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Sonett an Bettina
#1
Laß dich, mein Kind, den Tadel nicht verführen,
Vertrau, wenn du ihn hast, dem guten Sinn,
Und sprich; Nur weil ich nicht unsterblich bin
Will die Versöhnung liebend mir gebühren!

Denn Gottes Hand, sie kann uns plötzlich rühren,
Und stürb der Freund mir unversöhnet hin,
So wäre scharfer Tadel den Gewinn,
Daß Liebe ich gegeben, mir entführen!

Bis dahin suche Trost in dem Sprichworte,
Daß Rom nicht ist in einem Tag gebauet,
Daß Alle Alles auch zugleich nicht können;

Daß vor dem Morgen erst der Himmel grauet,
Daß trunken bunt Aurora pflegt zu brennen,
Bevor der Gott tritt aus der Sonnenpforte!
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