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Werth des Lebens
#1
1.

Vor dem freien Odem nachtumgeben
Als ein Keimchen der Unendlichkeit
In dem Mutterschooß der Erdenzeit:
Eng beginnt und dunkel unser Leben.

Eng noch liegt es (eine Welt im Streben
Aus des Säuglings Eingebundenheit
Zu der Freiheit goldnem Lichtgeleit)
In der Wiege zarten Traumgeweben.

Seiner Größe dann bewußt durchbricht
Aufgewachter Geist des Schlummers Schranken,
Und im hohen Blitzflug der Gedanken

Schwärmt er, bald unendlich weit und licht,
Stolz hinaus noch über Sonnenstrahlen.
Dienstbar muß das All Tribut ihm zahlen.
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#2
2.

Liegen zwischen Mutterschooß und Licht
Klüfte der Unendlichkeit erhoben
Hier schon, wo der Geist, noch staubumwoben,
Sich mit schwerer Fessellast umflicht;

Wie unendlich höher fährt er nicht
auch dem Kerkerleben fort nach oben,
Wann der Erde Theil ihm ganz entstoben
Und der Tod ihm einst die Bande bricht!

Sie, es flimmert dort ein Stern herein.
Schaut ihn wohl, wie hier die Erdennacht,
Auch des Lichtes Heimath trüb und klein?

Über all die Sterne groß und hell
Flammt, o Geist, dein Leben angefacht
Einst an Gottes ew’gem Sonnenquell!
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#3
3.

Wie erfass’ ich euch, o Ewigkeiten,
Wie, o Leben dich, im Sternenschloß?
Geist, du Weltallfürst und Herr so groß
In der Elemente Widerstreiten,

Was sind hier all deiner Allmacht Weiten?
Nichts, ein schwaches enges Pünktchen bloß,
Wie der Leib, den dir die Erde goß,
Nimmer kann zum Weltenall sich breiten.

Tod, du Brücke zur Unmeßlichkeit,
Wo der Geist, ein ganzer Weltenraum,
Fessellose Feuerpfeile blitzt:

Auf zerplatztem letztem Lebensschaum,
Der mein Fünkchen zu den Sternen spritzt,
Schiff’ ich einst von dannen hocherfreut!
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