Dem Freunde

[ZaunköniG]

Nicht denk' ich dein, wann sich im Vollmondscheine
Die zarte Flur in keuschen Schleier hüllet;
Nicht wann das Ach der Nachtigallen schwillet
So melancholisch, einsam nicht alleine;

Nicht an der Quelle, nicht im Elfenhaine,
Nicht wann der Thau die Glut der Rose stillet,
Nicht wann zur Nacht das Gras melodisch quillet,
Im Zwielicht nicht und nicht am Unkensteine.

Ich denke dein, wann heitre Gläser klingen,
Wann freie That sich aus der Brust will schwingen,
Und Wahrheitsschauer wonnig mich durchbebet;

Und denke dein im Drang der Lebensmühen,
Wann schwüle Sorgen um die Stirne ziehen,
Und wann die Welt mir ihre Tücke webet.