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An einen Freund
#1
I.

Wer trocknete sich nicht in leisem Bangen
Die Augen schon, o Freund, die thränennassen,
Nenn er in Liebe über alle Massen
Zu kalt erwidert sah sein Gluthverlangen?

Allein wem so die Liebe aufgegangen.
Daß ganz bezwungen er jedwedes Hasse»,
Kann keine Seele unbeachtet lassen,
Muß großgesinnt gar Vieles hold umfangen.

Wenn auch auf Andre deine Blicke fallen,
So wird, Vieledler darum mir nicht scheinen.
Daß minder stark des Freundes Herzenswallen.

Nur wem ganz fremd im Herzen ist Verneinen
Und nur wer treu geblieben Allen, Allen,
Der wird auch wagen, es zu seyn' dem Einen.
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#2
II.

Laß nur den Thoren ihre Art, den lauen,
Die, während sie bewegt und herzlich scheinen,
Des eignen Planes Fäden klug vereinen
Und überall nach ihrem Vortheil schauen.

Wenn du es wagst, auf mich, den Freund zu bauen,
Will ich mit dir in bangen Tagen weinen
Und deine Freuden machen zu den meinen -
D'rum zög're nicht, mir innig zu vertrauen.

O lase dich an meiner Seele nieder,
Denn eh' es käme nur zum kleinsten Streite
Entbänd' ich lieber dich des Wortes wieder,

Und triffst du Einen in der Näh' und Weite,
Der mehr als ich verwirklicht schöne Lieder,
So tret' ich ohne Klage schnell zur Seite.
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