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Gedichte der Gefangenen
#10
Der Gefangene und der Tod
(Meinem lieben Zellennachbarn Valtin Hartig)

Der Gefangene spricht:

Ich denke deinen Namen, Tod, und um mich bricht
Der Zellenbau in Trümmer, Fundamente liegen bloß,
Aus Pfosten reißen sich die schweren Eisengitter los
Und krümmen sich im maskenlosen starren Licht.

In meiner Seele gellt ein Schrei. Ein Zittern wirft verschüchterte Gebärde
Ins Blut, darin das Leben pochend schwingt -
Und wie die Kreißende um sich und um ihr Junges ringt,
So ringt mein Blut verzweifelt um den Quell der Erde.

Oh, daß ich fliehen könnte! Denn dir hilflos hingegeben,
Heißt hilflos sich zerstören. Wer sich aufgibt,
Wählt dich zum Freund. Ich aber will das Leben!

Ich will das Leben so, daß mich das Leben liebt
Und seinen Rhythmus durch mich strömt, mich Welterfüllten,
Deß trunkne Erdenlust nicht tausend Jahre stillten.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Nachrichten in diesem Thema
Gedichte der Gefangenen - von ZaunköniG - 11.11.2024, 02:12
RE: Gedichte der Gefangenen - Der Gefangene und der Tod - von ZaunköniG - 23.03.2025, 03:20

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