08.01.2024, 11:15
Die sieben Erzgnaden-Worte
unsers Erlösers am Creutz
Das Erste:
Vater vergib’ Ihnen, sie wissen nicht, was sie thun.
Vergib’ O Vatter, das, was sie an mir verbringen.
die That ist böß: iedoch mein mild-vergoßnes Blut
ist für die bösen, ja für die Vergiesser, gut.
Ich laß’ es auch für die, so mich verwunden springen;
das Leben soll’ in ihm der Tödter-Tod verschlingen.
Es ist der ganzen Welt ein Liebes-Feuer Glut:
und wunderreichst zugleich ein Sünde-Tilgungs-Flut:
mit iedem Tröpflein, auch Vergebungen ausdringen.
Reut sie das übel nur, so ist es schon gebüst:
mein Gnadenherz sich bloß mit Reu und Demut weidet.
Ich will, daß diese Schaar meins Blutes Krafft geniesst:
auf daß, aus unwehrts-furcht, man ie sein Heil nit meidet.
wer ist unwehrter doch, als die mich selbst verwund?
noch mach ich, wann sie nur mir trauen, auch gesund.
Das II. Wort
Warlich warlich ich sage dir: Heut wirstu
mit mir im Paradeiß seyn.
Der ich die Warheit bin, dazu der Weg’ und Leben,
zu und im Paradeiß, ich sage gnädigst dir:
daß, ob du mich und dich schon hangen siehst allhier,
du in demselben doch, sampt mir, heut noch solst schweben.
Der, der es selber ist, kan ja das Leben geben!
kein GOtt- noch Lebens-Krafft spürstu zwar jetzt an mir:
denn, als ein Würmlein, ich erwirb die Himmels-Zier:
mein tieffste Nidrigkeit kan Himmel-an erheben.
Wer GOttes Kind, und mir ein treuer Knecht, will seyn,
der muß mein Creutz nit nur bloß lieben, sondern tragen,
und durch den Bach am Weg zum Himmel gehen ein.
An denen hab ich nur mein Lust und wolbehage,
die mir, wie du, am Creutz, auch wider allen Schein,
vertrauen. Daß du würdst erlöß’t, ließ ich mich schlagen.
Das III. Wort
Weib, sihe, das ist dein Sohn
Ach Mutter, die mein Schmerz, wie euch der eure, kränket!
verzeiht mirs, daß ich mehr eur Heil als Freude such.
Ich muß es thun, es steht also von mir im Buch.-
Mein Gnad’ und eure Sünd, mich in diß Elend senket.
Damit ihr aber nicht euch gar verlassen denket,
so seht, daß Sterbend euch versorgt mein Schaffungs-Spruch,
so hab’ ich, ob ich schon jetzt bin am Creutz ein Fluch,
Johannes Herz zu euch, und eurs zu ihm, gelenket.
Und du, mein liebster Freund, wollst meiner Mutter pflegen,
als der, in deren Leib ich diesen an mich nahm,
in dem ich fähig ward vor euer Heil zu sterben.
Es kan, der schmerzen Krafft, die Liebe nicht erlegen.
Ihr Leid, ist auch ein Als an diesem Creutzes-Stamm,
an dem ich’s Leben will, durch Sterben, euch erwerben.
Das IV. Wort
Mich dürstet.
Mich dürstet: daß ich euch an Freud kan truncken machen,
daß ihr vor gutem Muht jauchzt in der Ewigkeit.
Mein Blut, so dürstig ist, daß es euch Ruh bereit,
daß seiner tropffen Schweiß wie Purpur-Thau herbrachen.
Es dürstet nach dem Durst der fast verschmachten Schwachen.
und daß es ihnen selbst könnt werden mit der Zeit
ein Trank: ihr werdet dadurch des Seelen-Dursts befreyt.
Der Durst ist, nicht nach Wein, nach Herz-Erquickungs Sachen.
Ich könt den Felsen auch wol schlagen, wann ich wolt,
ich selbst der Lebens-Brunn könt frische Quellen schaffen,
ja daß mir in den Mund ein Bächlein rinnen solt.
daß ihr wurd Ewig satt, mich alle Mängel traffen.
Schau, alles diß, O Mensch, ich willig leid vor dich.
Mit Buse-Thränen solst du wider träncken mich.
Das V. Wort
Mein GOtt, mein GOtt,
warum hastu mich verlassen.
Mein GOtt, wie hast’ auf mich Verlassung lassen fallen!
dein ganzes Zornes-Heer jetzt stürmet auf mich ein.
Ach! du entzeuchst mir ganz den GOtt- und Gnadenschein.
Ich bin ein Würmlein nur, das Elendst unter allen.
Mein süsse Labung, sind die herb’ und bittern Gallen.
Doch soll mirs eitel Trost und Zucker-Wollust seyn,
wann mit der meinen ich vertrieb der Menschen Pein.
In grösten Schmerzen pflegt mein Herz vor Lieb zu wallen.
Ich will mich lieber selbst, als sie, verlassen sehn.
Und wann ich noch so viel, ja mehr noch, aus solt stehn,
so trauret mich doch nichts: wann sie es nur geniessen.
Mein’ Haupt-Verlassung, sey ihr stäter Trostes-Brunn.
Daß sie sie finmden stäts, mir alle Hülf zerrünn’.
Mein Blut soll von mir weg, sie zu erquicken, fliessen.
Das VI. Wort
Es ist vollbracht
Es ist der Feind erlegt, der Höll’ ihr Macht geraubet;
der Schlangen Haupt zerknirscht, gesetz’ und Schrifft erfüllt,
Gewissens Anklag’ ist, auch Gottes Zorn, gestillt,
mit diesem Helden-Streich das Höllen-Reich betaubet,
den Armen Seelen auch der Himmels-Trost erlaubet.
Umsonst der Höllisch Drach nun auf die Frommen brüllt:
in meinem Sieges-Fahn sie herrlich sind verhüllt.
Höll, Teuffel, Sünd’ und Tod, schadt nichts dem der fäst glaubet.
Daß ganz’ Erlösungs-Werk ist völlig nun vollbracht;:
daß Opffer, so ich bin, auf Ewig schon geschlachtet.
Ich hab’ es alles wol, allein, und gar, gemacht:
wer weiter Opffern will, mein völligkeit verachtet.
Nun alles ist durch mich, was euch erlöst, verzicht:
drum lasst eur selb-Verdienst, seit mir allein verpflicht!
Das VII.
Vatter! ich befehl meinen Geist in deine Hände.
Mit meinem, ich dir auch in deine Gnaden-Hände
gib’ aller Christen-Geist. Mein Sterben sie belebt:
mein Leib’-eingrabung sie in deine Schoß erhebt:
mein’ Höll’ ihr’ Himmel-fahrt und Paradeiß anlände.
Auf daß in deiner Hand mein Geist, ich ihm hersende,
den ihren Ruh bereit: wornach ich lang gestrebt,
in Herz- und Höllen-Pein, im Blut und Creutz geschwebt,
biß endlich ich erlangt diß meines Leidens Ende.
Dieweil ja meine Lieb’ am Leiden nicht vergnügt:
so will ich sterben auch, auf daß unsterblich werde
die selbste Sterblichkeit. Mein Tod den Tod besiegt.
Die Auferstehung bring’ mit mir ich in die erde.
Ihr meinet, ihr verschlingt das Leben, Erd’ und Tod!
Nein! es hat minder nie mit ihm, als sterbend Noht.
.
unsers Erlösers am Creutz
Das Erste:
Vater vergib’ Ihnen, sie wissen nicht, was sie thun.
Vergib’ O Vatter, das, was sie an mir verbringen.
die That ist böß: iedoch mein mild-vergoßnes Blut
ist für die bösen, ja für die Vergiesser, gut.
Ich laß’ es auch für die, so mich verwunden springen;
das Leben soll’ in ihm der Tödter-Tod verschlingen.
Es ist der ganzen Welt ein Liebes-Feuer Glut:
und wunderreichst zugleich ein Sünde-Tilgungs-Flut:
mit iedem Tröpflein, auch Vergebungen ausdringen.
Reut sie das übel nur, so ist es schon gebüst:
mein Gnadenherz sich bloß mit Reu und Demut weidet.
Ich will, daß diese Schaar meins Blutes Krafft geniesst:
auf daß, aus unwehrts-furcht, man ie sein Heil nit meidet.
wer ist unwehrter doch, als die mich selbst verwund?
noch mach ich, wann sie nur mir trauen, auch gesund.
Das II. Wort
Warlich warlich ich sage dir: Heut wirstu
mit mir im Paradeiß seyn.
Der ich die Warheit bin, dazu der Weg’ und Leben,
zu und im Paradeiß, ich sage gnädigst dir:
daß, ob du mich und dich schon hangen siehst allhier,
du in demselben doch, sampt mir, heut noch solst schweben.
Der, der es selber ist, kan ja das Leben geben!
kein GOtt- noch Lebens-Krafft spürstu zwar jetzt an mir:
denn, als ein Würmlein, ich erwirb die Himmels-Zier:
mein tieffste Nidrigkeit kan Himmel-an erheben.
Wer GOttes Kind, und mir ein treuer Knecht, will seyn,
der muß mein Creutz nit nur bloß lieben, sondern tragen,
und durch den Bach am Weg zum Himmel gehen ein.
An denen hab ich nur mein Lust und wolbehage,
die mir, wie du, am Creutz, auch wider allen Schein,
vertrauen. Daß du würdst erlöß’t, ließ ich mich schlagen.
Das III. Wort
Weib, sihe, das ist dein Sohn
Ach Mutter, die mein Schmerz, wie euch der eure, kränket!
verzeiht mirs, daß ich mehr eur Heil als Freude such.
Ich muß es thun, es steht also von mir im Buch.-
Mein Gnad’ und eure Sünd, mich in diß Elend senket.
Damit ihr aber nicht euch gar verlassen denket,
so seht, daß Sterbend euch versorgt mein Schaffungs-Spruch,
so hab’ ich, ob ich schon jetzt bin am Creutz ein Fluch,
Johannes Herz zu euch, und eurs zu ihm, gelenket.
Und du, mein liebster Freund, wollst meiner Mutter pflegen,
als der, in deren Leib ich diesen an mich nahm,
in dem ich fähig ward vor euer Heil zu sterben.
Es kan, der schmerzen Krafft, die Liebe nicht erlegen.
Ihr Leid, ist auch ein Als an diesem Creutzes-Stamm,
an dem ich’s Leben will, durch Sterben, euch erwerben.
Das IV. Wort
Mich dürstet.
Mich dürstet: daß ich euch an Freud kan truncken machen,
daß ihr vor gutem Muht jauchzt in der Ewigkeit.
Mein Blut, so dürstig ist, daß es euch Ruh bereit,
daß seiner tropffen Schweiß wie Purpur-Thau herbrachen.
Es dürstet nach dem Durst der fast verschmachten Schwachen.
und daß es ihnen selbst könnt werden mit der Zeit
ein Trank: ihr werdet dadurch des Seelen-Dursts befreyt.
Der Durst ist, nicht nach Wein, nach Herz-Erquickungs Sachen.
Ich könt den Felsen auch wol schlagen, wann ich wolt,
ich selbst der Lebens-Brunn könt frische Quellen schaffen,
ja daß mir in den Mund ein Bächlein rinnen solt.
daß ihr wurd Ewig satt, mich alle Mängel traffen.
Schau, alles diß, O Mensch, ich willig leid vor dich.
Mit Buse-Thränen solst du wider träncken mich.
Das V. Wort
Mein GOtt, mein GOtt,
warum hastu mich verlassen.
Mein GOtt, wie hast’ auf mich Verlassung lassen fallen!
dein ganzes Zornes-Heer jetzt stürmet auf mich ein.
Ach! du entzeuchst mir ganz den GOtt- und Gnadenschein.
Ich bin ein Würmlein nur, das Elendst unter allen.
Mein süsse Labung, sind die herb’ und bittern Gallen.
Doch soll mirs eitel Trost und Zucker-Wollust seyn,
wann mit der meinen ich vertrieb der Menschen Pein.
In grösten Schmerzen pflegt mein Herz vor Lieb zu wallen.
Ich will mich lieber selbst, als sie, verlassen sehn.
Und wann ich noch so viel, ja mehr noch, aus solt stehn,
so trauret mich doch nichts: wann sie es nur geniessen.
Mein’ Haupt-Verlassung, sey ihr stäter Trostes-Brunn.
Daß sie sie finmden stäts, mir alle Hülf zerrünn’.
Mein Blut soll von mir weg, sie zu erquicken, fliessen.
Das VI. Wort
Es ist vollbracht
Es ist der Feind erlegt, der Höll’ ihr Macht geraubet;
der Schlangen Haupt zerknirscht, gesetz’ und Schrifft erfüllt,
Gewissens Anklag’ ist, auch Gottes Zorn, gestillt,
mit diesem Helden-Streich das Höllen-Reich betaubet,
den Armen Seelen auch der Himmels-Trost erlaubet.
Umsonst der Höllisch Drach nun auf die Frommen brüllt:
in meinem Sieges-Fahn sie herrlich sind verhüllt.
Höll, Teuffel, Sünd’ und Tod, schadt nichts dem der fäst glaubet.
Daß ganz’ Erlösungs-Werk ist völlig nun vollbracht;:
daß Opffer, so ich bin, auf Ewig schon geschlachtet.
Ich hab’ es alles wol, allein, und gar, gemacht:
wer weiter Opffern will, mein völligkeit verachtet.
Nun alles ist durch mich, was euch erlöst, verzicht:
drum lasst eur selb-Verdienst, seit mir allein verpflicht!
Das VII.
Vatter! ich befehl meinen Geist in deine Hände.
Mit meinem, ich dir auch in deine Gnaden-Hände
gib’ aller Christen-Geist. Mein Sterben sie belebt:
mein Leib’-eingrabung sie in deine Schoß erhebt:
mein’ Höll’ ihr’ Himmel-fahrt und Paradeiß anlände.
Auf daß in deiner Hand mein Geist, ich ihm hersende,
den ihren Ruh bereit: wornach ich lang gestrebt,
in Herz- und Höllen-Pein, im Blut und Creutz geschwebt,
biß endlich ich erlangt diß meines Leidens Ende.
Dieweil ja meine Lieb’ am Leiden nicht vergnügt:
so will ich sterben auch, auf daß unsterblich werde
die selbste Sterblichkeit. Mein Tod den Tod besiegt.
Die Auferstehung bring’ mit mir ich in die erde.
Ihr meinet, ihr verschlingt das Leben, Erd’ und Tod!
Nein! es hat minder nie mit ihm, als sterbend Noht.
.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.