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William Wordsworth: The Green Linnet
#5
(12.12.2014, 12:45)ZaunköniG schrieb: Hallo Josef,

das ist ja wieder ein anspruchsvolles Reimschema.

Das "staut" in Zeile 3 passt m.E. nicht wirklich.
Dass es kein sauberer Reim ist, stört noch am wenigsten, aber mit Sonne die sich staut verbinde ich eher eine unangenehm drückende Hitze, während sich ausbreitende Strahlen eher locker, leicht daherkommen und die Frühlingssonne , die durch die duftigen blühenden Obstbäume scheint viel stimmungsvoller in Szene setzen.

In der dritten Strophe scheint mir vor allen die Glätte ein sehr gesuchter Reim zu sein. Dass man bei solchen Nachdichungen nicht zu sehr am Wort kleben darf versteht sich, aber dieser Satz funktioniert bei mir nicht.

in Strophe 4 sind wohl die Wolken Blütenstaubs gemeint, die unter anderem von Haselbüschen ausgehen. Reimbedingt hast du von Nüssen geschrieben, aber hier die Früchte zu visualisieren finde ich ein ziemlich schräges Bild. Wenn keine passenden Reime auf "-Büsche" zu finden sind, würde ich eher auf Birken oder Erlen ausweichen oder einen anderen Baum, der ähnliche Pollenwolken abgibt.

Gruß
ZaunköniG

Also "schaut" statt "staut", damit kann ich mich gerade noch abfinden. Obwohl es schwächer und banaler ist und die Situation durchaus die sein kann, dass einem die Frühjahrssonne von einem wolkenlosen Himmel ziemlich direkt aufs Hirn zielt. Aber sicher hast Du recht, dass das Bild bei Wordsworth unbedrückt und heiter sein soll.

Die "Glätte" ist in der Tat gesucht, und zwar, um die Unfassbarkeit und Unerreichbarkeit des Vogels für den Menschen zu unterstreichen. Er entschlüpft dem Betrachter und bleibt in seiner eigenen, unfassbaren Existenz. Das ist ein Stück meiner Interpretation des Textes und nicht verhandelbar. An dieser Stelle tritt das Gedicht m. E. aus der bloßen Naturbeschreibung heraus und beginnt den Vogel zu "interpretieren".

"Blust von Haselnüssen" ersetze ich durch "Blütenstaub von Haselnüssen". Erstens ist "Blust" ein bisschen sehr prätentiös (kennt kein Mensch!) und ich hoffe, dass mir der Pflanzenfachmann in Dir dann die massiven Nüsse in der Kombination mit dem Staub durchgehen lässt. Da es nicht gleichzeitig stauben und regnen kann, verstehe ich die geschilderte Nässe nach den Güssen auf den Vogel bezogen. Oder der Staub der Blüten ist bereits durch einen kleinen Schauer zusammengebacken worden. Sicher ein reizvolles Bild.

Die unterschiedlichen Übersetzungen von sneaky und ZaunköniG, vor allem des Schlusses zeigen, dass das auf den ersten Blick so "eingängige" Gedicht seine Tücken hat. Was ist mit "form" gemeint? Wer verspottet hier wen und warum? Ich denke, das ist nicht ganz eindeutig aus dem Text Wordsworths zu lesen und darf auch für Deutungen offenbleiben. Meine Interpretation geht dahin, dass im Betrachter ein Dissens aufgeht zwischen der bloßen Form des Finken und dem was seine Lebensweise bedeutet. Der Vogel legt sozusagen eine falsche Fährte für den Naturliebhaber; seine Existenz lockt den Menschen, ist aber nicht nachahmbar, nur in ihrer Schönheit zu bestaunen und zu ersehnen. In der Sehnsucht liegt bereits die Enttäuschung für den Menschen beschlossen. So verhöhnen auch die Vögel den Menschen gerade dann, wenn er glaubt, ihre "Botschaft" zu verstehen. (vgl. die Vögel, die den Helden Siegfried im Nibelungenlied warnen. er, als der besonders Begabte kann ihre Sprache plötzlich verstehen; sie warnen ihn vor seinem Tod, doch was nutzt es Jung-Siegfried?

Gruß
Josef
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RE: William Wordsworth: The Green Linnet - von Josef Riga - 21.12.2014, 08:45

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