12.07.2024, 09:30
9.
Vernunft und Herz
Vernunft, du sprichst zu streng, zu hart, zu trocken,
Mein Sinn, er kann dich eh'rne nicht begreifen,
Du willst die Blüthen all vom Lenze streifen,
Und gibst dafür des Winters kalte Flocken.
Soll denn das Blut mir in den Adern stocken,
Das erst so rasch war, froh umherzuschweifen,
Soll grausam in die eig'ne Brust ich greifen,
Das Herz draus reißen, lächelnd, unerschrocken?
Du willst's? - wohlan, beim Himmel und der Erden,
Es sey! - mein eig'ner Henker will ich werden,
Daß klug der Welt, und folgsam dir ich heiße;
Doch gib wohl Acht, Vernunft, daß mit dem Herzen
Im Flug der Eil', und in der Wuth der Schmerzen
Ich nicht auch dich aus meinem Haupte reiße!
Vernunft und Herz
Vernunft, du sprichst zu streng, zu hart, zu trocken,
Mein Sinn, er kann dich eh'rne nicht begreifen,
Du willst die Blüthen all vom Lenze streifen,
Und gibst dafür des Winters kalte Flocken.
Soll denn das Blut mir in den Adern stocken,
Das erst so rasch war, froh umherzuschweifen,
Soll grausam in die eig'ne Brust ich greifen,
Das Herz draus reißen, lächelnd, unerschrocken?
Du willst's? - wohlan, beim Himmel und der Erden,
Es sey! - mein eig'ner Henker will ich werden,
Daß klug der Welt, und folgsam dir ich heiße;
Doch gib wohl Acht, Vernunft, daß mit dem Herzen
Im Flug der Eil', und in der Wuth der Schmerzen
Ich nicht auch dich aus meinem Haupte reiße!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.