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Lob des Thermostaten
#1
Lob des Thermostaten
(bzw. der Kybernetik)



„Der Thermostat, er kontrolliert die Temperatur
an jedem Arbeitsplatz in den Montagehallen
per Fühler. Droht sie unter einen Wert zu fallen,
wird das System aktiv (in diesem Falle nur).

Das senkt die Kosten sehr! Das Einspar-Potenzial
an Energie, das uns die Thermostate liefern,
wird hochgeschätzt selbst von den Wirtschaftsprüfern:
Vollelektronisch kommt das Steuerungs-Signal -

dann springt die Heizung plötzlich an und stufenweis’
wird wieder eingespeist an Wärme, was entwichen,
bis sich der Ist- dem Soll-Wert angenähert hat.

So schließt sich wirkungsvoll der ganze Regelkreis,
die Wärmedifferenz ist wieder ausgeglichen,
auf Ruhestellung schaltet um der Thermostat.“

(ad infinitum)



Anmerkung:

Ist dies ein Gedicht über den Thermostaten? Nur vordergründig, eigentlich ist es ein Gedicht, welches das Funktionsprinzip des Sonetts als einem kybernetischen System vorführt. Als solches ist es ja das typische „Leistungsgedicht“, das zwischen den Aggregatzuständen „Entropie“ am Anfang und „Redundanz“ am Schluss seine Ablauffigur/ seinen Lösungsweg geht und sich mit einer entsprechenden „Pointenleistung“ verabschiedet. Die Beschreibung der Funktionsweise des Thermostaten ist mit Sicherheit unpoetisch, aber sie beschreibt das kybernetische Funktionsprinzip des Sonetts (gekoppelte Regelkreis-Struktur) exakt.
Vgl. Dirk Schindelbeck: Die Veränderung der Sonettstruktur von der deutschen Lyrik der Jahrhundertwende bis in de Gegenwart, Frankfurt/Bern/New York 1988, S. 17ff.
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