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Ines
#1
Ines

I.


Es hat der Tag in dir sein Lied gesungen,
in dich geflüchtet blüht er auf als Licht,
des Himmels Bläue, die sich nie erschwungen,
an deines Auges Stern erlöst zerbricht.

Du bist von allem, was da ist, durchdrungen.
Gott selber flüchtet in dein Angesicht,
in dir hält er die Schöpfung leis umschlungen,
an deinen Wesen lernte er Verzicht.

Verzicht? ... Du bist ihm selige Erfüllung.
Du bist ihm tiefen Schlafs zarte Umhüllung,
des tiefen Schlafes, dessen Gott bedarf,

der seines Namens müd, verarmt, beraubt
sich längst verdammt, verschrieen und verwarf -
Du sei um ihn, daß er sich selber glaubt.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
II.

Und ob wir beide hier uns ewig quälen
mit unserm blinden Fern- und Nahesein
und doch nie wir, nur Trinker ohne Wein,
die atemlos den Rest der Stunden zählen.

Und ob wir täglich wieder uns erwählen,
dass du in meine Seele dringest ein
und ich in dich - und sind uns ewiges Nein! -
Was soll dies stets verströmende Vermählen?

Doch will mir sein: Aus diesem Nicht-Ergreifen
tönt eine Stunde an, die uns errettet,
und ob wir noch so sehr aus uns gerissen.

Mit jedem Abschied wir uns näher reifen.
O tief und innig sind wir hingebettet
in dieses leise Voneinander-Wissen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
III.

Mit ihren dumpfen Ängsten überfällt
mich plötzlich Nacht. Die Dinge fliehen sich.
Das Nichts erwacht, wächst her, umklammert mich.
Mit meiner Hand zerrinnt darin die Welt.

Stürz ich entwurzelt ab in jähen Schacht?
Der Geist erschweigt, die Hände suchen blind.
Und kalt im Nacken packt mich eisiger Wind.
Und tiefer dunkelt's, drängt sich, Nacht in Nacht.

Und wie ich falle, falle: Welch ein Glühen
aus Finsternis: Dein Leib beginnt zu blühen.
Dein Leib ist Licht! Wie tönst du tief und gross.

Du überstrahlst mich heiß. Dein Leuchten bindet.
O Flucht ins Licht! Mein Blick an dir erblindet.
Und trunken stürz ich hin in deinen Schoss.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
IV.

. . . .  War dies das Paradies?
Dass ewig ein Erwachen folgen muss!
Tod-Asche blieb von deinem Feuerkuss.
Fremd schaut dein Blick, der Sonne mir verhiess.

Sieh nicht nach mir, den eben Gott verstiess.
Aus diesem Feuerwein Gott selber schreit.
Ich bin ein Trunkner ohne Trunkenheit,
ich bin der Becher, den der Wein verliess.

Du aber wühlst dich los aus deinen Linnen,
umfängst mich heisser, küssest wie von Sinnen
und fühlst mich, enggeklammert, dir entrinnen.

Wir schliessen fester unsre kalten Hände.
Doch wie wir harren stumm auf Weg und Wende:
das Paradies verdämmert zur Legende.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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