08.09.2024, 01:22
Zwei reine Lieben
Zwei reine Lieben gibt’s. Die eine, ethisch,
Ein ganzes, grenzenloses Gernehaben;
Die andre, trunknes Blick- und Geistbegraben
In Menschenschönheit, Künstlerlieb’ ästhetisch.
Die eine bindet Herz an Herz magnetisch,
Durch Eins das Andre namenlos zu laben;
Die andre liest entzückt in Goldbuchstaben
Im schönen Angesicht den Gott prophetisch.
Die erste, selten zwar, doch dann pathetisch,
Wird, muß es sein, fürs Liebste sterben, fallen,
Und jauchzt im Tod noch sieghaft und frenetisch.
Die zweite, Künstlern eigen, hehrst poetisch,
Ist mild’rer Art: schafft nur zu Tempelhallen
Uns Promenad’ und Ballsalon und Teetisch
Zwei reine Lieben gibt’s. Die eine, ethisch,
Ein ganzes, grenzenloses Gernehaben;
Die andre, trunknes Blick- und Geistbegraben
In Menschenschönheit, Künstlerlieb’ ästhetisch.
Die eine bindet Herz an Herz magnetisch,
Durch Eins das Andre namenlos zu laben;
Die andre liest entzückt in Goldbuchstaben
Im schönen Angesicht den Gott prophetisch.
Die erste, selten zwar, doch dann pathetisch,
Wird, muß es sein, fürs Liebste sterben, fallen,
Und jauchzt im Tod noch sieghaft und frenetisch.
Die zweite, Künstlern eigen, hehrst poetisch,
Ist mild’rer Art: schafft nur zu Tempelhallen
Uns Promenad’ und Ballsalon und Teetisch
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.

