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Sie weinte
#1
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau        
1617 – 1679


Sie weinete.


ES brach der Lesbie das ſeufzen durch den mund/
Die roſen hatten hier den liljen weichen muͤſſen.
Man ſah der thraͤnen bach auf beyden wangen fluͤſſen/
Ein heiſſes ach und weh quall aus des hertzens grund.
Jch ſchaute/ wie der ſchmertz in ihren augen ſtund/
Wie ihre ſtrahlen ſich durch angſt verdecken lieſſen/
Es lag die freundlichkeit in ohnmacht zu den fuͤſſen.
Und ihr verworren haar that ihre wehmuth kund.
Jch fuͤhlte dieſe noth auf meine ſeele dringen/
Es grif die kalte pein auch meine geiſter an/
Und weil die wehmuth nicht mit freyheit reden kan/
So kont ich endlich nichts als dieſen reim erzwingen:
Wie meinen geiſt belebt der ſchoͤnen augenſchein/
So ſoll ihr weinen itzt auch meine ſuͤndflut ſeyn.




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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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