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Massenware
#6
Hallo Christian,

Solche Ausschweifungen sind kein Problem. Wenn wir uns über Gedichte oder Dichtung unterhalten, gehört allgemeineres Nachdenken über Sprache einfach dazu.
Wie man mit Dialekt oder Slang umgeht, hängt natürlich auch von der Zieklgruppe ab, aber in der Regel gehe ich davon aus, dass jeder deutschsprachige Leser zur Zielgruppe zählt. Daher würde ich zunächst mal vom Standarddeutsch ausgehen (was mir als Hannoveraner vielleicht leichter fällt als einem Schwaben, Sachen oder Tiroler) Aber wenn ich dem Text ein Lokalkolorid geben will, ist Dialekt ein probates Mittel. Ob ich eine Frikadelle nun Bulette, Klops oder Fleischpflanzerl nenne - ist kein Lesehindernis. Aber jede Region hat auch spezielle Begriffe, die andernorts schlicht nicht verstanden werden, was einem erst bewußt wird, wenn man in staunend-hilflose Gesichter blickt....
Mit der unterschiedlichen Aussprache eigentlich gleicher Begriffe verhält es sich ähnlich. Erkennt der Leser, egal wo er wohnt, am Schriftbild wie er ausgesprochen werden soll? Man kann sich da oft mit Apostrophierung behelfen oder mit einem lautmalerischen Schriftbild, wie es in Dialektdichtung üblich ist. Statt das ganze Gedicht in Dialekt zu verfassen, kann man sich auf Passagen in wörtlicher Rede beschränken, - oder sogar auf stehende Redewenungen. Ein "Mia san mia!" kann man auch in einen hochdeutschen Satz einbetten, genau wie ein englisches Zitat oder einen lateinischen Sinnspruch.
Apostrophierungen, nur um Versmass oder Reim einzuhalten, werden aber leicht auch vom Leser als Notlösung erkannt.
Besser, wenn jede Abweichung vom Standarddeutsch auch inhaltlich begründet ist, als wörtliche Rede eines Dialektsprechers, als Jugendslang, oder die unsaubere Aussprache eines Migranten, eines Kleinkindes, eines Betrunkenen....
Was sich nicht pauschal lösen lässt, ist wie man den eigenen Sprachgebrauch einordnet. Ist wirklich alles, was ich sage und schreibe allgemeinverständlich? In Regionen, wo die eigene Muindart noch bewußt gepflegt wird ist man in der Hinsicht vermutlich besonders sensibilisiert, aber selbst hier in Hannover, wo angeblich das beste und reinste Hochdeutsdch gesprochen wird, gibt es solche Worte, die hundert Kilometer weiter nicht mehr als verständlich vorausgesetzt werden können: Löke, Krökeln, Kienappel, Lodderbast ...

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Massenware - von Christian Jostmann - 13.11.2023, 19:36
RE: Massenware - von ZaunköniG - 14.11.2023, 12:00
RE: Massenware - von Christian Jostmann - 15.11.2023, 14:40
RE: Massenware - von ZaunköniG - 15.11.2023, 17:41
RE: Massenware - von Christian Jostmann - 17.11.2023, 21:28
RE: Massenware - von ZaunköniG - 19.11.2023, 13:10
RE: Massenware - von Christian Jostmann - 21.11.2023, 17:47

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