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Vom Jugendleid
#1
I.

Bild meiner Jugend, wie du mich erschütterst!
Heimlicher Tränen unversieglich Naß!
Wie mächtig mein Erinnern du durchzitterst
Mit trüber Schwermut, ach, und dumpfem Haß!

Wohl mir, daß sie gestaltet mich verließen,
Die Geister, die die sieche Brust genährt.
Der Stab der Dichtung läßt sie mich umfließen
Und zieht den Zauberkreis, der ihnen wehrt.

Im Zwitterantlitz herbe Leidenszüge
Entwallen sie wie Dunst zum schwarzen Styx,
Bastarde einer Welt der Schlangenlüge
Und eines trugbetörten Unschuldsblicks.

Dank dir, Apollo! lehrtest du sie bannen
Und vollen Klangs ein heiliges Ermannen.
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#2
II.

Ich möchte niemand einen Blick gewähren
In meiner Jugend wahnbedrohte Brust.
Ein Schreckensmärchen währte der zu hören,
Von Eitelkeit erdacht und Fabellust.

Wie mancher schied von hier, enterbt vom Glücke,
der Wonne nur geträumt, doch Schmerz gefühlt;
Dem Tantals Äpfel wie des Schicksals Tücke
Und Geier nur im wunden Fleisch gewühlt.

Und fragst du mich, wie im emporgefunden
Aus meines Elends dumpfem Labyrinth;
Wer Labung bot und Balsam goß in Wunden,
Wer Helle wies und reinen Himmelswind?

Kein Lebender hat Rettung mir geboten;
Es war der Geistergruß der großen Toten.
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