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Sommersonnenwende
#1
Der Mond stürzt überm Hügelkranz hinab
in einen Spiegel von Obsidian,
im Schilf am Ufer treibt ein Lastenkahn,
dem niemand Holz für neue Planken gab,
und wölbt sich bucklig wie ein frisches Grab,
das keiner ehrt. Die Luft ist dick wie Tran,
am längsten Tag nagt längst ein Knochenzahn,
der Winter übt den Wechselschritt zum Trab.

Ein Wolf schnürt aus dem Unterholz zum See
wo er den Kopf nach beiden Monden reckt,
als sehe er ein krankes altes Reh.
Dann hallt sein Ruf, doch hat er nichts geweckt,
was nicht schon lange in den Schatten haust.
Beim Holzbockklopfen balle ich die Faust.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#2
Hallo Sneaky,

Ein sehr stimmungsvolles Sonett mit originellen Bildern.
Sehr gut, dennoch zwei kleine Anmerkungen:

1. "schwojt" war mir zunächst unbekannt. Als ich nachgeschlagen habe fand ich: "um den Anker kreisen/treiben". Das scheint mir im Schilf nicht möglich zu sein. Ich denke, du meinst eine Auf- und Ab-Bewegung mit dem Wellengang. Da würde ich "dümpeln" vorschlagen.

2. Schlüsselbegriffe wie Mond, Wolf, Grab, Obsidian malen für mich eine Abendstimmung. Auch die "beiden Monde" in Zeile 10 deuten auf eine recht schwache Sonne. Insgesammt scheint sich das Sonett um den längsten Abend zu drehen, während ich mit dem Titel "Sonnenhöchststand" ganz konkret die Mittagsstunde verbinde.


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo zaunkönig

uff, ich dachte schon, mein Fantasyfaible hätte mich zu bunt werden lassen. Schön, wenns dir gefällt.

Zu "schwoit", da dachte ich in der Tat, das wäre ein anderes Wort für Dümpeln. Da dümpeln nicht geht nehm ich vorerst mal "treibt" oder wie wärs mit "fault"?

Der Sonnenhöchststand ist in der Tat verwirrend. Ich werde Sommersonnenwende draus machen, da ich es als Anlassgedicht für den längsten Tag/die kürzeste Nacht geschrieben habe.
Im Text besser ich dann mit am längsten Tag nagt längst ein Knochenzahn aus.

Sommersonnwendnacht als Titel wäre vmtl. noch deutlicher, aber das wirkt mir dann zu dick.

Danke für die Fehlerhinweise.

Werds gleich verbessern.

Sneaky
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#4
Hallo Sneaky,

Warum passt "dümpelt" nicht? Die zusätzliche Silbe kannst du leicht einsparen.
Schilf ist z. B. eine typische Uferpflanze, so daß du das "Ufer" nicht explizit erwähnen mußt. Ach das "alte" wäre nicht unbedingt nötig, da es sich aus den fehlenden Planken und dem Grabvergleich geradezu aufdrängt. Vielleicht so:

Es dümpelt faul im Schilf ein alter Kahn

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
auch wieder wahr,

hab nochmal gebessert.

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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