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Die Aschenpfründe
#4
Es ist ziemlich lange her, dass ich Dantes Göttliche Komödie gelesen habe, daher ist meine Erinnerung auch etwas unscharf.

Wenn ich die Zusammenfassung bei Wikipedia lese, finde ich:

Zitat:Vergil selbst ist als Heide der vorchristlichen Zeit in Ermangelung des Sakraments der Taufe von der Erlösung ausgeschlossen. Aber aufgrund seines tugendhaften Lebens und seiner Rolle als Dichter des Weltkaisertums und ahnungsvoller Prophet der Ankunft Christi (in seiner vierten Ekloge) bleiben ihm die Höllenstrafen erspart, und er darf die Zeit bis zum Jüngsten Gericht in dem der eigentlichen Hölle vorgelagerten Limbus verbringen, gemeinsam mit anderen Gerechten der Heidenheit und des Islams.

Nun sind die Muslime in der Logik Dantes von der reinen Lehre Christi abgewichen, was ihnen, trotz individuell guten Lebenswandels vom Paradies ausschließt, denn das Wort Gottes war ja bereits durch Christ offenbart.
mit Vergil verhält es sich ähnlich: Als "ahnungsvoller Prophet der Ankunft Christi" war auch nicht der schuldlos Unwissende, sondern ein Auserwählter, dem die Wahrheit offenbart wurde, der sie aber dennoch vor der Mitwelt leugnete, was er nun, als Führer Dantes durch die Höllenkreise bereut. Denn als Gottesleuger (nicht als Unwissender!) wird ihm die Gegenwart Gottes verwehrt. So wie auch die Strafen der Hölle immer einen direkten Bezug zur Verfehlung der Sünder haben.

Zu deinem Postskriptum:

Natürlich sind Jenseitsvorstellungen im Fluß und man kann Metaphern auch umdeuten.
Kein anderer Autor hat vermutlich unsere Vorstellung von Hölle und Fegefeuer so nachhaltig geprägt wie Dante. Auch wenn haute wohl kaum noch jemand diese Vorstellung teilt ist es doch ein fester Bezugspunkt für die theologische wie literarische Auseinandersetzung.
Ich persönlich mag auch ausgefeilte Privatmythologien, allerdings sollten, gerade wenn tradierte Bilder umgedeutet werden, auch die entsprechenden Argumentationen und Kausalketten mitgeliefert werden.

Du neigst dazu nicht nur viel Vorwissen vorauszusetzen, sondern auch, dass der Leser eigene gedankliche Volten mitmacht, ohne dass du sie im Text erläuterst, das macht diesen und viele andere Gedichte schwer zugänglich. Schade, denn du hast doch sehr bemerkenswerte Gedanken in deinen Texten verarbeitet.
(Und es ist schon eine kleine Ehre, wenn ich dabei zur Inspirationsquelle werde).


ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Nachrichten in diesem Thema
Die Aschenpfründe - von Friedrich - 08.09.2013, 21:57
RE: Die Aschenpfründe - von ZaunköniG - 10.09.2013, 17:17
RE: Die Aschenpfründe - von Friedrich - 10.09.2013, 18:37
RE: Die Aschenpfründe - von ZaunköniG - 10.09.2013, 19:54
RE: Die Aschenpfründe - von Friedrich - 11.09.2013, 13:19
RE: Die Aschenpfründe - von ZaunköniG - 13.09.2013, 16:39

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