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Charaden
#1
Ein paar Charädchen will ich zur Kurzweil
Mit leichter Hand dir jetzt zusammenfügen,
Daß soll bereit dir in der schnellsten Eil’
Die Lösung schon auf ihren Flügeln liegen.

Denn nicht sollst du nur ein Minütchen dir
Das Köpfchen, rathend hin und her, zerbrechen,
Du möchtest sonst ein hartes Wörtchen mir
Wie ichs verdiene, laut ergrollend sprechen.

Nein, lieber sollst du schon beim dritten Wort
Des Räthsels Deutung wie im Fluge finden,
Als daß ich wollte grausam fort und fort
Die Zunge, statt zu lösen sie, dir binden.

Und wirst du ob des schnellen Fundes lachen,
So soll mir das nur selbst Vergnügen machen.
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#2
Zwei Wörtchen tönen in die Welt hinein,
Die für das Leben können viel entscheiden;
Dein Loos hängt ab, dein Schicksal oft von beiden,
Ob unter geht, ob auf des Glückes schein.

Sie fassen sich in zwei, vier Zeichen ein,
Doch kannst du dich an jedem hoch erweiden,
Und jedes wieder schafft dir bittre Leiden;
Sie wiegen schwer, ob sind sie winzig klein.

Du trägst sie selbst zur freien Wahl im Mund,
Und Andre können offen sie dir sprechen,
Zu geben dir des Herzens Meinung kund.

Gebrauch’ vorsichtig sie, doch ohne Trug,
Daß nicht das Herz wird dir, wird andern brechen;
Wahr sei dein Wort, doch immer seis auch klug.
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#3
Zwei Worte sinds, die klingen in die Ohren
Uns traurig immer in den frohsten Stunden,
Die schlugen uns oft brennend heiße Wunden,
wenn weg sie nahmen, was wir schwer verloren.

So Manches war fürs Leben uns erkoren,
Was innig sich um unser Herz gewunden,
Daran wir uns mit fester Hand gebunden,
Dem wir zu Lieb und Treuen uns verschworen.

Es ging dahin, und kehrt’ zurück nicht wieder,
Ob wir es wollten heiß uns auch ersehnen,
Und was uns blieb, es waren Klagelieder.

Die Worte, die uns schaffen herbe Leiden,
Die Augen füllen uns mit bittern Thränen,
Du kennst sie selbst, die schweren, harten Beiden.
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#4
Vier Sylben sind mit stiller Lust zu nennen,
Die wunderlieblich an die Ohren klingen,
Und wenn sie uns zum Grund des Herzens dringen,
Zu tief empfunden Freuden uns entbrennen.

Doch müssen wir uns erst vom Liebsten trennen,
Verlieren es, zum schweren Opfer bringen;
Wird es zuvor sich schmerzlich uns entringen,
Ist’s, daß des Wortes süßen Trost wir kennen.

Und wie es bringt uns immer neue Wonnen,
Es wird uns klar, wenn nach den irdschen Tagen
Uns leuchten dort des Paradieses Sonnen.

Leicht wirst du wohl dies süße Wort mir finden,
Weil du schon oft es in dem Sinn getragen,
Im tiefsten Leid es dir ums Herz zu winden.
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#5
Hart bin ich oft, als wie Demant und Stahl,
Will stolz und trotzig mich vor Niemand beugen,
Dann schüchtern wieder und feigherzig schweigen,
Als wenn die Furcht mir Muth und Kraft abstahl.

Das Gute ist, das Böse meine Wahl,
Hochsinnig will ich, edel oft mich zeigen,
Dann zu Verbotnem lüstern mich hinneigen;
Bald grün’ ich frisch, bald bin ich öd und kahl.

Unruhig wog’ und schwank’ ich her und hin,
Will wünschen immer, mehr mir noch ersehnen,
was fern mir ist, dahin streckt sich mein Sinn.

Drum sei vor mir auch stets auf deiner Hut;
Nie darfst du ganz dich sicher vor mir wähnen,
Unstät, so bin ich, voll von Wankelmuth.
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#6
Mit leichtem Schwunge her und hin du fliegst;
In Nähen bald, bald in die fernsten Weiten
Willst du die raschen, schnellen Schwingen leiten,
Als ob den Blitz du auf den Flügeln trügst.

Die buntsten Bilder zauberhaft du fügst;
Du malest hell die längst vergangnen Zeiten,
Sie vor den Blick lebendig auszubreiten,
Wenn du auf goldnen Fittigen dich wiegst.

Leih deine Schwingen mir, Goldvögelein,
Bald sollen sie mich hin im Fluge tragen,
Wo immer noch ich möcht’ am Liebsten sein.

Wohin, wohin, wo ist mirs lieb und traut?
Nun, wo die Berge hoch zum Himmel ragen,
Und drüber sich ein Alpenhüttlein baut.
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#7
Ein Wörtchen will ich dir zur Lösung sagen,
Das Lust und Liebe trägt auf seinen Schwingen,
Nicht drängen darf mans, treiben nicht, nicht zwingen,
Denn Alles thuts mit eigenem Behagen.

Das Schwerste will mit frischem Muth es wagen,
Das Liebste selbst zum Opfer freudig bringen;
So kann ihm leicht und schnell ein Werk gelingen;
Es ist am Ziel, wenn Andre erst noch fragen.

Aus mehr nicht, als aus zweimal zwei Buchstaben
Ist es zum schönen Ganzen dir gewoben,
Die Ohren dir mit süßem Klang zu laben.

Und hats dir selbst zu manchen edlen Thaten
Des Geistes Flügel aufwärts schon gehoben,
Wirst um so schneller du es errathen.
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#8
Wenn wirst du drei der Wörtchen mir vorsetzen,
Dem Stammwort, kannst zu schlimmem Sinn mich wenden;
Schon wenn du bringst das erste mir zu händen,
Werd’ ich, mißlaunisch, kaum dir noch gefallen.

Wenn du voran mir wirst das zweite setzen,
Ists, als ob Herz und Arme sich mir bänden,
Als könnt’ ich nichts beginnen, nichts vollenden,
Als läg’ gefangen ich in Strick und Netzen.

Wirst du das dritte mir zur Spitze geben,
Werd’ ich, ob Andre bitter drob mich tadeln,
Das Haupt empor mit stolzen heben.

Drum soll ich vor mich eins der Wörtchen nehmen
Ungern, muß ich, der darf sonst Jeden adeln,
Vor aller Welt erröthend fast mich schämen.
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#9
Noch sinds drei Wörtchen, die sich um mich scharen,
Die ich mit Lust dir will zu rathen geben;
Das erste wird mit Liebreiz mich umweben,
Mich graziös und lieblich zu gebahren.

Das zweite läßt, ob drohen auch Gefahren,
Den Mund zum offnen Zeugnis mich aufheben;
Es schmückt und ziert, es ehrt des Mannes Leben,
Und soll der Wahrheit immer noch sich paren.

Das dritte läßt in allen Lebenstagen
Mich ruhig stets, getrosten Sinnes bleiben,
Und selbst das Schwerste mit Geduld noch tragen.

So darf der Zweig, der mir, dem Stamm entsprosen,
Drei wunderschöne duftge Blüthen treiben,
Die Jeder noch mit stiller Lust genossen.
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#10
Drei Sylben sinds, die jetzt im Sinn ich trage,
Und die ich will dir gern zu lösen geben,
Doch langen Rathens schnell dich zu entheben,
Seis, daß ich sie fast unverhüllt dir sage.

Ob sprachlos sind die ersten, schnell zu Tage,
Urplötzlich oft sie bringen, was sich weben
Verborgen will um dein inwendig Leben,
was dich bewegt in der und jener Lage.

Die dritte Sylbe heilt dir herbe Schmerzen
Mit lindem Wort, die sind dir hart geschlagen;
Sie ist ein Labsal den gebeugten Herzen.

Das Ganze blüht als Blümlein in den Auen
Gar lieblich uns in warmen Sommertagen,
Doch bist du selbst mir also anzuschauen.
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#11
Das Erste möchtest immer gern du sein,
Doch bleiben stets kannst du es eben nimmer;
Es bleichet sich des Lebens goldner Schimmer,
Die Tage neigen sich zum Abendschein.

Das Zweite wahre wie in goldnem Schrein,
Wenn du gewählt es dir vorsichtig immer,
Sonst geht dir leicht des Hauses Glück in Trümmer.
Und was dir bleibt, ist herbempfundne Pein.

Zart ist das Ganze, rein, anmuthig, mild;
Vom Ersten noch wie schimmernd hell umflossen,
Ist es ein liebes, holdes Lebensbild.

Und wenns im letzten Abendscheine glüht,
Als wäre Purpur drüber hingegossen,
Ists, daß daran sich satt kein Auge sieht.
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#12
Es lachet dir das erste Sylbenpaar,
Wenn kommt es an dem blauen Himmelsbogen
Auf goldnem Wagen stolz heraufgezogen,
Erst schimmernd noch, und dann wie sonnenklar.

Das zweite beut sich oft dem ersten dar,
Doch hats mit ihm den Himmel überzogen,
So bist du um den Abend leicht betrogen,
Der dann zumeist umhüllt von Wolken war.

Doch ist das Ganze lieblich anzuschaun,
Weil darf es Rosen um den Himmel weben,
Und Silberperlen auf die Fluren thaun.

Auch spiegelts ab die schönste Lebenszeit,
Da noch das Herz darf jugendfrisch sich heben,
Und jeder Tag auch neue Wonnen beut.
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#13
Wir ziehen oft in raschem Flug dahin,
Getragen von den sturmbewegten Winden,
Doch woll’ uns nicht die schnellen Flügel binden,
Sind wir davon, es ist dir zum Gewinn.

Wir setzen uns auf Bergesgipfel hin,
Umfassend sie mit Armen, mit gelinden,
Doch sind wir auch in Thälern wohl zu finden;
Wir lagern uns zur stillen Ruhe drin.

Wir tragen Feuer in dem dunklen Schooß,
Und was es löscht, wir bergen drin es wieder;
In Einer Hand ruht uns ein doppelt Loos.

Wir setzen gern uns manchmal dir ins Haupt,
Dir auf die Stirn, das blickst du finster nieder,
Des Frohsinns, der dich sonnte, dann beraubt.
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#14
Rauh bin ich wohl, doch laß ich fein mich glätten,
Dir in die Augen wunderhell zu glänzen,
Ich schlinge mich zu diamantnen Kränzen,
Zu goldverbrämten schönen Armesketten.

Ich baue dir zur Wohnung hübsche Stätten,
Ein prächtig Schloß, den Saal zu lustgen Tänzen,
Und steh ich als ein Merkmal an den Grenzen,
Darf ich in zweier Länder Schooß mich betten.

Willst du dein wappen in den Ring graviren,
Ich biet’ mich dir, daran dich zu erletzen,
Und manches Briefchen schön damit zu zieren.

Und ist ein Freund vom Leben dir geschieden,
So kannst du mich ihm zur Erinnrung setzen;
Einst ruhst du selber unter mir im Frieden.
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#15
Ich biet’ zur Kurzweil manchen heitern Scherz,
Und schwelle dir, wenn in der Kindheit Tagen
Dir fröhlich noch die warmen Pulse schlagen,
Mit süßer Lust das leichtbewegte Herz.

Ich bin dazu ein Liebling allerwärts,
Wie leicht du kannst es hier und dort erfragen;
Nur will mit mir auch mancher schwindelnd wagen
Sein Glück, das woget auf- und niederwärts.

Ein Künstler bin ich, fein und höchst gewandt,
Kann zürnen, grollen, toben, lachen, weinen,
Die Augen sprechen mir und selbst die Hand.

Es klinget mir manch heller, süßer Ton
weg von den Saiten, von den silberreinen;
Doch schweig ich jetzt, denn du erräthst mich schon.
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#16
Die ersten Beiden grünen in dem Hain,
Und lieben gern des Südens heiße Sonnen,
Sie hüllen sich in zarte Blätter ein,
Als wie von seiner Künstlerhand gesponnen.

Sie sind der Treue und des Todes Bild,
Wenn will man sie zur dritten Sylbe weben,
Und sie, gewunden sinnig, zart und mild,
Entschlafnen mit zur letzten Ruhe geben.

Doch wird das Ganze, das so lieblich schmückt
Mit seinen frischen, grünbelaubten Zweigen,
Auch festlich wohl auf manches Haupt gedrückt,
Wenn wird es am Altar sich niederneigen.

Mög’, was so nah ich lege deinem Munde,
Dich selbst einst schmücken in der schönsten Stunde.
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#17
Wir beide knüpfen stets den engsten Bund,
Und theilen uns abwechselnd in das Leben,
Soweit es reichet auf dem Erdenrund,
Wir wollen es mit unserm Band umweben.

Das eine beut ein freundliches Geschick,
Und bringt mit Lust dir immer neue Wonnen,
Daß magst daran du deines Auges Blick
So manchen Tag, so manches Jahr dir sonnen.

Das andre schließt sich eng um jedes Herz,
Um jedes Leben will es gern sich winden,
Und immer bringt es tief empfundnen Schmerz,
Und kann ein Feuer in der Seele zünden.

Weil nur zusamm’ wir Beide sind gegeben,
So trag uns Beide, weil du darfst noch leben.
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#18
Zwei Dinge sind dir immer noch fürs Leben
Zu Lieb und Leid, zu Lust und Schmerz gegeben;
Was je sich will im Innern dir bewegen,
Mit beiden kannst du deutlich es ausprägen.

Sie geben kund im Aug’ es, in den Mienen,
Und sind bereit, dir willig stets zu dienen.
Zugleich oft, wenn dem Schmerze das Entzücken
Folgt eilig nach, sind beide zu erblicken.

Dann ists, als wenn die goldnen Sonnenstrahlen
Sich auf dem Saum der dunklen Wolken malen,
Als wenn der helle, siebenfarbge Bogen
Im Regen kommt am Himmel aufgezogen.

Soll ich dir sagen, was ich jetzt will meinen?
Die beiden, rath’ nur selbst, sind: ......, ......-.
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#19
Wenn dich das erste drücket schwer aufs Herz,
Wird in dem Zweiten es sich dir entringen,
Denn immer lindert es den herben Schmerz,
Darf er hervor dir aus dem Innern dringen.

Was in der Brust du still verschlossen hast,
Um für dich selbst es nur allein zu tragen,
Es ist dir eine doppelt schwere Last,
Darunter kann das Herz dir bebend zagen.

Drum woll’ nur immer, was dich hart beschwert,
Im Ganzen vor den Freunden dir ausgießen,
Daß kann mit Trost, den sehnend du begehrst,
Der ein und andre dir das Leid versüßen,

Bis endlich wird, wenn sinkt das Leben nieder,
Das Ganze wandeln sich in Jubellieder.
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#20
Die ersten Sylben legen auf das Herz
Mit schwerem Druck sich, nieder es zu beugen,
Sie sind ein bittrer, tiefgekühlter Schmerz,
In den die Seele will sich schweigend neigen.

Wenn ziehen in die dritte sie einmal,
Umhüllet sich das Angesicht mit Weinen,
Ein Klageort wird aus dem Freudensaal,
Und trüb und dunkel will das Leben scheinen.

Ins Ganze trete gern theilnehmend ein,
Bereit zu helfen, liebreich aufzurichten,
Und sollt’ es nur ein kurzes Wörtchen sein
Des Trostes, kann es oft die Seele lichten.

Doch dir soll selber auch zu keinen Zeiten
Das Erst’ dem Zweiten herbes Leid bereiten.
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#21
Das Erste hebt sich strebend himmelan,
Und läßt die Zinnen zu den Wolken ragen,
Empor uns wie auf sonnenheller Bahn
Des Auges Blick, des Geistes Flug zu tragen.

Wenn schließes es sich mit dem Zweiten ein,
Und läßt von seinen Mauern sich umringen,
Dann hört man oft an manchen kalten Stein
Viel bittre Klagen aus dem Herzen dringen.

Mein Ganzes ist ein stillgeweihter Ort,
Dahin wir gerne zur Erinnrung gehen,
Weil hören wir um dunkle Schooße dort
Des Lebens frische Frühlingshauche wehen,

Bis wird dereinst nach herben Tagesmühen
Der ewge Lenz vor unsern Augen blühen.
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#22
Mein Wörtchen will sich dir ums Herz und Ohr
Vor andern Worten lieblch immer schlingen,
Wie wenn aus einem schöngefügten Chor
Ein süßer Laut will vor den andern dringen.

Wenn in der Ferne du einmal verweilst,
Weckt immer es dein heiß empfundnes Sehnen,
Und wenn zurück in seinen Schooß du eilst,
Begrüßt du es mit stillen Freudenthränen.

Dann öffnen sich die Freundesarme dir,
Mit warmem Gruß dich freudig zu begrüßen,
und jedes neue Stündlein mag sich hier
Mit neuer Lust dir wonniglich versüßen.

Und wie wirds einst so wunderherrlich sein,
Gehn wir zu dieses Wortes Freuden ein!
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#23
Das erste Wörtchen ist das schönste wohl,
Was durft’ in unser Kindheit frühsten Tagen
Als unsrer Liebe erster Dankeszoll
Sich stammelnd über unsre Lippen wagen.

Das zweite deutet unsers Herzens Sinn,
Vor Andern ihn stets offen zu bekunden,
Es rauschet oft in stolzer Pracht dahin,
Es tröstet jetzt, und schlägt dann wieder Wunden.

Mein Ganzes ist ein heimlich süßer Klang;
Wird mich der Weg zu fremden Landen führen,
So kann ich ihn, den ich entbehrt so lang,
Kehr’ ich zurück, wie Frühlingswehen spüren.

Drum hab’ ich was zu bitten, was zu klagen,
Mag gern ichs nur im Ganzen immer sagen.
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#24
Die ersten Beiden gern man immer sieht,
Wenn harmlos sie in muntern Spielen scherzen,
Wenn jeder Morgen rosig ihnen blüht,
Und jeder schwellet ahnungsvoll die Herzen.

Die letzten Beiden fliegen pfeilgeschwind,
Zum Ende hin uns wie im Flug zu tragen,
Bald rauh und kalt, bald sänftig und gelind,
Abwechselnd stets mit gut’ und bösen Tagen.

Das Ganze mahnt an eine schöne Zeit,
Die immer gern die goldene wir nennen,
Weil war das Herz uns noch so warm und weit,
Und konnt’ für jede Freude leicht entbrennen.

Doch kehret uns das schnell entschwundne Glück,
Die goldne Zeit, sie kehrt nicht mehr zurück.
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#25
Die ersten Beiden blühen wundernett,
Wenn lacht der Lenz auf sonnenhellen Auen;
Sie sind in Farben, schimmernd violett,
In grünen Schooßen lieblich anzuschauen.

Sind sie zum Dritten freundlich dir gepflückt,
kann sich dein Aug’ mit Lust an ihnen weiden,
Und zwiefach haben sie mich stets entzückt,
Weil blühen sie, dein Bild, so still bescheiden.

So will ich jetzt mit warmem Freundesgruß
Das Ganze dir zum Angebinde senden,
Und weil ich bald von dir mich trennen muß,
So nimm es um so lieber dir zu Händen;

Denn immer, wirst den Blick darauf du lenken,
Sollst du dabei auch freundlich mein gedenken.
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#26
Wenn liegst gebettet du in süßer Ruh,
Und willst dich noch auf leichten Träumen wiegen,
So ruf’ ich dir die erste Sylbe zu,
Nicht länger mehr in Schlafesarm zu liegen.

Und willst dugütig und wohlwolend dich,
Mir freundlich immer, liebenswerth erweisen,
Ists, daß die beiden letzten Sylben ich
Liebkosend will zu manchen Tag dich heißen.

Das Ganze nennet einen grünen Strauch,
Der darf im Herbst würzhafte Früchte tragen,
Und wenn du liebest duftenden Weihrauch,
Will ich damit mich in dein Stübchen wagen.

Und weil ich darf als liebenswerth dich kennen,
Will ich das Zweite gern dich immer nennen.
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#27
Sich fröhlich wiegend in der blauen Luft,
Kannst du die ersten Beiden immer sehen,
Wenn sie herbei der junge Lenz uns ruft,
Und weichgehauchte Frühlingswinde wehen.

Mein Drittes ist ein zartgefügtes Haus,
Als wie von feiner Künstlerhand gewoben,
Darin die Ersten fliegen ein und aus,
Die wir als stets willkomne Gäste loben.

Das Ganze, das uns mundet übersein,
Es locket uns zu seltnen Leckermalen,
Doch weil mans führt aus fernen Landen ein,
Muß man mit Gold und Silber es bezahlen.

So sinne denn, das Ganze zu entdecken,
Und laß es dir zum Morgenimbiß schmecken.
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#28
Das Erste stürmet wild durch Wald und Flur,
Doch kann es auch dir säuseln ganz gelinde,
Wenn folget es des Frühlings zarter Spur,
Daß es um ihn mit weicher Hand sich winde.

Wenn darf es einmal mit der schnellen Kraft
Das Zweit’ und Dritte wie im Wirbel treiben,
Dann wird das Ganze eilig und sieghaft
Das Feste selbst zermalmen und zerreiben.

Der Kampf ist recht, wenn wird er wohl geführt,
Und streiten muß man, weil man darf noch leben,
Doch woll’ den Speer, der deine Rechte ziert,
Dem Ganzen nicht nutzlos entgegen heben.

Und doch, will Mancher heißentbrannt oft streiten,
Liebt nach dem Ganzen er den Schlag zu leiten.
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