04.07.2024, 11:05
Abends vor dem Spiegel
Nie war nach Lieb’ so brünstig mein Verlangen,
Als wenn daheim ich, wann der Abend graute,
Mein brennend Angesicht im Spiegel schaute
Und Jugend las auf Lippen, Stirn und Wangen.
Wozu, dann fragt’ ich, all des Lenzes Prangen,
Wenn heißer Liebe Reif es nicht betaute?
Wozu, wenn ihm kein Aug’ entgegenblaute,
Dann meines Auges Glühn, sich festzuhangen?
So oft ich so in sonn’ger Jugend Blüte
Am Abend mich im Spiegel mußt’ betrachten,
Stets wie Narciß ich heiß in Lieb’ entbrannte
Für – nichts dies Aug’, den Mund, die Stirn, behüte!
Doch für mein Innres, für mein göttlich Schmachten,
Da ich’s an keinem Zweiten noch erkannte.
Nie war nach Lieb’ so brünstig mein Verlangen,
Als wenn daheim ich, wann der Abend graute,
Mein brennend Angesicht im Spiegel schaute
Und Jugend las auf Lippen, Stirn und Wangen.
Wozu, dann fragt’ ich, all des Lenzes Prangen,
Wenn heißer Liebe Reif es nicht betaute?
Wozu, wenn ihm kein Aug’ entgegenblaute,
Dann meines Auges Glühn, sich festzuhangen?
So oft ich so in sonn’ger Jugend Blüte
Am Abend mich im Spiegel mußt’ betrachten,
Stets wie Narciß ich heiß in Lieb’ entbrannte
Für – nichts dies Aug’, den Mund, die Stirn, behüte!
Doch für mein Innres, für mein göttlich Schmachten,
Da ich’s an keinem Zweiten noch erkannte.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.

