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Flüchtlingssonette vom Jahr 1849
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Flüchtlingssonette vom Jahr 1849
I.
Ich kenne eine Kön'gin, eine hohe,
Der Krone goldne Flamme ist entfacht
Auf ihrem Haupt, um ihrer Schultern Pracht,
Da schlägt des Purpurmantels stolze Lohe.
So schreitet sie dahin, die Opferfrohe,
Wie Lenzwind rauscht ihr Schleppkleid durch die Nacht,
Und Kön’ge halten unter Schrecken Wacht,
Ob sie mit ihren nackten Schwerte drohe.
Denn kommt sie, gilt kein altverjährter Raub,
Wie künstlich sich der Räuber auch entschuld’ge,
Und Kronen fallen ab wie welkes Laub.
Zum Löwen macht das Lamm sie, das geduld’ge,
Und Throne sinken vor ihr in den Staub -
Sie ist die einz’ge Fürstin, der ich huld’ge.
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II
Wann weder Mond noch Stern am Himmel scheint,
Schleicht die verbannte Freiheit durch die Lande
Und setzt, verhüllten Haupts, im Leidgewande
Auf ihrer Kämpfer Hügel sich und weint.
"Ihr Helden, in der Kühle eingeschreint,
Daß euer Schlummer leicht sei unterm Sande,
Bis ich euch wecke mit dem Feuerbrande
Des Kampfs, der euch den Lebenden vereint.
Zu Bannerträgern hab’ ich euch erkoren,
Einst grünen eure Kränze neubelaubt:
Wer für die Freiheit starb, ging nicht verloren.
Geschenkt seid ihr dem Volke, nicht geraubt:
Ihr zieht im Kampf gleich blut’gen Meteoren
Ob deren Häuptern, die euch tot geglaubt."
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III
Die Freiheit sprach: „Mich schickt ihr in den Tod,
Und meine Laken sind des Volkes Rechte;
So schlaf’ ich, doch dem menschlichen Geschlechte
Bleibt meine Mutter, die euch schwer bedroht,
Umsonst färbt ihr mit Blut die Feder rot:
Die geht aus dem verlorenen Gefechte
Als Siegerin, haucht Mut ins Herz dem Knechte
Und giebt dem Hunger Waffen anstatt Brot.
Zu euren Festen singt sie Schauerweisen;
Schaut euch nicht um, denn wie das Weib des Lot
Erstarrt ihr ob dem Schlangenhaupt, dem greisen.
Die Schreckliche, sie kennet kein Gebot;
Die bricht euch, Goldene, denn sie bricht Eisen:
Kennt ihr mein Mütterlein? Ihr Nam’ ist Not.“
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IV
So sprach der Herr: „Der Ofen meines Zornes
Ist schon geschürt, er glüht gleich einer Essen;
Euch alle wird der Rache Feuer fressen,
Die ihr verschwelgt die Füllen meines Bornes;
Die ihr verzehrt den Segen meines Kornes,
Das ich der ganzen Menschheit zugemessen;
Die ihr mit Gold und Lust euch krönt, indessen
Dem Volk aufs Haupt ihr drückt den Kranz des Dornes.
Ihr seid das Unkraut unter meinen Garben;
Doch schärf’ ich schon die Sicheln meinen Schnittern,
Und schon erglänzt mein Saatfeld erntefarben.
Weh euch! fahr’ ich hernieder in Gewittern,
Dann segn’ ich alle Herzen, die da darben,
Bei euch jedoch wird Heulen sein und Zittern.“
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V
„Der ich den schnöden Karl von England schon
Um den gekrönten Kopf gemacht hab’ kleiner;
Der ich dem Ludwig dann, dem falschen Greiner,
Als Treppe ans Schaffot gestellt den Thron;
Der ich gefället den Napoleon,
Der frech war undgewaltig wienicht einer;
Der ich den Thoren Karl, und dem, der seiner
Als alle war, dem Philipp, gab den Lohn:
Glaubt ihr, mein Zornesarm sei worden schwächer,
Ihr Fürstlein, daß ihr also haust und tobt?
Euch quetsch’ ich überm Haupt die goldnen Dächer.
Je höher ihr auf Leichen euch erhobt,
Je näher seid ihr dem gerechten Rächer.“
So sprach der Herr; sein Wille sei gelobt.
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VI
„Gezählt hab ich die Tränen meiner Lieben,
Und all die Seufzer meiner Menschenherzen,
Und all die Hungerqualen, Kerkerschmerzen,
Und all den Blutschweiß, den ihr ausgetrieben.
Das alles hab ich in mein Buch geschrieben,
Und bin bereitet nun euch auszumerzen;
Ihr würdet schon, und wäret ihr auch erzen,
Vom Drucke eurer Sündenlast zerrieben.
Glaubt ihr, die Völkerherden, die verirrten,
Hätt’ ich euch anvertraut, mit ihren Vließen
Und ihrem Blut euch Schwelger zu bewirten?
Ihr habt als Ungetreue euch erwiesen,
Drum fresse jetzt das Lamm den schlechten Hirten!
So sprach der Herr; sein Name sei gepriesen.
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VII
Still schleicht ihr euch vorbei, ihr schnöden Zwitter,
Die ihr im Dienst von Land und König stehet,
Wenn ihr das Volk am Wege liegen sehet,
Beraubt von dem gekrönten Faustrechtsritter.
Doch während ihr, als Priester und Leviter,
So taub und blind vorbei dem Elend gehet,
das, stumm obwohl, so laut um Hilfe flehet,
Da naht, als Mensch, der Freiheit Samariter.
Der gießt dem Armen Balsam in die Wunden
Und stärket ihn mit Wein und Spezereien –
Ihr Pharisäer waret schnell verschwunden.
Jetzt aber kommt ihr und beginnt zu schreien,
Daß jene Hände, die so treu verbunden
Den Hingestreckten, nicht ganz koscher seien.
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VIII
Am Gnadenfeuer in des Königs Schlot,
Da stehen sie, die schmutz’gen Küchentöpfe,
Darin zum Menschenpfeffer ihre Knöpfe
Die Monarchie braut, als ihr täglich Brot.
Sie brodeln eifrigst auf des Herrn Gebot,
Er drückt die Deckel nur auf ihre Köpfe;
Sie kochen alles, diese feilen Tröpfe –
Das Fett für sie, und für das Volk die Not!
Der Freiheit Flamme ist ganz abgehärmt,
Doch wächst sie manchmal, trotz der Köche Rüstung,
Daß dran der arme Mann sein Süpplein wärmt.
Sieht das ein Hoftopf, schäumt er bis zur Brüstung,
Und quirlt und zischt und spritzt und speit und lärmt
Und überläuft von sittlicher Entrüstung.
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IX
Wie gnädig sich die hohen Herrn erwiesen!
Sie ließen euch ein ganzes Jahr lang schwatzen
Und eure Herzen, weisheitsvoll zum Platzen,
In ungestörter Wollust sich ergießen.
Sie dachten: wässert nur die deutschen Wiesen,
Wir ziehn die Krallen ein bei euren Fratzen,
Doch kommt die Zeit schon, wo wir wieder kratzen,
Dann werden wir des frischen Triebs genießen.
Und eh’ ihr noch zu Ende mit Beschließen,
Sind wieder Tiger worden aus den Katzen,
Da wurdet ihr zu Zwergen, ihr Maulriesen.
Jetzt fühlt auch ihr die allerhöchsten Tatzen
Der Herrn, die ihr geschont habt und gepriesen -
Nur schad’: es frißt der Tiger keine Ratzen.
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