Levin Schuecking
1814 - 1883
Die Politischen Dichter
I.
Ihr schlugt sie aus einander, die Standarten.
Die, schweren Faltenwurfs, mit schwarzen Aaren,
Bestäubte Zierden unsrer Dome waren
Und träumend auf ein frisches Flattern harrten.
Der aufgezäumten Rosse Hufe scharrten
Und schlachtendurstig tönten die Fanfaren:
Des alten heil’gen Reiches Heerbannschaaren,
Sie kamen waffenschwer und stehn – und warten.
Wer führt und lenkt? Wen hebt ihr in den bügel,
In wessen Hand gehört der Purpurzügel,
Wer will der König sein vor diesen Rittern?
Freiheit das Wort auf seines Schildes Hügel,
Als Helmeszierde des Gedankens Flügel,
Im blauen Aug’ ein Himmel voll Gewittern? –
II.
So muß er reiten seinem Heere vor,
Von eures Liedes Fittichen umflogen,
An jedes Palasts wappenschwerem Bogen
Laut schmetternd senden diesen Ruf empor:
„Die Gitter auf, und öffnet mir das Thor,
Dem König huldigt, der in’s Land gezogen
Gewaltig wie der Schwall der Meereswogen,
Dem König huldigt, den die Zeit erkor!“
Wo ist, der sprengt dem neuen Tag die Pforte?
Längst kündigten sein Nahen eure Worte,
Den neuen Frühling eurer Lieder Schwalben: -
Doch, wie wir stehn mit brünstigen Gebeten,
Wir sehn den König nicht, nur den Propheten,
Nur Samuele, die ihn wollen salben.
1814 - 1883
Die Politischen Dichter
I.
Ihr schlugt sie aus einander, die Standarten.
Die, schweren Faltenwurfs, mit schwarzen Aaren,
Bestäubte Zierden unsrer Dome waren
Und träumend auf ein frisches Flattern harrten.
Der aufgezäumten Rosse Hufe scharrten
Und schlachtendurstig tönten die Fanfaren:
Des alten heil’gen Reiches Heerbannschaaren,
Sie kamen waffenschwer und stehn – und warten.
Wer führt und lenkt? Wen hebt ihr in den bügel,
In wessen Hand gehört der Purpurzügel,
Wer will der König sein vor diesen Rittern?
Freiheit das Wort auf seines Schildes Hügel,
Als Helmeszierde des Gedankens Flügel,
Im blauen Aug’ ein Himmel voll Gewittern? –
II.
So muß er reiten seinem Heere vor,
Von eures Liedes Fittichen umflogen,
An jedes Palasts wappenschwerem Bogen
Laut schmetternd senden diesen Ruf empor:
„Die Gitter auf, und öffnet mir das Thor,
Dem König huldigt, der in’s Land gezogen
Gewaltig wie der Schwall der Meereswogen,
Dem König huldigt, den die Zeit erkor!“
Wo ist, der sprengt dem neuen Tag die Pforte?
Längst kündigten sein Nahen eure Worte,
Den neuen Frühling eurer Lieder Schwalben: -
Doch, wie wir stehn mit brünstigen Gebeten,
Wir sehn den König nicht, nur den Propheten,
Nur Samuele, die ihn wollen salben.