14.12.2010, 19:07
Vielen Dank für das Willkommensgeheiß und diese ausführliche erste Antwort!
Ich komme gleich zur Sache und werde Dir auf einige Aspekte antworten und Einiges erläutern:
Latein habe ich mit eingearbeitet, weil es für mich die vollkommenste und prägnanteste Sprache ist. Ich bin eine angehende Latein-Studentin und somit ziemlich latein-liebend. Außerdem sah ich damit die reinen Reime gesichert, denn normalerweise bin ich kein Fan des Reimes, und Latein hat mich dazu gezwungen, mich an das Reimschema zu halten.
Du hast Recht, zwei aufeinander folgende Vokale werden als Diphtonge gesprochen, also hat "ratio" drei Silben, genau wie "dubio" (ra-ti-o, du-bi-o) also passt es.
Ein weiterer Grund für mich für die Verwendung des Lateinischen ist die Tatsache, dass viele Philosophen mit ihm gearbeitet haben und in dieser Sprache geschrieben haben. So liest man zum Beispiel bei Kant viele lateinsiche Wenidungen (a priori, a posteriori, ratio, logos...), Descartes schreibt seine Meditationes gänzlich auf Latein, obwohl er ein Franzose ist, und auch Hegel macht von dieser Sprache gebrauch. Seit Cicero und Seneca ist Latein neben Griechisch die Sprache der Philosophie.
Wie Du also merkst, schreibt hier auch eine angehende Philosophie-Studentin.^^
Dann habe ich mich auch noch von den Sonetten des deutschen Barock-Zeitalters inspirieren lassen, welchen bekanntermaßen ja Vergänglichkeit, Seelenheil und Vollkommenheit thematisieren.
Bei dem Versmaß muss ich Dir leider zustimmen. Ich habe es lange versucht, meine Gedanken in den Alexandriner zu zwängen, doch ist es mir leider noch nicht gelungen. Ich muss auch zugeben, dass es mein erstes Sonett ist, und ich schon auf diese Version dessen sehr stolz war. Vielleicht hast Du ja ein paar Ratschläge, wie ich das Versmaß miteinbeziehen kann.
Der inhaltliche Bezug lässt sich insofern feststellen, dass ich eine feurige Verehrerin Hegels, Kants und Bachs bin.
Hegel hat eine Art und Weise zu formulieren und zu philosophieren, die einfach in sich so stimmig und vervollkommt ist und gleichzeitig so in ihrer Sprache so wundervoll klingt, dass er mich inspiriert hat. Außerdem hat Hegel das Verfahren der Synthese in seine Philosophie besonders eingearbeitet. Und da ein Sonett bekanntlich aus These, Antithese und Synthese besteht, wollte ich mich auch auf Hegel beziehen. Denn letztlich thematisiert mein Gedicht folgendes: die These ist der Geist, die Antithese der Körper, und die Synthese ist die Verschmelzung von Geist und Körper in der Ewigkeit. Und das ist unter anderem Hegel'sches Gedankengut.
Kant ist auch ein Meister der Sprache und der Formulierung. Er versteht es, einen Satz in ein Haus zu verwandeln mit einzelnen versteckten Erkern, Nischen und Balkonen, ohne sich grammatikalisch zu verirren. Er denkt seine Philosophie so konsequent abstrakt und theoretisch, dass man kaum einen Fehler entdecken kann.
Zu allerletzt kommt nun der liebe Johann Sebastian Bach hinzu. Er ist mein Lieblingskomponist und begleitet mich eigentlich ständig. Bei ihm lässt sich der inhaltliche Bezug daraufhin rechtfertigen, dass er ein Meister der kompositorische Vollkommenheit ist. So nehme man seine "Kunst der Fuge" oder sein "Musikalisches Opfer". Beide Werke beschäftigen sich mit der mathematischen (zum Beispiel das Prinzip des "Goldenen Schnitts", das Möbiusband, die Endlos-Schleife und andere mathematische Gesetze und Überlegungen), akustischen und ästhetischen Vollkommenheit der Fuge und des Kanons, meist beziehen sich alle Teilstücke auf nur ein einzelnes Thema, welches sich durch das gesamte Werk hindurch wie ein roter Fanden zieht. Außerdem hat Bach zum Ende seines Lebens hin keine neuen Werke mehr komponiert, sondern Altes "nur" noch bis zur Makellosigkeit überarbeitet, um Gott durch Perfektion zu loben.
(Bach und Hegel können nicht in Korrespondenz zueinander gestanden haben, denn Hegel ist zwanzig Jahre (1770) nach Bachs Tod (1750) geboren.)
Ich denke, ein philosophisches Gedicht wendet sich an den Personenkreis der Philosophen und denen, die sich damit beschäftigen, und diese sollten sich in diesem Themengebiet auskennen.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu überladen an Informationen, und einigermaßen anschaulich.
Liebe Grüße,
Poetosophin
Ich komme gleich zur Sache und werde Dir auf einige Aspekte antworten und Einiges erläutern:
Latein habe ich mit eingearbeitet, weil es für mich die vollkommenste und prägnanteste Sprache ist. Ich bin eine angehende Latein-Studentin und somit ziemlich latein-liebend. Außerdem sah ich damit die reinen Reime gesichert, denn normalerweise bin ich kein Fan des Reimes, und Latein hat mich dazu gezwungen, mich an das Reimschema zu halten.
Du hast Recht, zwei aufeinander folgende Vokale werden als Diphtonge gesprochen, also hat "ratio" drei Silben, genau wie "dubio" (ra-ti-o, du-bi-o) also passt es.
Ein weiterer Grund für mich für die Verwendung des Lateinischen ist die Tatsache, dass viele Philosophen mit ihm gearbeitet haben und in dieser Sprache geschrieben haben. So liest man zum Beispiel bei Kant viele lateinsiche Wenidungen (a priori, a posteriori, ratio, logos...), Descartes schreibt seine Meditationes gänzlich auf Latein, obwohl er ein Franzose ist, und auch Hegel macht von dieser Sprache gebrauch. Seit Cicero und Seneca ist Latein neben Griechisch die Sprache der Philosophie.
Wie Du also merkst, schreibt hier auch eine angehende Philosophie-Studentin.^^
Dann habe ich mich auch noch von den Sonetten des deutschen Barock-Zeitalters inspirieren lassen, welchen bekanntermaßen ja Vergänglichkeit, Seelenheil und Vollkommenheit thematisieren.
Bei dem Versmaß muss ich Dir leider zustimmen. Ich habe es lange versucht, meine Gedanken in den Alexandriner zu zwängen, doch ist es mir leider noch nicht gelungen. Ich muss auch zugeben, dass es mein erstes Sonett ist, und ich schon auf diese Version dessen sehr stolz war. Vielleicht hast Du ja ein paar Ratschläge, wie ich das Versmaß miteinbeziehen kann.
Der inhaltliche Bezug lässt sich insofern feststellen, dass ich eine feurige Verehrerin Hegels, Kants und Bachs bin.
Hegel hat eine Art und Weise zu formulieren und zu philosophieren, die einfach in sich so stimmig und vervollkommt ist und gleichzeitig so in ihrer Sprache so wundervoll klingt, dass er mich inspiriert hat. Außerdem hat Hegel das Verfahren der Synthese in seine Philosophie besonders eingearbeitet. Und da ein Sonett bekanntlich aus These, Antithese und Synthese besteht, wollte ich mich auch auf Hegel beziehen. Denn letztlich thematisiert mein Gedicht folgendes: die These ist der Geist, die Antithese der Körper, und die Synthese ist die Verschmelzung von Geist und Körper in der Ewigkeit. Und das ist unter anderem Hegel'sches Gedankengut.
Kant ist auch ein Meister der Sprache und der Formulierung. Er versteht es, einen Satz in ein Haus zu verwandeln mit einzelnen versteckten Erkern, Nischen und Balkonen, ohne sich grammatikalisch zu verirren. Er denkt seine Philosophie so konsequent abstrakt und theoretisch, dass man kaum einen Fehler entdecken kann.
Zu allerletzt kommt nun der liebe Johann Sebastian Bach hinzu. Er ist mein Lieblingskomponist und begleitet mich eigentlich ständig. Bei ihm lässt sich der inhaltliche Bezug daraufhin rechtfertigen, dass er ein Meister der kompositorische Vollkommenheit ist. So nehme man seine "Kunst der Fuge" oder sein "Musikalisches Opfer". Beide Werke beschäftigen sich mit der mathematischen (zum Beispiel das Prinzip des "Goldenen Schnitts", das Möbiusband, die Endlos-Schleife und andere mathematische Gesetze und Überlegungen), akustischen und ästhetischen Vollkommenheit der Fuge und des Kanons, meist beziehen sich alle Teilstücke auf nur ein einzelnes Thema, welches sich durch das gesamte Werk hindurch wie ein roter Fanden zieht. Außerdem hat Bach zum Ende seines Lebens hin keine neuen Werke mehr komponiert, sondern Altes "nur" noch bis zur Makellosigkeit überarbeitet, um Gott durch Perfektion zu loben.
(Bach und Hegel können nicht in Korrespondenz zueinander gestanden haben, denn Hegel ist zwanzig Jahre (1770) nach Bachs Tod (1750) geboren.)
Ich denke, ein philosophisches Gedicht wendet sich an den Personenkreis der Philosophen und denen, die sich damit beschäftigen, und diese sollten sich in diesem Themengebiet auskennen.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu überladen an Informationen, und einigermaßen anschaulich.
Liebe Grüße,
Poetosophin