Totenglocken, als rumoren.

"Versink ich doch im kalten Blättertreiben" Das hier wiederum passt doch eher zu einem miesen Herbsttag als zum echten Winter?

Bin gespannt auf mehr und weiteres

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Jim,

Auch von mir, herzlich willkommen.

Formal ist dein Sonett in Ordnung. Die Zeile 3 ohne Auftakt, und der nicht ganz saubere Reim "Wälder / zerschellt er" gehen so durch.
inhaltlich hat Sneaky schon einige Punkte aufgeführt. der zerschellende Winter ist in der Tat heikel, da sollte, entweder ein anderes Reimwort her, oder aber etwas anderes zerschellen.
Auch beim Bättertreiben muß ich Sneaky zustimmen. Zwar werfen z. B Eichen erst sehr spät ihr Laub, es ist also keine völlig widersinnige Situation, aber die Assoziation zum Herbst drängt sich bei Blättertreiben doch zu stark auf.

Zitat:Und wie die See rumoren Totenglocken
Sie klagen um den Sommer, der verschwand

Etwas seltsam kommt mir vor, daß Totenglocken um den Sommer klagen. Hast du hier deinen Gegenstand mit der Metapher verwechselt? Aus dem Kontext würde ich eher vermuten, daß dort irgendwelche Naturklänge zu hören sind, die an Totenglocken erinnern. Etwa so:

Zitat:Vom See her tönt es dumpf wie Totenglocken,
die um den Sommer klagen, der verschwand.

Bei Wipfeln denke ich an die kronen, ausgewachsener Bäume. Das will mir nicht recht zu dem Königsflieder passen, der auch im hohen Alter nicht großer als etwa 4m wird. Oder dachtest du an einen verfärbten Himmel? das wird an der Stelle nicht deutlich.

Nun, das sind aber alles Kleinigkeiten, laß dich nicht von soviel Text entmutigen.
Schade finde ich lediglich, daß dein Sonett keine Volte oder Pointe hat. Es plätschert in einem Guß so dahin.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Guten Tag
zuerst möcht ich mich entschuldigen, dass ich solange nichts habe hören lassen von mit. Hab leider eine Menge zu tun im Moment. Uniprüfungen stehen an, Umzug wird geplant, usw...
Bin einfach bisher nicht dazu gekommen, zu antworten. Was ich nun nachholen werde.
Also, nix für ungut

Smile

Bei diesem Text muss ich dazu sagen, dass ich ihn für einen kleinen Wettbewerb geschrieben habe und dass die Worte Hauch, Wald, Vogel, Wipfel, schweigen, spüren und ruhen enthalten sein mussten. Ohne diese vorgegebenen Worte wären vll einige Stellen passender geworden. Ich werde in den nächsten Tagen den text nochmal umschreiben. Von daher vielen Dank euch beiden für die Anregungen und für die Kommentare.
Bevor ich zu jedem einzelnen Punkt etwas sage, versuch ich es gleich lieber praktisch am Text zu verbessern. Das Ergebniss bekommt ihr dann auf jeden Fall zu sehen.

Eine Sache:

Zitat:Bei Wipfeln denke ich an die kronen, ausgewachsener Bäume. Das will mir nicht recht zu dem Königsflieder passen, der auch im hohen Alter nicht großer als etwa 4m wird. Oder dachtest du an einen verfärbten Himmel? das wird an der Stelle nicht deutlich.

Ich hab mich da wohl vertan. Für mich waren die Wipfel auch immer die Bergspitzen, also ein Synonym zu Gipfel. Das ist wohl - bei genauerer Überlegung - ziemlich falsch.
Vielen Dank euch beiden nochmal.
Wir lesen voneinander

Gruß
Roman
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#5
Hallo Jim

Zitat:Bei diesem Text muss ich dazu sagen, dass ich ihn für einen kleinen Wettbewerb geschrieben habe und dass die Worte Hauch, Wald, Vogel, Wipfel, schweigen, spüren und ruhen enthalten sein mussten.

Ja, es schränkt die Ausdrucksmöglichkeiten schon etwas ein, wenn einem fremde Worte in den Mund gelegt werden.
Aber wenn du solche Herausforderungen magst, dann schau doch mal bwei den Kabinettstückchen. Z. B die Sonette nach aufgegebenem Endreim. Eine Herausforderung ist da immer offen.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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