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An Trinius
#1
Der Unhold, der im Schlaf mich überfallen,
Brach meine Kraft ohn’ allen Widerstreit;
Auf meine Brust sich legend schwer und breit
Riß er ins Fleisch mir schmerzlich seine Krallen.

Ich sprach: Geschehe, was dem Herrn gefallen!
Rufst du, sein Knecht, mich ab? ist’s an der Zeit?
Du findest mich gerüstet und bereit. –
Er ließ ein Hohngelächter gellend schallen.

Ich schaute scharf ihn an; da troff ein kalter
Angstschweiß von meiner Stirn herab, da hatt’s
Ein Ende bald mit meinem kecken Mut.

Er sprach: Geduld! ich sauge bloß dein Blut;
Du meintest schon den Tod? nicht also, Schatz;
Ich bin, von dem du fabeltest – das Alter.
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#2
Es ist ja Sommer, wie die Leute sagen;
Du, Sonne, scheinst erkaltet und verblaßt;
Sprich, bist auch du denn alt geworden, hast
Nicht mehr die Kraft, wie in der Jugend Tagen?

Das Alter, ja! was frommte da zu klagen,
Das ist ein arger, unbequemer Gast!
Man lernt wohl noch sich fügen seiner Last,
Das unvermeidliche getrost ertragen.

Es ist ja nur um eines Tages Lauf;
Nacht wird’s, ich kann zum Werke nicht mehr sehen
Und muß wohl schon die Abendfeier halten.

Ein Vorhang fällt, ein andrer wallet auf;
Viel gab, des Wille soll und wird geschehen;
Ich will zum Dankgebet die Hände falten.
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