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Widmungen
#1
Wenn lang aus Schweigen übermüdewach
Uralter Chöre feierlicher Thesen
Nachttiefer Rhythmus von der Seele brach –
So dröhnt der edle Ton von deinem Wesen.

Wenn aus ekstatschen Lüften Geigen klingen
Höchsüßen Tremolos inbrünstgen Sang,
Nicht enden will ein Beten blau und bang –
So ahn ich horchend deiner Worte Singen.

Doch diese Nacht will sich mein Sehnen enden
Und sinken deinem Jungfrauknieen zu
Des edlen Leibes unter weiß Gewande,

Die ehrnen Glocken meiner Schwermut wenden
In Frauensilbers Hehre hell wie du –
Es läuten deine Laute in die Lande.
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#2
Wie sich Erlebnis an Erlebnis reihte,
Glomm aus dem süßen Dämmern schlafensheiß
Allmählich Licht auf Licht, bis es mich leis
Vom Dunkel meines Kuntertraums befreite.

Ich lernte Freuden kennen und die Schmerzen,
Jedes Verstehn vermehrt den Lichterkranz,
Bis hell mein Geist erstrahlte, wie im Glanz
Von einem Leuchter licht von tausend Kerzen.

Den vollen Leuchter wollte ich dir schenken,
Du aber hast ihr Glänzen blaß gemacht
Mit selig neuem Atem sie befeuchtend,

Was sie bedeuten, kann ich nicht mehr denken.
Und hast sie neu entzündet, neu erwacht
Erglühn die Flammen, goldner, zarter leuchtend.
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#3
Nun will es Abend und will Frühling werden.
Es hängen kleine Blätter allerwegen
Wie Tropfen von gehaltnem gelben Regen,
Der wie auf Händen schwankt allübererden.

Sanft scheint die Helle aus den weichen Flecken
Der schönen Wolken, die den Himmel decken
So still, und sehen aus wie grauer Sand,
Den spielend formte eine Kinderhand.

Es war die Kerze, die aus blauer Seide
Des zarten Lampion blaß in Blässe drang,
Am späten Tage noch zu früh entzündet,

Sie stand im Rosenzimmer vor der Weite
Wie deiner jungen Augen Weltenhang,
Der dich in allem Bangen mir verkündet.
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#4
Verworren hängt das Laub in warmem Leuchten,
In üppigem Grase streift das tiefste Blatt
Die nasse erde. Schaukelnd, schwindelnd, matt
Duften der herben Blätter welke Feuchten.

Und vorn ein Teppich, tief und braun gebreitet,
Vier Krüge stehn darauf in rotem Prunk,
Worinnen kühl ein seidengelber Trunk
Wie sanftes Öl zu krankem Gift bereitet.

Und aus der dunkel fließend blauen Luft
Kommen mir goldner Spangen Träume zu
Und fallen sausend auf den Teppich nieder.

Phantastisch fühl ich deines Wesens Duft
Und der Verwirrung Süße weich wie du.
Und fand dich in der Seele Tiefe wieder.
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#5
Ich schlief. Und an der Kerze, sacht vom zarten
Schlafhauche flackernd, Tropfen niederliefen,
Und schmückten sie in Nacht mit starren Riefen,
Die hoch wie Gitter um den Brand sich scharten.

Und ich erwachte am vergessnen Schein;
Da sah ich in des Dunkels Einsamkeiten
Glühnd einen Tempel, Marmorsäulen weihten
Weiß eine göttliche Verklärung ein.

Du Strahlnde warest mir im Traume nah,
Und meine Augen warfen liebesbange
Von deinem Traume ihren Strahlenschwung

Hinein in Strahlen, da den Glanz ich sah,
Und schauten in des Lichtes Ueberschwange
Von Glück geblendet deine Heiligung.
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#6
In schwerer Wölbung hohlem Heiligtume
Erstarrt der Himmel groß in seinem Gange,
er ruht, wie seine Ewigkeiten lange,
Da deine Schritte ruhn, zu deinem ruhme.

Tiefblau metallen in dem Glanz der Nacht
Tönt seiner Pauke Donner in der Ferne,
Es klirren und erheben seiner Sterne
Silbene Nägel vor der Schläge Macht.

Doch nah im Licht erglänzt auf deinem Haar
Der hellen Federlocke weiche Schöne
Und duftet in der Himmel weiten Erzen.

So weichen alle Fernen immerdar
Vor dir, daß zarter deine Nähe kröne,
Verwirrender beselge unsre Herzen.
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#7
Mondhin gebreitet weint das Land – vergossne Seelen,
Die dunkler Büschel tote Trauertöne tranken;
Der nahen Kräuter hohe Schreckenscheine kranken,
Der düstern Wurzeln Erdgeheimnis zu verhehlen.

Mich schaudert schwindelnd tief in Grabesgrund zu sinken,
Da ich den Boden gegen mich sich höhlen fühle;
Auf toten Halmen blitzt es auf in grüner Kühle –
Glühkäfer, welche über finstre Gräben winken.

Du aber stehst, verwandt den fürchterlichen Fernen,
Auch du bist wie die Erde rätselreich und wild,
verbirgst wie sie die große Kraft zu Glück und Leide.

Doch deine Nähe reicht vom Grase zu den Sternen,
Und deine Lieb ist lieb, und deine Seele mild
Und segnend wie dr weiße Glanz aus deinem Kleide.
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#8
Wie eine Kerze Glorien um sich strahlt
In hellen Glückes immer weitern Kreisen,
Und, löscht sie aus, die schwarzen Kreise malt,
Die immer tiefer in das Dunkel weisen:

So glühn des Lebens Dinge wie zu zwein
Und schmelzen ein das Selge und die Qual,
Es ladet reich ein jeder Becher ein,
Die Luft zu trinken und das Abendmahl.

Unwandelbar ruht deine Majestät,
Empfangen nie, unfruchtbar, du allein,
Daß vor dir seine Macht das All verhehle

Geburtgefesselt, ehrlos und unstet,
Wie aus den grauen Spiegeln weicht der Schein,
Unfaßlich, wie die Luft um deine Seele.
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#9
Die Seele wob, ein Mantel ward ihr Sinnen,
Nahm Weiß vom Füßen in die Augen sehn,
Und königlich der Schatten strenges Stehn
Vom Blau des Glücks, dem keine Tränen rinnen.

Die Ruh war in der Helle eng Verließ;
Du rührtest mein Haar, meine Lieder, an dir hin
Sank es in mir und sang: Nimm was ich bin,
Dies all gehört dir, dies und dies und dies.

Und draußen dunkelte das große Land,
Der Mond verschleiert in den Nebelflecken
Der Sterne, seinem mächtigen Geleite.

Da nahm ich näher schauernd deine Hand,
Und riß den Mantel, unsre Liebe zu decken:
Es stürzten ihre Strahlen in die Weite.
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#10
In eines frostigen Himmels endlos kaltes Blauen,
Von mystischem Auge, das ihn nah erlebt,
Aus Fäden schwarzen und aus körnergrauen,
Sind Wärme, sind Erwartung eingewebt.

Und unsres Lebens Leuchter stehen und verdichten
Ihre goldnen Kreise um die starren Achsen,
Und unsre Seelen ragen in langen Lichten
von leidvoll weichen, alt vergilbten Wachsen.

Sie frieren wie erstorben stumm, sie brennen nicht,
Es ist ihr heller Schmelz wie eingeschmolzen
In gelben Schmerzen auf die blauen Qualen.

Doch jedes Glück entzündet sie und in Ovalen
Lassen die Kreise sie leuchten und werfen die stolzen
Schatten über die wand aus goldenem Licht.
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#11
Und ich stand lange, wie die Blumen stehn,
Die wachsen, und von allem doch nichts wissen
Und selbstverständlich grün sind, abgerissen
Von selbst gelb werden, und es nicht verstehn.

Und du warst bei mir, wie ein feines Wehn
Gehts durch das Zimmer noch von deinen Worten,
Wie von geschenkten Blumen, die verdorrten,
Gestorbner Blüten Wohlgerüche gehn.

Wir beide sind allein, einsame Wandrer,
Laß andre uns um unser Glück bedauern,
Nur uns ist neu ein jeder Tag der Reise.

Wie Diener sind uns die Gedanken andrer,
Ihr Glück und ihre Schönheit und ihr Trauern
Tönt neu in unsres Lebens Siegesweise.
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#12
Wie Malerei von Ranken goldner Haare
Auf lichte Seide, lange blenderhellt
Vom Sonnentag, wie unmutvoll sich wellt,
Daß neuer Rahmen krönender sie wahre,

So seh ich Falten deiner Stirne fließen,
Wenn dich zerbrach des Glückes groß Allein –
Und deine Trauer wird die Mutter sein
Der Stunden, die uns selger noch umschließen.

Noch ist uns Rauschen, glanzverschlungen ziehen
Hallender Themen sturmverworrne Töne,
Über Klippen Choräle und Sausen meerewiger Wasser,

Bis einst sie neigen sanft zu Melodien
Hochleiser Pizzikatos, bis ich kröne
Dein weißes Haar mit Rosen, welche blasser.
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#13
Andenken

Wir sahn an stillen Teiches Dämmergrau,
Wie sich vom Spiegelbild der Tannen leis
Die Kronen lösten in das schimmernd Weiß,
Es sang vom Dorfe wie: Geliebte Frau.

Es träumten uns im Haupte die Gedanken
Und neigten wie die Wipfel hoch im Wind
Sich manchmal zueinander lieb und lind
Und sannen vor sich hin in Abendschwanken.

Es ruhten unsre Augen aus in Glück
Und Abend, den wir liebend tief empfanden,
Sahn ohne Blinken auf die matten Wellen,

Und dachten an das Mittagssprühn zurück,
Da wir am heißen Holz der Brücke standen
In zitternder Luft, im Glanze der Libellen.
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#14
Dem Andenken deiner Freundin Miss Th.

Wie Blumenlicht, in Sehnsucht einst gesehen,
Losch, da es noch in unsern Seelen brannte,
So ferne starb sie uns, in einem Lande,
Wohin die langen Briefe lange gehen.

Die lächelnd war und stättelos enteilte
Im Glanz der Wünsche ihres schweren Haares,
Wie die Andacht des goldverwirrten Jahres
Da du mir wurdest und sie bei uns weilte.

Da waren Morgen wach, Gelächter und schenken,
Und Verse hellten Nächte auf ohn Schlaf,
Geschmücktsein überall von Gruß und Prangen –

Einsam. Der Nachtwind unsre Augen traf,
Und Nebel trägt von ihren Handgelenken
Meerüberher ein Klirren ihrer Spangen.
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#15
Zu einem Geburtstag

I.

Hold wie ein tiefer und ein hoher Ton
Sich lösend leise schwebend sich vereinen,
So zittert sinkend ein Erwarten schon
Auf deinen Ehrentag, Geliebte, deinen.

Noch unwirklich, ein vorbereitend Schwanken,
Weht es im Raume einsam von Gesängen –
Noch spiel ich in der Worte schweren Klängen
Und denke lächelnd langsam die Gedanken.

Wie süß dies warten, selig dies: Noch nicht;
Noch darf mein Träumen viele Stunden währen –
Nachsinnen jenen goldenzarten Ringen,

Die, als dein Haupt einst ruhte nah dem licht,
Von deiner haare Glitzern kreisend gingen
In wortelosem, kosendem Verklären.
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#16
II.

Doch über meinem Haupt, dem tiefgebeugten,
Erglühn die Wände, ein Akkord in Dur,
Sie werden weiß gleich stumpfer Stukkatur,
Und glänzen bebend wie von Saalesleuchten.

Und schwere Krüge, schattenweich wie Kissen,
Erscheinen rings im Kreise eingraviert,
Mit allen Blumen deines Tags geziert,
Noch ohne Farbe, doch erhöht umrissen.

Und immer tiefer werden ihre Schatten,
Und deutlicher in Jubel sich verzweigt
Der weißen Äste lichter Freudenchor;

Und aus den Tönen rings um mich, den matten,
Schließt sich ein Ring, der enger wird und steigt,
Und hebt umdrängend mir das Haupt empor.
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#17
III.

Girlanden, fließend wie der Geist von Frauen,
Gehn um die Krüge, rollen in Voluten,
Und sengen in dem Licht der weißen gluten
Zu mächtigen Bogen, hoch wie Menschenbrausen.

Sie formen sich in starkgeballtem Fließen
Und schließen sich in braune Kapitäle,
Aus denen glanzgestreifte Säulen schießen
Auf eherne Quadrate weiter Säle.

Fern wo du bist, verlieren sich die Gänge,
Ich sehe deine Linien es Gesichtes
Von deiner Schulter grünem Samt gesäumt,

Her zu mir eine Wolke im Gedränge
Schwimmt wie verdunkelt in der Fülle Lichtes
Vor deinem Blick, in welchem du geträumt.
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#18
IV.

In einem fiebergelben Licht erglommen
Zwischen den Säulen tausend Töne brechen,
Welche aus offen hellen Mündern kommen
Von vielen Menschen, die in Freude sprechen.

Sie halten alle ihr Gewand gefaßt,
Bereit sich Demut nackt vor dir zu kaufen,
Und unter ihnen liegen bleich die Haufen
Der Leichen derer, welche ich gehaßt.

Ein Spieler, den ich dang, in Leidentone
Schneidender Verse ruft er tief von Schmerzen,
In den erträumten Jubel sein Verdammen.

Wir aber zollen ihm den Lohn mit Hohne,
Und gießen hoch im Licht der gelben Kerzen
In unsre Bowle neuen Wein zusammen -
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#19
V.

Und doch, und nein. Die Feste, die ich träume,
Sie gleichen niemals denen, die wir sehen,
O acht auf mich, und laß es nicht geschehen,
Daß ich in Schwere deinen Tag versäume.

Wie Arme, machtgewirkt im Kreis verwunden,
Bei eines Tanzes Klängen willig lernen,
Sich sanft zu lösen, zart sich zu entfernen,
Nur in der Finger Enden noch verbunden,

So lehre mich der Träume Feuer stillen,
Und schlinge sie in deine, die ich wähle,
In deiner Liebe weiße Frauenbande.

Still will ich deines Hauses Gläser füllen
Mit frischem Wasser, klar wie deine Seele,
Und Kirschen in sie schütten bis zum Rande.
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#20
Zu einem anderen Geburtstag

In unsrer Seele wie in großen Räumen hallt
Gleich Nachtgedanken dunkler Stolz und Einsamkeit,
Die junge Enge ward uns unvermeßlich weit
Und ist so fern von unserm ersten Gang im Wald.

Ich träumte oft, wir seien unvereint verbannt
Um Untat, Haß der töten möchte, frevle Schwüre,
Daß du wie zwischen Särgen angstvoll bist gerannt,
Und mystisch dich die Liebe wieder zu mir führe:

In jenem Wald, in dem wir jung und erst gesessen,
Dort, wußtest du gewiß, wirst du mich sitzen finden,
Und flohst dahin durch Mondes grausenhaftes Licht,

Und bei den selben Ästen, die wir halb vergessen,
Tauch ich dir auf wie dieser Tag, und frei von Sünden
Sprech ich so erst wie damals: Fürchte dich nicht.
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