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Charlotte Smith: Sonnet XLIV. Written in the Church-Yard at Middleton in Sussex
#3
"Herbst" statt "Frühjahr" o.k., aber den Richter habe ich nicht wegen des Umfeldes von Schuld oder Verfehlung gewählt, sondern wegen der alten Bedeutung von Richter als "Entscheider" mit der Nebenassoziation des "Etwas-Einrichtens"/ "Schlichtens" im Sinne des Friedensrichters etwa. Auch der Arbiter im lateinischen Sinn als Richter oder etwa in Quo Vadis von H. Sienkiewicz, wo eine Hauptperson als arbiter elegantiarum bezeichnet wird, also etwa als Geschmacksrichter in Fragen der Eleganz. So ist die Übersetzung mehr im Sinne des Schiedsrichters im "Kampf" von Ebbe und Flut, den Gezeiten, gemeint.
Ich bin schon der Meinung, dass die bleichen Knochen am Strand einen armen, sprich armseligen Rest repräsentieren. Dass das lyrische Ich selbst diese noch beneidet, soll wohl doch die Verzweiflung andeuten, in der es sich befindet. Es ist noch schlimmer dran als diese Knochen, die immerhin in ihrer Armseligkeit nicht mehr verletzt werden können.
Die Betonung von "Grassoden" ausnahmsweise auf der 1. und 3. Silbe erscheint mir vertretbar, vielleicht ist es aber auch ein Durchschlagen von dialektaler Eigenart ( ich bin im Bereich der rheinfränkischen Mundarten (Mainz am Rhein)) aufgewachsen. Manche Worte werden da anders betont. Einen besonderen Lacher hatte ich einmal in Norddeutschland, als ich vergaß, dass man hier das "O" in Obst lang ausspricht.
Bei "Sabbat" den ich beibehalten habe, habe ich allgemein an die Bedeutung der "heiligen Zeit" gedacht. Natürlich ist das auch die Ruhezeit, wodurch sich eine Sinnverdopplung mit "Totenruh'" ergibt. Ich verstehe das aber als zusätzliche Erklärung der Totenruhe im Sinne von endgültiger, kompromissloser, heiliger, nicht zu störender Ruhe - die dann freilich doch gestört wird, was ja die Spannung des Gesichtes ausmacht. Selbst der Sabbat der Toten wird gestört! Deswegen ein wenig dick aufgetragen. Charlotte Smith trägt hier ja selbst besonders dick auf und hatte vielleicht selbst ein etwas ungutes Gefühl. Deshalb hat sie zu dem Gedicht ja eine Fußnote geliefert, die meist auch abgedruckt wird. Ich habe sie hier (noch) nicht wiedergegeben, weil sie eigentlich alles das in Prosa nennt, was auch das Gedicht beschreibt - Zeit, Ort, Friedhofsgeschehen - Ich vermute, sie wollte dadurch einfach die "Authentizität" des Beschriebenen klar machen, damit man sie nicht in die Ecke einer phantasievollen Erzählerin von Gruselgeschichten rücken kann. Es soll eine Realitätsschilderung sein. Ich habe selbst bereit einen solchen Friedhof in Dänemark an der Nordseeküste gesehen.
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RE: Charlotte Smith: Sonnet XLIV. Written in the Church-Yard at Middleton in Sussex - von Josef Riga - 25.08.2014, 18:31

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