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Federico García Lorca: Soneto de la Guirnalda de Rosas.
#2
Hallo Zaunkönig!
Ich würde gern so vor gehen, dass ich mich zuerst Abschnittsweise auf die Übersetzung stürze und dann in einer Zusammenfassung die Bedeutungen und den inhaltlichen Rahmen / Dynamik beschreibe, wie sie auf mich wirkt.
Schon mal vor ab: Dieser Text ist eines der erotischten Sonette die ich kenne und die Poesie und Dynamik ist Lorcatypisch gleichermaßen tiefsinnig-symbolhaft, sinnhaft, gewaltig mit großen Hall hinter den Zeilen.
(Lebe Diesen Moment/Tag als wäre es Deiner Letzter)

Mit der Rosengirlande sind in mehrfacher Bedeutung gemeint:
Die Mundlippen
Schamlippen
die Rosen als Sinnbild von Schönheit, Liebe aber auch stachlige Schönheit
und wie Kletterrosen "aufsteigend" an einem Gerüst etc.
Also schon in der Überschrift gibt es Anspielungen auf ein sehr erotisches Geschehen.

Ein paar Gedanken zum ersten Quartett.
Beschrieben wird eine Stimmung die eilig ist, das LI drängt zur Eile:
¡Esa guirnalda!=diese Girlande! (im Sinne von diese da!, eine bestimmte)
¡Pronto!= schnell! " also antreibend
¡Que me muero!= sinngemäß: Es tötet mich! oder es bringt mich noch um!
Wird oft in Spanien gesagt wenn etwas anfängt zu nerven oder man warten muß, es eilig hat.

¡Teje deprisa!= Beeil Dich! Mach schnell!
¡Canta! ¡Gime! ¡Canta! Singe! ja singe mir Singe! Das LI möchte das jemand für ihn singt (fordernd)

Que la sombra me enturbia la garganta
das der Schatten mir den Hals/Stimme (ein-) trübt
sinngemäß: das mir Schluchzend / Worte im Hals stecken bleiben
y otra vez viene y mil la luz de enero.
und wieder kommt und tausenfach das Licht vom/des Januar!
(Anmerkung:...und dies alles einem Dichter! einem Lyrik "Sänger"!, hier ist also hohe Spannung und Dramatik)

Das LI möchte echte Gefühle haben.
Ergriffensein (traurig berührt) vom Gesang der so angreifend /berührend ist, das ihm der Schatten des Gesanges wie ein Schluchzen im Halse stecken bleibt (ihn schluchzend macht)...es liegt nahe, das es das sexuelle Hochgefühl ist
im Sinne von:
"Ein Zigeuner ist froh, traurig sein zu dürfen"
Dieses "echte Gefühl" würde ihn glücklich machen
...und nochetwas klingt durch (auch zigeunerischen Ursprungs).
Er spührt Todesnähe...deshalb möchte er wahrhaft vom Gesang ergriffen werden (eigentlich vom Leben)

Hintergrund:
Lorca hat viel aus der poetischen Sprache der Zigeuner in Granada übernommen bzw. von ihnen gelernt. Er war tief ergriffen davon.
(Ich "wandelte" auch dort).
Die Zigeneuner sagen: Nur in Todesnähe kann der "Duende" kommen...
Duende ist der Geist / Dämon des Flamenco...der Besitz ergrieft von den Akteuren und sie in´s Unermeßliche Singen, Tanzen, Gitarre spiel treibt..als wären sie in Trance...
Es scheint fast so in diesem Text, daß Lorca den Duende rufen möchte...

Soweit zum ersten Quartett.
Wie Du siehst steckt und schwingt da viel, viel Poesie und Dramatik mit, dass mit deutschen Worten kaum zu fassen ist. Alles andere hätte mich bei Lorca auch gewundert...
Seine Verse im Poema del Cante Jondo (die poetische Kraft) scheinen manchmal nicht von dieser Welt...

Zum Schluss noch: Bitte halt mich nicht für pingelich, aber aus dem kulturellen Hintergrund heraus ist es wichtig den vollständigen Namen des Gedichtes zu nennen -es hat in Spanien eine ganz andere Tradition als bei uns!
Sonett von der Rosengirlande
Liebe Grüße
gitano
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RE: Federico García Lorca: Soneto de la Guirnalda de Rosas. (ES) - von gitano - 10.04.2010, 13:04

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