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Rosen
#1
Zitat:Für einen Maler gibt es nichts Schwierigeres als eine Rose zu malen, denn dazu muß er zuerst alle Rosen vergessen, die jemals gemalt worden sind.

Henri Matisse

Gleiches könnte man auch von Rosen-Gedichten sagen. Die Rose ist neben dem Mond eine der wichtigsten lyrischen Metaphern. Aber erstaunlich selten wird sie selber zum Thema. Diese wenigen Beispiele aber sind erfrischend unterschiedlich.

Zum Vergleich möchte ich hier die Rosensonette aus dem Forum zusammentragen, verbunden mit der Frage, ob jemand noch andere Beispiele kennt:

1: Tiel Aisha Ansari: Wild Rose
http://www.sonett-archiv.com/forum/showt...p?tid=1217

Wildrose
Ü: ZaunköniG

Ich bin nicht aus dem Treibhaus, zahm gemacht,
steril, zu Vorhangstoff aus rotem Samt.
Ich wuchs noch wild! Ein rauhes Banner rahmt
mein Haupt, von messerscharfem Dolch bewacht

vor Vögeln, Tieren, unbedachtem Tritt.
Gleicht dieses Blütenblatt geliebten Lippen?
Nein, die sind weicher. Auf mir Bienen mit
dem Kratzfuß landen, wenn du küsst mit Nippen.

August soll’n scharlachrote Früchte reifen
Und jede trocknen als ein Samenstand.
Legionen in den Hagebutten sitzen
Um wurzelnd nach entferntem Feld zu greifen.

Denk nicht dran, mich zu pflücken, jede Hand,
die mir zu nah kommt will ich blutig ritzen.



2: Richard Fanshawe: Rose
http://www.sonett-archiv.com/forum/showt...hp?tid=899

Rose
Ü: ZaunköniG

Blühst morgens auf, daß mittags du verdirbst;
Was nutzt dies, so schnell aufgegebne Leben?
Du bist erstaunlich fröhlich, da du stirbst,
Bist stolz, vergehend Farbe noch zu geben!

Wenn dich die Schönheit so verblendet hat,
So wisse: was dich schwellt ist dein Ruin.
Die Schönheit in dem blutig roten Blatt
Birgt auch schon deinen frühen Tod darin.

Ein Gift droht dir vom Atem eines Bauern,
Sein Pflug sich sorglos durch die Scholle frisst,
Und mancher Held liegt ständig auf der Lauer,
Zu morden die, die frisch geboren ist.

Nein; - Blühe schnell, des Henkers Atem droht
Schon deinem Leben, und er führt's zum Tod.


3: Jan Křesadlo: Rosen-Rondell

http://www.sonett-archiv.com/forum/showt...p?tid=1220
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
3: Salamandra: Rose und Distel
http://www.sonett-archiv.com/forum/showt...hp?tid=590

Rose zählt im Garten Sonnenstunden,
wächst und blüht, bis sie ein Messer bricht,
wird in Totenkranz und Strauß gebunden,
spürt die satte Hagebutte nicht.

Distel blüht auf freier, lichter Heide,
reckt zum wind empor den Purpurschein,
wächst, gedeihet nur zur eignen Freude
und gebiert die Frucht, um frei zu sein.

Lieber will ich mit den Disteln schweben,
lieber frei sein hier in Gras und Wind
und mich selbst in Lust und Leid verlieren.

Will nicht unfrei wie die Rosen leben,
die so rasch im Strum zerbrochen sind
und die Betten toter Menschen zieren.



4: ZaunköniG: Rose
http://www.sonett-archiv.com/forum/showt...hp?tid=312

Zu leicht ergibt sich manche Braut dem Sinn,
der sich in kurzem Blütentraum verzehrt.
Der spät geborgne Schatz wird mehr geehrt,
als der nur zugefallene Gewinn.

So zeigt sich denn die Rose auch bewehrt;
und ist der erste Frühlingsblust dahin
hebt über alle sich die Herrscherin
als Edelste, Unnahbarste begehrt.

Doch bald! Wie wir der Königin in spé
und ihren Lockungen entgegenfliegen!
Versprach uns schon die Knospe das Bukett

ergibt sich nun die Rose, deren Glut
samt-seiden ihrem Dornenkranz entstiegen
erwartungsvoll in der Entfaltung ruht.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
5: Friedrich von Boeckh: Alpenröslein

Wo himmelan die stolzen Berge streben,
Sich mit dem Saum der Wolken zu umschließen,
Da will ich wie auf hohem Sitze sprießen,
Und leben still ein süßes Alpenleben.

Doch will ich gern mich dir zu eigen geben,
Willst du vielleicht, mich stille zu genießen,
Zu mir herauf zu wandern dich entschließen,
Und mich zum Blüthenkränzchen dir verweben.

Wenn andre Rosen mit den Dornen stechen,
Dir blutge Wunden in die Finger ritzen,
Mich dornenlose darfst du schmerzlos brechen.

Wo ist ein Röslein sonst noch wohl zu pflücken,
Das darf gleich mir im Blätterschooße sitzen,
Und wird nicht Wunden in die Handen dir drücken?
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
6: Julius Hübner: Moosrose

Von allen Rosen mir die liebste Rose,
Wie tausendfältig deine Art auch blüht,
Du, die mein Auge mit Entzücken sieht,
Geheimnißvolle du, im dunklen Moose.

Wenn du den Kelch erschließest, makellose,
Der tief im Purpur holder scham erglüht,
Allmächt’ger Zauber, der zu dir mich zieht,
Daß ich in deinem Duft mich trunken kose.

Du Herzenspfand zu süßem Liebeslohne,
Bräutlicher Wonne Hundertblätterkrone,
Der Blumen Königin auf grünem Throne.

Preis deinem ewig unerreichten Ruhme,
Du Weihrauchspenderin im Heiligthume,
Lenzhohepriesterin, der Liebe Blume!



7: Julius Hübner: Arme Rose

Die schönste Rose sah ich an den Zweigen,
Aus Purpurgluth und zart Milchweiß gewoben,
Wie Unschuld noch von holder Scham gehoben,
So süß entzückt mußt’ ich mich zu ihr neigen.

Sie öffnet ihren Kelch in tiefem Schweigen –
Da ringelt sich zum gift’gen Knäu’l verschroben,
Ein Wurm hervor, und in des Ekels Toben
Reiß’ ich die Rose von den schwanken Zweigen.

Ach, arme Rose, was kannst du dafür,
Daß sich der Wurm in deinen Kelch begraben?
Ihn sollt’ ich schleudern fort, nur ihn zertreten.

Das größte Leid, ich that es doch nur mir,
Nie werd’ ich mehr an deinem Duft mich laben –
Ach, arme Rose, laß mich für dich beten!
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#5
8: Robert Hamerling: Die Rosenknospen

Sie wollte traut mir eine Rose reichen,
Doch keine blühte voll noch in den Hagen;
Sie aber pflückte Knospen ohne Zagen,
Und gab sie mir als süßer Liebe Zeichen.

Gebroch’ne Knospen, holde Blumenleichen,
Welkt ihr so früh in gold’nen Lenzestagen?
Um süßer Liebe Botschaft anzusagen,
Muß euer junges Roth so bald erbleichen?

Und dennoch preis’ ich euch als selig todte:
Wohl habt ihr euch zur Krone nicht geründet,
Und seid nicht aufgeblüht im Purpurrothe;

Doch hat euch Todeswonne süß entzündet:
Denn selig stirbt, wer als ein Liebesbote
Gesendet ward und Himmlisches verkündet!
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#6
Dionysios Solomos
1798 - 1857 Italien / Griechenland

http://www.sonett-archiv.com/forum/showt...p?tid=1413

Rose

Als unsre Gnadenmutter auf zum Himmel stieg
aus züchtiger, besorgter Liebe, trat der Abend
ins abgeschlossne Kloster ein, mit Düften labend
vom Blütenhang, der nahe bei der Küste liegt.

In meiner Vorstellung betrachte ich die Rose,
die allerschönste Blume, die Ursprünglichkeit,
den Purpur und den Samt von der Geliebten Busen.
Der Lust die Augen aufzutun war nicht die Zeit.

Ein milder Zephyr kosend weich hernieder sinkt
auf ihren jungfräulichen Stengel, und sie winkt,
sie öffnet sich, den Kopf geneigt, verlegen, scheu,
wie der Verliebten volle Lippen doch zuletzt.
Dies erste Mal aus Süße und Begierde jetzt
entblößt die größten Farben und ihr ganzes Feuer.
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#7
Hjalmar Hjorth Boyesen: Wenn die Rose reden könnte
http://www.sonett-archiv.com/forum/showt...p?tid=1472

Es schimmert eine Träne aus ihr vor,
so dicht verhangen in karminer Nacht
von zarten Blütenblättern. kurz bedacht
bracht ich die Rose, hielt sie an mein Ohr.

Ich glaubt, ich hörte ihre heiße Brust,
ihr Herz erstickend pochen, mild und schwach.
Ihr reges Lebensblut durchfloss sie sacht,
bald hab ich's fern, bald hab ich's nah gewußt.

Oh könnte nur der stille Mund von Flammen
entsiegelt sein und schleudert in die Welt
ihr Weh. Ach, fänd in einem Wort zusammen
der heiße Rausch, der sie im Innern quält; -

Gern würd' ich sie in deinen Händen sehen.
Du könntest ihrem Ruf nicht widerstehen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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