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Klagelied des Biestes
#1
Vor Kälte schützt mich nicht mein Büßerhemd aus Narben,
und keine Maske passt auf mein Gesicht geschunden.
Es brennt sich durch mein Fell die Einsamkeit der Stunden.
Im Spiegel spukt die Zeit, da Hoffnungen leis’ starben.

Zu töten wag’ ich nicht, obgleich ich Klauen habe,
und beißen lässt sich nicht der Zweifel lachend’ Kehle,
wenn statt des Brüllens ich das ew’ge Schweigen wähle.
Sieh, wie ich mich am Fluch so voller Jammer labe!

Gefang’ner fremder Abscheu, mich wird nur erlösen,
wer seh’n und lindern kann die Albträume des Bösen,
die Fehler auch versöhnt, die hinter Rache liegen.

Als Biest seh’ ich gern zu, wie mir die Tage weichen.
Die Fragen sind mutiert, nichts mehr als weit’re Zeichen.
Wird fremde Schönheit einst die Angst in mir besiegen?
"The woods are lovely, dark and deep
But I have promises to keep
And miles to go before I sleep
And miles to go before I sleep"
- Robert Frost "Stopping by woods on a snowy evening"
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#2
Hallo still alive,

die Schöne und das Biest als Vorlage find ich eine gute Idee. Teilweise hast du aber für meinen Geschmack die Zeilen zu sehr überladen.

"es brennt sich durch mein Fell die Einsamkeit der Stunden" find ich z.B. gut wogegen "und beißen lässt sich nicht der Zweifel lachend`KEhle" eher schwach finde, zum einen die Wortumstellung, dann das lachend`Kehle". Da ist auch für mich die Frage, ob mehrere Zweifel eine gemeinsame Kehle haben können und dann diese Kehle lacht, anstatt die Zweifel. Aus voller KEhle lachend ja, aber lachende Kehle geht für mich nicht.

Dann ist da auch die Aussage für mich nicht ganz stimmig, dass er nicht beißen kann, wenn er das Schweigen wählt. Das klingt, als ob Brüllen und Beißen zueinandergehören und das Beißen ohne das Brüllen nicht geht.

Jammer labe ist mir zu dick aufgetragen

Gefang`ner fremder Abscheu ist doch nicht ganz richtig oder? Seine eigene Abscheulichkeit war doch der Grund,dass das Biest zum Biest vewandelt wurde?

Die Elisionen find ich insgesamt nicht glücklich, vielleicht kannst du da nochmal nachbessern?

Der Text wärs wert.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo liebe/r Sneaky,
ich bedanke mich herzlich für deinen aufschlussreichen Kommentar. Die hiesige Textarbeit ist wirklich klasse, ich freue mich, dieses Forum entdeckt zu haben!
Ich denke, ich habe die Aussage des Gedichtes einfach nicht klar genug rübergebracht. Was ich mit dem fragwürdigen Teil des 2. Quartetts aussagen wollte, war: Das Biest kann gegen die Zweifel, die ihn auslachen, nichts tun, obwohl es die "Waffen" eigentlich zur Hand hat. Nicht einmal dagegen anbrüllen kann es.
Zum "Gefangenen fremder Abscheu": Das Biest, das ich beschreibe, wurde tatäschlich von den anderen verstoßen, es ist fremde Abscheu, die ihn quält und ihn bis in sein innerstes verfolgt.
Wie könnte ich das alles klarer formulieren, hättest du Vorschläge?
GLG
Reggy
"The woods are lovely, dark and deep
But I have promises to keep
And miles to go before I sleep
And miles to go before I sleep"
- Robert Frost "Stopping by woods on a snowy evening"
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#4
Hallo still alive,

ich kann ja nur für mich sprechen und wenn ich dann Vorschläge mache, die in den Kern des Gedichtes eingreifen, dann bringt das denke ich nciht viel.

Was du sagen willst, steht ja schon da, vielleicht nimmst du die Aussage des Quartetts und schreibst sie erst mal als Blankvers nieder. Ich weiß, dass es schwer ist, die Reime die man schon mal im Kopf hatte zu verbannen und an ein neues Gleis zu denken.

Ich fürchte mich die Klauen einzusetzen
die Zweifler die aus voller Kehle lachen zu zerreißen

oder so in der Art, wobei es dem Gedicht nicht gut stehen würde, wenn du da so drastisch einsteigst.


Gruß

Sneaky

(p.s bin ein Männlein Smile )
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#5
Hallo Still Alive,

Den Zweifel in Zeile 6 würde ich auch als allegorische Figur lesen, als eine personifizierte innere Stimme. Wenn du einfach statt von Zweifel von Zweiflern sprichst, wird auch klar, daß es die anderen sind, die dort zweifeln.

Zitat:Zum "Gefangenen fremder Abscheu": Das Biest, das ich beschreibe, wurde tatäschlich von den anderen verstoßen, es ist fremde Abscheu, die ihn quält und ihn bis in sein innerstes verfolgt.
Wenn du vom Biest sprichst, daß einst durch fremde Schönheit erlöst wird, ist das ein deutlicher Hinweis auf das Märchen. Wenn die Ausgangslage bei deinem Biest eine andere ist, brauchst du einen anderen Begriff für "Biest" um es von der Assoziation zu entkoppeln. Oder du mußt die Ausgangssituation ausführlicher beschreiben, wofür du in der Sonettform aber vermutlich nicht genug Platz hast.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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