18.01.2024, 11:03
III. ⠀
Die vier Jahreszeiten am Schliersee.
Frühling.
Des Winters Hülle floß zu Wasser hin!
Im Leuchtenden Gewölk steigt Phöbus nieder,
Ein neuer Odem frischt die matten Glieder,
Der Lenz beginnt, und Wald und Flur wird grün!
Still wogt der See, im Hain erklingen Lieder,
Vom gold'nen Schimmer rings die Hügel glüh'n,
und Veilchen und die Schlüßelblumen blüh'n,
Maiglöcklein läuten freundlich her und wieder!
Der Frühling kommt auf blumenvollen Wegen,
Vom Purpurglanz und lichten Gold umfloffen,
Ihm reicht die Erde Blütenkränz' entgegen.
Der Senne fährt zur Alp' auf Felskolossen,
Und treibt sein Vieh zu düftereichen Weiden;
Und Alles fühlt des jungen Lenzes Freuden!
Sommer.
Die matte Heerde sucht der Alpe Kühle,
Der Sommer drückt, in Glut getaucht, die Auen,
Drückt Blümchen, die am Silberbache blauen,
Und ach! umgibt den Hain mit tiefer Stille !
Den frommen Landmann trügt nicht sein Vertrauen,
Den Schnitter lockt die Aehr' in voller Hülle,
Der Bäume Stolz dehnt seiner Wipfel Fülle,
Vom Golde süßer Früchte voll zu schauen!
Mit neuem Reiz durchirret Flur und Garten
Jest Flora, ihre Kinderschaar zu warten,
und lacht in Lilien, Rosen, lacht in Nelken!
Dein Glanz, o Sommer, reizet Aug' und Herzen,
Doch unwillkührlich klagt's in tiefern Schmerzen:
,, muß denn diese Pracht so schnell verwelken?" —
Herbst
Wilkommen mit der Früchte süßen Spenden,
Willkommen, Libers Freund, mit Rebengrün umlaubt;
Wir fleh'n den Göttertrank aus deinen Händen,
Geschmückt mit grünem Epheu Bruft und Haupt. -
Der ist ein Thor, der, o des Wahnsinns, glaubt,
Zu därben sei, zu geißen, bis wir enden!
Denn ach! Atropos strenge Scheere raubt
Bald, was wir unvergänglich wähnten.
Und schon verstummt sind frohe Schnitter-Lieder,
Der Senne kehrt von todter Alpe wieder,
Die Quelle rieselt dumpf in engen Räumen;
Und falbe Blätter fallen von den Bäumen,
Vom Nordwind angehaucht! Herbstnebel steigen,
Um alle Reize der Natur zu beugen! -
Winter
Die finstern. Schläfe rauh mit Sturm umwunden,
Wer naht ernsthaften Schrittes? Wer der Greis ?
Den Scheitel deckt der Jahre glänzend Weiß,
Die Rechte hemmt des Tages lichte Stunden!
Er winkt! Und sieh' zu starrem Silber-Eis
Ist jest der Quelle Plätschern. festgebunden ;
Des Winters Hauch schlägt Wäldern tiefe Wunden,
Die Erde kleidet Schnee auf sein Geheiß
Der Hain ift todt! Und Philomelens Lieder
Ertönen nicht! Kein Blümlein läßt sich sehen,
Es will kein Zephyr Balsamdüfte wehen.
Sanft leuchtet Luna auf der Berge Höhen,
Doch strahlt kein See ihr bleiches Antlig wieder,
und düster blickt sie auf die Fluren nieder.
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Die vier Jahreszeiten am Schliersee.
Frühling.
Des Winters Hülle floß zu Wasser hin!
Im Leuchtenden Gewölk steigt Phöbus nieder,
Ein neuer Odem frischt die matten Glieder,
Der Lenz beginnt, und Wald und Flur wird grün!
Still wogt der See, im Hain erklingen Lieder,
Vom gold'nen Schimmer rings die Hügel glüh'n,
und Veilchen und die Schlüßelblumen blüh'n,
Maiglöcklein läuten freundlich her und wieder!
Der Frühling kommt auf blumenvollen Wegen,
Vom Purpurglanz und lichten Gold umfloffen,
Ihm reicht die Erde Blütenkränz' entgegen.
Der Senne fährt zur Alp' auf Felskolossen,
Und treibt sein Vieh zu düftereichen Weiden;
Und Alles fühlt des jungen Lenzes Freuden!
Sommer.
Die matte Heerde sucht der Alpe Kühle,
Der Sommer drückt, in Glut getaucht, die Auen,
Drückt Blümchen, die am Silberbache blauen,
Und ach! umgibt den Hain mit tiefer Stille !
Den frommen Landmann trügt nicht sein Vertrauen,
Den Schnitter lockt die Aehr' in voller Hülle,
Der Bäume Stolz dehnt seiner Wipfel Fülle,
Vom Golde süßer Früchte voll zu schauen!
Mit neuem Reiz durchirret Flur und Garten
Jest Flora, ihre Kinderschaar zu warten,
und lacht in Lilien, Rosen, lacht in Nelken!
Dein Glanz, o Sommer, reizet Aug' und Herzen,
Doch unwillkührlich klagt's in tiefern Schmerzen:
,, muß denn diese Pracht so schnell verwelken?" —
Herbst
Wilkommen mit der Früchte süßen Spenden,
Willkommen, Libers Freund, mit Rebengrün umlaubt;
Wir fleh'n den Göttertrank aus deinen Händen,
Geschmückt mit grünem Epheu Bruft und Haupt. -
Der ist ein Thor, der, o des Wahnsinns, glaubt,
Zu därben sei, zu geißen, bis wir enden!
Denn ach! Atropos strenge Scheere raubt
Bald, was wir unvergänglich wähnten.
Und schon verstummt sind frohe Schnitter-Lieder,
Der Senne kehrt von todter Alpe wieder,
Die Quelle rieselt dumpf in engen Räumen;
Und falbe Blätter fallen von den Bäumen,
Vom Nordwind angehaucht! Herbstnebel steigen,
Um alle Reize der Natur zu beugen! -
Winter
Die finstern. Schläfe rauh mit Sturm umwunden,
Wer naht ernsthaften Schrittes? Wer der Greis ?
Den Scheitel deckt der Jahre glänzend Weiß,
Die Rechte hemmt des Tages lichte Stunden!
Er winkt! Und sieh' zu starrem Silber-Eis
Ist jest der Quelle Plätschern. festgebunden ;
Des Winters Hauch schlägt Wäldern tiefe Wunden,
Die Erde kleidet Schnee auf sein Geheiß
Der Hain ift todt! Und Philomelens Lieder
Ertönen nicht! Kein Blümlein läßt sich sehen,
Es will kein Zephyr Balsamdüfte wehen.
Sanft leuchtet Luna auf der Berge Höhen,
Doch strahlt kein See ihr bleiches Antlig wieder,
und düster blickt sie auf die Fluren nieder.
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.