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Kriegssonette
Die Kämpfe um Marchenoir

1.


Noch war die Schlacht nicht völlig ausgeschlagen –
Noch hielt der Feind den Wald von Marchenoir;
Das Kampfesziel des nächsten Tages war:
Ihn auch aus dieser Stellung zu verjagen.

Und es gelang – und von den Siegestagen
Des braven Korps, wie es fast wunderbar
Anstrengungen getrotzt und der Gefahr,
Wird noch die späte Nachwelt singen und sagen,

Es warf den starken Gegner aus dem Wald,
Entriß ihm Bonvalet und Villorceau
Und Cernay auch, vordringend siegesfroh.

Schon tief erschöpft von tagelangem Kämpfen,
Ließ es den Muth durch Mattigkeit nicht dämpfen,
Sich auch nicht durch die „Gums“ gebieten Halt.


2.

Nach Ruhe sehnt sich endlich der Solat.
Sie sollte ihm auch andern Tags nicht werden –
Es dauern fort Anstrengung und Beschwerden,
Weil wieder sich der Feind vorstoßend naht.

Doch kam es heut zu keiner rechten That,
Wenn auch des Feindes Massen sich gebehrden,
Als könnten die das deutsche Heer gefährden –
Sie waren selbst erschöpft im höchsten Grad.

Auch merkten sie, Verstärkung sei gekommen –
So blieb es heut bei kleineren Gefechten,
Die nicht die Heere, nur die Mannschaft schwächten.

Nun von neun Tagen sieben schon im Kampfe,
Verbracht im Schlachtgewühl, im Pulverdampfe –
Wo habt die Kraft dazu Ihr hergenommen?


3.

Das zehnte Korps war schnell herangerückt
Von Orleans, griff ins Gefecht mit ein,
Das neunte auch muß seine Kräfte leih’n –
So ist des Feindes Absicht nicht geglückt.

Das neunte Korps, südwestlich abgeschickt,
Dem Feind zu folgen rüstig hinterdrein –
Es hatte schon bei Montlivault allein
Und bei Schloß Chambord neuen Sieg gepflückt.

Das dritte Korps, das ostwärts bis Briare,
Den Feind verfolgend, vorgedrungen war,
Marschirte gleichfalls eilig jetzt nach Westen.

Inzwischen hatte auch die Kavallerie,
Durchstreifend die Sologne, mit einigen Resten
Des Feinds siegreich gefochten bei Salbris.


4.

Der Sonntag kommt – nun wird doch Ruhe sein?
O nein! schon in des neuen Tages Frühe,
Als ob vor lauter Kampfbegier er glühe,
Nimmt abermals der feind Schlachtstellung ein.

Doch war es wiederum nur leerer Schein,
Verbergen galt’s, daß er zurück sich ziehe;
Doch konnt’ er wohl ersparen sich die Mühe –
Die Unsern zogen doch nicht hinterdrein.

Sie pflegen endlich Ruh’ in den Quartieren,
Und nur der Vortrab mit dem zehnten Korps
Ging mit der Kavallerie bald weiter vor.

Nur einen halben Ruhetag – und wieder
Gestärkt, geordnet stehn des Heeres Glieder,
Um frohen Muthes weiter zu marschiren.


5.

Der Feind zog ab.  In großer Ueberzahl
Stand er dem deutschen Heere gegenüber,
Und Rache, Wuth durchzuckte jede Fiber,
Krampfhaft umfaßt die Hand den blanken Stahl.

Gern hätt den Gegner er besiegt einmal,
Zertreten nd zermalmt ihn noch viel lieber,
Doch seine Aussicht wurde immer trüber,
Und endlich blieb zum Rückzug keine Wahl.

Der Deutschen zäher, tapfrer Widerstand
Brach der Franzosen inn’re, sittliche Kraft,
Hat unserm Heer den vollen Sieg verschafft.

Jetzt galt’s, den Vortheil weiter auszubeuten:
Man darf dem Feind nicht lassen freie Hand –
Und folgt ihm nach mit unsern braven Leuten.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Kriegssonette - von ZaunköniG - 20.12.2023, 03:34
RE: Kriegssonette - Wauwau - von ZaunköniG - 26.12.2023, 03:37
Kriegssonette - Victoria! - von ZaunköniG - 08.01.2024, 11:26
RE: Kriegssonette - Luise - von ZaunköniG - 08.01.2024, 11:26
RE: Kriegssonette - Eklaireurs - von ZaunköniG - 14.01.2024, 06:01
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