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Ich brauche eure Hilfe zu Shakespeare 23!
#1
Hallo alle mit einander!
(Falls das Thema hier nicht hinein passt bitte verschieben)

Habe hier das Shakespeare Sonett 23:

As an unperfect actor on the stage
Who with his fear is put besides his part,
Or some fierce thing replete with too much rage,
Whose strength's abundance weakens his own heart.
So I, for fear of trust, forget to say
The perfect ceremony of love's rite,
And in mine own love's strength seem to decay,
O'ercharged with burden of mine own love's might.
O, let my books be then the eloquence
And dumb presagers of my speaking breast,
Who plead for love and look for recompense
More than that tongue that more hath more express'd.
O, learn to read what silent love hath writ:
To hear with eyes belongs to love's fine wit.

Ebenfalls habe ich einige Übersetztungen:

So wie ein unvollkommner Spieler tut
Der seine Rolle in der Angst vergass
Und wie ein wild Geschöpf mit zuviel Wut
Das selbst sich schwächt durch Stärke-Übermass:
So entfiel mir weil ich mir nicht vertrau
Des Liebe-Gottesdienstes richtiger Gang.
Durch eigne Wucht scheint meine Liebe flau,
Bedrückt durch eigner Stärke Überschwang.
O sei mein Buch drum meine Redekunst
Und stummer Künder meiner Brust die fragt!
Es fleht um Liebe und schaut aus nach Gunst
Mehr als der Mund der mehr schon mehr gesagt.
O lern verstehn was stille Liebe schrieb!
Mit Augen hören - das kann kluge Lieb.

Übersetzt von: Stefan George
----------
Gleich wie ein Neuling auf der Bühne, der
vor Lampenfieber aus der Rolle fällt,
und wie ein Untier, reizt man es noch mehr,
vor Wut sich selbst um seine Stärke prellt,

trau ich vor Scheu mich nicht, dir zu gestehn,
dass ich dich liebe, wie es üblich wär'.
In stummer Liebe muss ich untergehn,
denn solcher Liebe Last drückt mich zu sehr.

Betrachte, was ich schreibe, als gesagt,
als stumme Gesten, die mein Herz sich traut,
das so um Deine Gunst zu bitten wagt,
mit fester Stimme nicht, doch trotzdem laut.

Dann lies hier, was die Liebe stumm geschrieben:
Mit Augen hören, heißt verfeinert lieben.

Übersetzt von Markus Marti
______________________________________________

Verstehen tu ich das Gedicht zwar schon, mich würde aber dennoch interessieren, was genau es ausdrücken will und wem ihr soetwas schreiben würdet?! Ist es ein reines Liebes Gedicht? Ok ich geb zu, so ganz versteh ichs doch nicht....

Hoffe ihr könnt mir ein bisschen helfen
Grüße
Paprika
"Was soll ich mit der Liebe, wenn sie den Himmel mir zur Hölle macht?" (W. Shakespeare)

"There's nothing like some nicely cultivated porridge between the ears, baby!"
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#2
Grüß dich Paprika,

Als ich die Rubriken eingerichtet habe, hatte ich nicht an Interpretationen zu klassischen Sonetten gedacht, was aber nicht heißt, daß sie hier nicht willkommen wären. Nun ich denke, daß sie am besten zu den Fundstücken passen und habe die Rubrik dahingehend erweitert und dich hierher verschoben.

Nun zu deiner Frage:

Von Shakespears Leben wissen wir recht wenig. Genaugenommen gilt nicht einmal seine Identität wirklich gesichert, insofern kann man sich zur Interpretation nur auf sein Werk berufen.

Ein Liebesgedicht? Ja unbedingt. - und ein Gedicht über die Sprachlosigkeit.
Über die Entstehungszeit kann man nur mutmaßen. Ich gehe davon aus, daß Shakespeare schon Erfahrung als Dramatiker und Schauspieler hatte, denn die Bühnenmetapher taucht noch öfter in seinen Sonetten auf. Dort schlüpfte er immer wieder in die Rolle des Liebhabers und hat als Autor immer die rechten Worte gefunden und sie auf der Bühne offenbar auch überzeugend vortragen können.
Das wahre Leben ist aber auch für einen Schauspieler etwas anderes, und plötzlich klingen ihm seine großen Worte so leer. Dieses Dilemma kennt wohl jeder, der sich für das entscheidende Date die rechten Worte zurechtlegt und dann doch keinen Ton rausbekommt oder nur am Thema vorbeilaviert. Auch Nichtautoren fällt da ein Liebesbrief oft leichter als das Bekenntnis vis-a-vis.
Eigentlich ist der Text für mich eindeutig.

Hattest du noch andere Gedanken dazu? Querbezüge zu anderen Texten?

LG ZaunköniG


P.S.: Eine Bitte habe ich noch
Auch bei älteren, also gemeinfreien Texten sollte der Verfasser für seine Leistung gewürdigt werden.
Also nenne doch bitte auch die Namen der Übersetzer, bzw. deine Quelle.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo ZaunköniG!

Danke für deine Antwort.

Also als ich mir das Sonett zum ersten mal (auf Englisch) durchgelesen habe, dachte ich zunächst es sei ein Gedicht über die Schauspielerei, spätestens ab Z.6 war aber auch für mich klar, dass ich da wohl nicht ganz richtig lag ;-)
Aufgefallen sind mir aber vorallem die beiden letzten Zeilen, da sie für mich quasi wie ein Aufruf wirkten.

Das es ein Liebessonett ist, war mir dann auch klar, allerdings habe ich mich gefragt ob
1. Sich der Autor nicht traut die Gefühle auszusprechen
oder
2. Ob die Gefühle so groß sind, dass er keine Worte dafür findet

Ich habe schon im Internet gesucht, aber nur viele verschiedene Übersetztungen gefunden.Keine Berichte über das Sonett. Leider scheint es nicht so bekannt zu sein.


Soweit,
Paprika
"Was soll ich mit der Liebe, wenn sie den Himmel mir zur Hölle macht?" (W. Shakespeare)

"There's nothing like some nicely cultivated porridge between the ears, baby!"
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#4
Hallo Paprika,

Zitat:Das es ein Liebessonett ist, war mir dann auch klar, allerdings habe ich mich gefragt ob
1. Sich der Autor nicht traut die Gefühle auszusprechen
oder
2. Ob die Gefühle so groß sind, dass er keine Worte dafür findet

Ich denke, daß Punkt 1 und zwei ab einem gewissen Punkt keinen Unterschied machen.
Wenn man auch seine übrigen Sonette liest, gerade auch die vorangegangenen, stellt man fest, daß es Shakespeare nicht an Superlativen mangelt um seine Liebe zu beschreiben. Ja er traut seinen Gedichten sogar zu (Sonett18!) unsterblichen Ruhm zu verleihen. Daher interpretiere ich es eher nach Punkt 1, als, um im Bild zu bleiben, Lampenfieber die gefundenen Worte auch auszusprechen.
Superlative haben aber andererseits die Eigenschaft nicht sehr präzise zu sein und ist nicht jedem Liebenden die eigene Geliebte die Schönste und Beste?
In den späteren Sonetten an die "Dark Lady" bricht er dann die gewohnten Superlative, ohne freilich auf sie zu verzichten.
Da wird plötzlich "Schwarz", was für ihn immer Synonym für "häßlich wie die Nacht" war durch die Liebe zum Inbegriff von Schönheit, weil er sich in eine Schwarzhaarige verliebte.
Dort gesteht er also auch ein, daß alle großen Worte nur subjektiv sind (wie die Gefühle selbst) und also nie objektiv richtig sein können.

Ich denke also nicht, daß ´du dich zwischen den beiden Auslegungen entscheiden mußt.

LG ZaunköniG

P.S.: Von wem sind die Übersetzungen?
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Hallo ZaunköniG,

der erste Übersetzter ist Stefan George und der zweite heißt Markus Marti. Habe die Namen aber jetzt auch unter die jeweiligen Übersetztungen gesetzt.

"Nicht entscheiden musst" klingt gut. Smile

Möglicherweise sollte ich mich mal mit den Sonetten vor 23 beschäftigen, schaden wird es wohl nicht.

Also wenn ich jetzt alles richtig verstanden habe, dann ist es ein Liebesgedicht das Shakespeare geschrieben hat, weil er sich nicht getraut hat der Person seine Gefühle und die Zuneigung persönlich mit zu teilen.
Hört sich schön anTanzen3

Grüße
Paprika
"Was soll ich mit der Liebe, wenn sie den Himmel mir zur Hölle macht?" (W. Shakespeare)

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#6
Hallo, ich bins mal wieder!
Und zwar, kann man dieses Sonett durchaus mit der Botschaft "Ich liebe dich - trau mich aber nicht" verstehen?
Wir müssen uns in Englisch ein Sonett mit einer ähnlichen Botschaft aussuchen und da mir 23 gut gefällt dachte ich, dass ich das nehmen würde. Das auf englisch zu erläutern ist kein Problem, aber wäre dieses Sonett auch einigermaßen dafür geeignet oder kennt ihr noch andere die sich noch besser eignen würden?

LG
Paprika
"Was soll ich mit der Liebe, wenn sie den Himmel mir zur Hölle macht?" (W. Shakespeare)

"There's nothing like some nicely cultivated porridge between the ears, baby!"
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#7
Hallo Paprika,

Zitat:kann man dieses Sonett durchaus mit der Botschaft "Ich liebe dich - trau mich aber nicht" verstehen?


Was für eine Frage!
Schreibt er doch selbst ausdrücklich, daß er sich nicht traut.
Allerdings findet er im Brief / Sonett eine Möglichkeit mitzuteilen, was er vis-a-vis sich nicht zu sagen getraut.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#8
Hallo ZaunköniG,

Recht hast du, ich hab nur übrelegt ob die Leute denen ich das erklären muss, dass auch verstehen. Wobei wenn man der englischen Sprache einigermaßen mächtig ist, sollte das zu schaffen sein.
Ich muss auch noch mal gucken welche Übersetztung ich am treffendsten finde, den Kern treffen sie ja alle, aber die Ausdrucksweisen sind schon sehr verschieden...
Habe im internet ungefähr 13 "verschiedene" Übersetztungen gefunden die mir aber alle ganz gut gefallen ;-)

LG
"Was soll ich mit der Liebe, wenn sie den Himmel mir zur Hölle macht?" (W. Shakespeare)

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