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Sonettenkranz, Dem Andenken Ihrer Hoheit Prinzessin Catharina von Oldenburg
#1
Sonettenkranz, Dem Andenken Ihrer Hoheit Prinzessin Catharina von Oldenburg (Gestorben 11/23. Juni 1866)


1

O süßer Liebling Du, auf Wiedersehen
Im Himmel einst, doch nimmermehr hienieden,
Im Lebensstreite nicht, doch einst im Frieden,
Um ewig nimmer von einand' zu gehen.

Ich fühle Deine Engelsflügel wehen,
Du hast auch mir den Himmelstrost beschieden,
Als Deine Lippen jede Klage mieden,
Zum Heiland sich erhoben nur im Flehen,

Ist auch entrückt uns Deine zarte Hülle,
Und ist gelöst ein Erdenband uns Allen,
Im Geiste bleiben ewig wir verbunden.

Es lebt uns Deines Herzens Liebesfülle,
Es leuchtet uns Dein ganzes Erdenwallen,
Es strahlt Dein Bild, vom Lenzesschmuck umwunden.
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#2
2

Es strahlt Dein Bild, vom Lenzesschmuck umwunden,
Vom Rosenschein das Antlitz Übergossen,
Das Auge wie von Sonnenglanz durchflossen,
Die Lippen, wie zu süßem Wort verbunden.

Sie lächelten so hold in heitern Stunden,
Sie scherzten froh in Mitte der Genossen,
Wenn auch für ernste Rede nicht verschlossen,
Dem geist'gen Born, wo Labung Du gefunden.

Die schlanke Huldgestalt mit leichtem Neigen,
Wie däuchte sie doch Allen auserlesen,
Um hold zu schmücken dieses Erdenleben,

Gleich Edelweiß im zarten Blumenreigen
Auf Bergesthron mit königlichem Wesen, —
Das edle Haupt von Hoheitsglanz umgeben.
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#3
3

Das edle Haupt, von Hoheitsglanz umgeben,
Bedurfte nicht der Krone, sie zu tragen,
Im schlichten Haar nicht Edelsteine lagen,
Doch sah man Würde um den Scheitel schweben.

Sich aus dem Volke geistig zu erheben,
In jeder Tugend hoch empor zu ragen,
Der Fessel des Gemeinen sich entschlagen,
Als Stern zu leuchten in des Kummers Beben:

Nach solchem Hoheitsrecht hast Du gerungen
In stiller Demuth, nicht im eitlen Spiele
Und dies allein hat Dir den Glanz gegeben.

Von Deiner hohen Erdenpflicht durchdrungen,
War hingelenkt zum ew'gen Himmelsziele
Der Geist, erfüllt von idealem Streben.
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#4
4

Der Geist, erfüllt von idealem Streben
Zu dringen durch der Täuschung Nebelschichte
Zur reinen Wahrheit, diesem ew'gen Lichte,
Von Trug und Schein das Farbenkleid zu heben,

In jedem Worte Zeugniß ihr zu geben,
Zu wandeln, wie vor Gottes Angesichte,
In Furcht vor Seinem heiligen Gerichte: —
Er fühlte selten heimisch sich im Leben.

Ein Himmelssehnen zog ihn stets nach Oben,
Zu seinem lichtumfloßnen Ideale,
Das er gesucht, und selten nur gefunden.

Doch gleich dem Baum, das Wipfelhaupt erhoben,
In Erde wurzelnd, hieng am Erdenthale
Das Herz voll Lieb, so warm und tief empfunden.
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#5
5

Das Herz voll Lieb', so warm und tief empfunden,
Dem Quelle glich's, umsäumt von Moos und Ranken,
Wie selig wir aus diesem Borne tranken!
Wie quoll er jugendfrisch zu allen Stunden!

Er goß das linde Heil in Weh und Wunden,
Er stärkte uns bei Zagen und bei Schwanken,
Vertrauensworte auf dem Grund versanken,
Von seinem Spiegel ist kein Bild verschwunden.

Wie man zur Quelle flieht am heißen Tage,
So flohen auch zu Deinem klaren Herzen
Die Deinen All' und hielten Dich umwunden.

Und o! nicht ungelöst blieb Eine Frage,
Nicht ungetrocknet Eine Thrän' der Schmerzen,
Du hast genützt des Daseins ftücht'ge Stunden.
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#6
6

Du hüft genützt des Daseins flüchtige Stunden,
Als drängte Ahnung Dich, wie kurz es währe,
Und daß am Morgen schon in Himmelssphäre
Den Siegeskranz Dir Engelshand gewunden.

Den Perlen gleich in Reihen engverbunden,
Mit Taucherfleiß genommen aus dem Meere,
Im Werthe höher als des Goldes Schwere,
Vereintest Du die köstlichen Sekunden.

Du legtest nieder sie als Opfergabe,
Von Wonne glühend Deine zarten Wangen
Im heißen Trieb, Dich selber hinzugeben.

Von Deiner Wiege bis zum frühen Grabe
Erschien Dir Spenden sel'ger als Empfangen,
In Selbstverläugnung floß dahin Dein Leben.
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#7
7

In Selbstverlaugnung floß dahin Dein Leben,
Des Reichthums Glanz, so werth den Jugendjahren,
Verlieh Dir Wonne nur, ihn aufzusparen,
Und ihn mit voller, offner Hand zu geben,

Um Trost und Hoffnung in das Leid zu weben,
Des Heilands Lehre mild zu offenbaren,
Zu spenden geist'ges Brod den Kinderschaaren
Und sanft zu heilen sorgenvolles Beben.

Denn Jesu Wort war Leuchte Deinem Pfade;
Es steht darin mit ew'ger Schrift geschrieben:
„Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben."

O traubenreiche Rebe voller Gnade!
Wie bist Du fest an Deinem Stamm geblieben
Und bis zum letzten Hauche Gott ergeben! —
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#8
8

Und bis zum letzten Hauche Gott ergeben,
Hast Du geleert den bitten: Kelch der Leiden,
Vom heißgeliebten Vaterland zu scheiden,
Um Deiner Theuren Hoffnung zu beleben,

Im fremden Land, von Streit und Kampf umgeben,
Zu wandern Schritt für Schritt auf Schmerzenshaiden,
Umtönt von Seufzern, die das Herz durchschneiden,
Durch Erdennacht zum Licht, durch Tod zum Leben.

Den hellen Blick umhüllte dunkles Grauen,
Eh' noch umfahren Du des Lebens Klippen,
Und hattest Deinen ew'gen Port gefunden.

„Wie schön, wie schön!" — mit diesem sel'gen Schauen,
Mit diesem letzten Hauch von Deinen Lippen,
Ist nun hienieden Alles überwunden! —
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#9
9

Ist nun hienieden Alles überwunden,
Der Kampf gebracht mit Heldenmuth zum Ende,
Und ruht das Haupt und ruhen Deine Hände,
Und hat der müde Leib die Rast gefunden,

Sind Kränze weißer Rosen Dir gewunden —
Der Eltern und Geschwister Liebesspende —
Umschließen enge Dich des Sarges Wände
Und ist Dein irdisch Bild dem Aug' entschwunden:

Du lebst! Du lebst! — O sel'ger Himmelsglaube,
O Sonnenstrahl in dunkler Nacht der Schmerzen!
Nach bittrer Trennung — geistiges Vereinen!

Du schwangst empor Dich aus dem Erdenstaube,
Mit Deinem liebevollen, treuen Herzen,
Ein lichter Engel bist Du jetzt den Deinen.
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#10
10

Ein lichter Engel bist Du jetzt den Deinen
An Gottes Herrscherthron mit Seelenschwingen,
Du kannst ihr Leid zu Seinem Herzen bringen,
Die Sorgen all', die großen und die kleinen,

Mit ihren Engeln Dich zum Schutz vereinen,
Die guten Thaten fördern zum Gelingen,
Dem Netze der Versuchung sie entringen
Und ihre Thränen trocknen, wenn sie weinen.

Es war Dein Band der Liebe fest gewoben,
Von reinem, lichten Himmelsglanz durchflossen,
Zur ew'gen Dauer, nicht für kurze Zeiten.

Nun reichen seine Enden bis nach Oben
Und Deine Finger halten es umschlossen
Voll Lieb' und Treu für alle Ewigkeiten.
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#11
11

„Voll Lieb' und Treu für alle Ewigkeiten" —
Es war Dein Loosungswort und stand geschrieben
Auf Deinem Ring aus purem Gold getrieben,
Das Auge mahnend stets darauf zu leiten.

Und mocht' er auch von Deinem Finger gleiten,
In Leidensglut bewährte sich Dein Lieben,
Dein ganzes Herz ist warm und treu verblieben
In Mitte heißer Qual und Todesstreiten.

Nun glänzen Deine Worte „Lieb' und Treue"
Am Weltenring, dem weiten Himmelsbogen,
Gleich Sternenschrift sie uns entgegen sehen.

Dein Engelsfinger winket uns auf's Neue,
Du bist uns leuchtend ja vorangezogen,
Und bahnest uns den Pfad, auf dem wir gehcn.
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#12
12

Du bahneft uns den Pfad, auf dem wir gehen,
Dein Angedenken zeiget uns die Wege
Durch Freudenauen, wie durch Leidgehäge,
Bei kühlem Hauch, bei leiser Lüfte Wehen.

Doch bleiben wir, von Lust geblendet, stehen
Und fühlen sich die matten Glieder träge —
So mahnest Du und machst uns wieder rege,
Vor jedem Schritte wir Dich wandeln sehen.

Du spendest Muth, Beharren, Kraft und Stärke,
Denn nimmer hat auf kurzer Erdenreise
Dein zarter Fuß gestrauchelt über Steinen.

Fürwahr! Du lebst in jedem Deiner Werke!
Und mährend wir betreten Deine Gleise,
Die Augen heiße Abschiedsthränen weinen. —
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#13
13

Die Auge» heiße Abschiedsthränen weinen,
Denn unserm Garten fehlt die schönste Rose,
Die purpurgleiche, zart umhüllt vom Moose,
Doch auch im Preis die Lippen sich vereinen.

Erlöset ist Dein Leib von allen Peinen,
Dein edles Herz ist nun das dornenlose,
Du ruhest weich in Gottes Vaterschooße,
„Dein Wille, Herr! geschehe an den Deinen!"

Zur Heimath zog Dich brünstiges Verlangen,
Es war Dein letzter Sehnsuchtswunsch hienieden,
Der letzte Klang aus Deiner Liebe Saiten.

Zur echten Heimath bist Du heimgegangen,
Und ob für's ganze Leben auch geschieden
Die Herzen alle dankend Dich begleiten.
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#14
14

Die Herzen alle dankend Dich begleiten
Empor zum Licht, zum sel'gen Triumphiren,
Zum heil' gen Chorgesang und Jubiliren
Von nun an bis in alle Ewigkeiten,

Wo lichte Engel schwebend Dich geleiten
Zu Gottes Thron, zum weiten Kreis der Ihren,
Mit Himmelsperlen Deine Krone zieren
Und Dir ein weißes Brautgewand bereiten.

Die weite dunkle Kluft vom Erdenstaube
Bis hoch empor zum ew'gen Sternenkranze,
Wo Siegesfahnen uns entgegen wehen,

Durchdringt die Liebe, Hoffnung und der Glaube;
In dieser Heimath, diesem Himmelsglanze,
O süßer Liebing Du, auf Wiedersehen !
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#15
Es strahlt Dein Bild von Lenzesschmuck umwunden,
Das edle Haupt von Hoheitsglanz umgeben,
Der Geist erfüllt von idealem Streben,
Das Herz voll Lieb' so warm und tief empfunden.

Du hast genützt des Daseins kurze Stunden,
In Selbstverläugnung floß dahin Dein Leben
Und bis zum letzten Hauche Gott ergeben
Ist nun hienieden Alles überwunden.

Ein lichter Engel bist Du jetzt den Deinen,
Voll Lieb' und Treu für alle Ewigkeiten,
Und bahneft uns den Pfad, auf dem wir gehen.

Die Augen heiße Abschiedsthränen weinen,
Die Herzen alle dankend Dich begleiten,
O süßer Liebling Du, auf Wiedersehen! —
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