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Recht muß doch Recht bleiben – Hannover und Braunschweig
#1
Recht muß doch Recht bleiben,
und dem werden alle frommen Herzen zufallen
Psalm 94,15

Zeit-Sonette zur hannover-braunschweigischen Frage.


Hannover und Braunschweig

I.

Ernst August, frommer Fürst, am Recht geblieben,
Dein freu’n sich, die vom Recht nicht lassen wollen!
Ihr Dank, da freudig Dank sie dir nun zollen,
Gilt Gott, deß Geist zum Rechten dich getrieben.

Ob viel’, ob wen’ge heil’ges Recht noch lieben, -
nicht Zahl tut’s, sondern Kraft, in unruhvollen
Entscheidungen zu fragen, was wir sollen,
Und Antwort hier zu sehn: Es steht geschrieben!

Es steht geschrieben: Recht muß Recht doch bleiben!
Und: Wer nicht fürsorgt seinen Hausgenossen,
Fehlt schwer! – Zwei Häuser dich zur Fürsorg’ treiben:

Hannover, braunschweig, Einem Reis entsprossen!
Und sollt’ auch Streit der Pflichten dich zerreiben, -
Für beider Recht gleich fest bist du entschlossen.
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#2
II.

Hannover, deine Heimat, sahst geschlagen
Mit schwerem Leide du, sahst sie geächtet,
Von Bruderhand genommen und entrechtet,
Und mußtest der Verbannung schmerz ertragen.

Hannover, deine Heimat, sahst du fragen
Nach deinem Haus, trotz Knechtschaft ungeknechtet,
In Treu’ und wußtest es: Ihr Treu’n, ihr fechtet
Für Gott und unser Recht ohn’ alles Zagen.

Ihr fechtet nicht mit Stahl und Blei, - ihr lasset
Blitzen der Wahrheit Schwert, das Banner wehen
Taghellen Rechts, davor Scheinrecht verblasset.

Treu mit Treu’n in einem Kampf zu stehen,
Hast du erwählt, wie man die Treu’ auch hasset,
Und Treu’ um Treue gab ein gut Verstehen.
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#3
III.

man sah dich als des Vaters würd’gen Erben
Standhaft den Treu’n voran die Fahne tragen.
Noch fühl’ ich meines Herzens warmes schlagen,
Als du sie fest ergriffst bei seinem Sterben.

Du machtest deinem Volk den Kelch, den herben,
Mild durch der Treue stilles, starkes Wagen,
Daß gottverlieh’nem Gute du entsagen
Nicht wollt’st um Menschensold und Erdenscherben.

An deinem und an deines Volkes Rechte,
- Lebend’gem Stamm ein Recht des Eigenlebens, -
Hielt’st du, Prophet machttrunkenem Geschlechte

Hielt’st in der Reinheit du treu deutschen Strebens,
Der Freiheit hold, durchharrend Trübsalsnächte,
Gewiß: wer hofft auf Gott, hofft nicht vergebens!
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#4
IV.

Und Braunschweig rief: Auch hier sind deine Kinder
Von Niedersachsenart, dir anvertrauet,
Und wenn auf deine Treu’ Hannover bauet
In Zuversicht, bau’n wir darauf nicht minder.

Ohn’ Bitterkeit dem mächt’gen Überwinder
Bot’st du den Bund, - und wer dich würdigt, schauet
An dir die Bundestreue, der man trauet,
Nennt dich aus wirr’n durch Redlichkeit Pfadfinder.

Und Braunschweig ruft, zum Ziel nicht gleich gedrungen,
Dir mit verstärktem Ruf nach bangem Warten;
Untrennbar sind dir Löw’ und Roß verschlungen.

Da läßt du Braunschweig deinem Sohn, im harten
Pflichtwiderstreit ein Opfer, schwer errungen,
Verheißend neues Blühn im Völkergarten.
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#5
V.

Wohl will noch gute Meinung anders raten,
Dir, der sich so bezwang, noch mehr ansinnen,
Dir schnellen Kaufs vermeinte Ehr’ gewinnen
Und, wie sie sagen, Raum zu frischen Taten;

Will so, daß deine Heimat wird verraten,
Dein Banner hissen auf des Löwen Zinnen
Und löschen, Braunschweigs Glück neu zu beginnen,
Hannover dauernd aus dem Bund der Staaten!

Als ob nicht Glück durch andrer Weh nur Flimmer!
Als ob nicht mehr auch sei, vor Glanzesrollen,
Für’s Recht zu zeugen, mehr denn Thronesschimmer!

Und die vom Recht wie du nicht lassen wollen,
Verstehn als Mann der rechten Tat dich immer,
Dem für sein Opfer auch sie Ehre zollen.
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#6
VI.

Wie lohnt man’s? Ach, Du klopfst verschloss’nen Türen!
Wohl Macht ist, doch der Wille nicht, zu heilen.
Ach, will man so in sein Verhängnis eilen,
Da dunkle Mächte schon die Welt aufrühren?

Ach, will die Zeit man, da sich noch läßt führen
Unrecht zurück zum Recht, verschmähn, verweilen?
Was Gott zusammenschloß, noch mehr zerteilen,
Da an Sein Kronrecht Gott Sich nicht läßt rühren? –

Du hast, o Fürst, um dich und um die Deinen
Wohl Schmerz, doch tröstend hält euch Lieb’ verbunden,
Zwiefach, wenn ihr Verkennung müßt beweinen;

Du klagst wohl Braunschweigs, wohl Hannovers Wunden,
Doch raubt kein Machtspruch dir, die treu es meinen; - -
Ach, tiefstes Weh um Deutschland wird empfunden!
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#7
VII.

Gott läßt Sein Kronrecht straflos nicht mißachten!
Unrecht von oben weckt Unrecht der Tiefen.
Schon rütteln Geister, die im Abgrund schliefen,
Thron und Altar, als wenn sie leicht zerkrachten.

was hilft’s, ob Ruhmesfeu’r sich hell entfachten,
Was frommt’s, ob fromme Worte klangvoll riefen,
Will man Verderbenslauf, den viele liefen,
Nicht lassen, nicht mit ernst nach Treue trachten?

Wer Wind sä’t, erntet Sturm, - Erfahrung zeuget
Es klar, und kein wohlmeinend Tun kann’s hemmen,
Gönnt man nicht Raum dem Rechte, schwer gebeuget!

O Gott, nur Du kannst Unheilsflut noch dämmen,
Wo schon der Drache Kinder zahllos säuget, -
O Gott, gieb Heil Deutschland und Deutschlands Stämmen!
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#8
VIII.

Heil giebst der Buße Du, - o Gott, anrühre
Der Völker, Deutschlands, unser Hwerz inständig,
Daß uns, die fehlten, wiederum lebendig
Dein Geist durchweh’ und wahre Buße spüre!

Halt auf den Lauf, daß man nicht länger schüre
Des Weltwahns stolze Gluten, wild unbändig!
Gieß ein den Schein des Lichts, mach uns verständig,
Zu sehn, wie Buß’ allein zum Recht hinführe!

Georg, Dein Knecht im Leide sprach: uns allen
Sei durch das Leid zur Buß’ ein Zug beschieden, -
Und Dir gelassen blieb im Leid sein wallen.

Nach Deinem Wort, das Buß’ uns weist hienieden,
Laß seines erben Weg auch Dir gefallen,
Und mach selbst Feinde noch mit ihm zufrieden.
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#9
IX.

Getrost, Ernst August, wert, um’s Recht zu leiden!
Getrost, o Welfenhaus, durch Kampf bewähret!
Wenn große Not der Welt sonst widerfähret,
Wie mag dein Hirt dich still und friedlich weiden!

Und schafft uns Leid das Fernsein noch und Meiden,
So wissen wir, daß Leid nicht immer währet.
Gleichwie nach Wettern sich der Himmel kläret,
Kennt Gott die Zeit, vom Leiden uns zu scheiden.

An Gottes Recht, o Fürst, hast du gehalten
Und hältst du treu, - so sei Gott dein Genügen!
Treu wird dein Recht und unsers Er verwalten.

Und sei’s auch dunkel, wie Er’s hier will fügen, -
Den Treu’n sind ew’ge Kronen vorbehalten
Und Freud’ in der Erquickung vollsten Zügen!
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