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Monatsthema 10/10: Wasser
#1
Nun ist also schon der 2. - Höchste Zeit das neue Monatsthema auszurufen.
Um möglichst viele Beiträge zu provozieren, möchte ich es diesmal etwas allgemeiner halten:

Wasser.

Das Thema hat wohl das Zeug für sehr unterschiedliche Perspektiven.

Sei die Inspiration mit euch!

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Das klingt schön, Zaunkönig... ein Wassersonett...
das Thema hat Goethe in so unverwechselbarer Form bedichtet... nicht als Sonett...
aber hier vielleicht als Anregung, um die Dichtlaune der Mitglieder anzukurbeln?
Stoff für mindestens drei Sonette! Cool

Gesang der Geister über dem Wasser

SurfenRegen

Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es.
Ewig wechselnd.

Strömt von der hohen,
Steilen Felsenwand
Der reine Strahl,
Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glatten Fels,

Und, leicht empfangen,
Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend
Zur Tiefe nieder.

Ragen Klippen
Dem Sturz entgegen,
Schäumt er unmutig
Stufenweise
Zum Abgrund.

Im flachen Bette
Schleicht er das Wiesental hin,
Und in dem glatten See
Weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne.

Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind rauscht von Grund aus
Schäumende Wogen.

Seele des Menschen
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!

Johann Wolfgang Goethe 1749-1832
Des Daseins eigentlichen Anfang macht die Schrift.
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#3
   

die wasserfrau geht

laut der legende ward im wasser ich geboren
ich glaub es nicht - es ist so lange her
denn tief im wasser fühle ich mich stets verloren
ich schau zurück und ruf: adieu, du altes meer

wenn ich es recht bedenke, hab ich nur gefroren
im kalten seewind fühle ich mich atemleer
wenn er von osten bläst, dann rauschen mir die ohren
und lauf ich weg, so läuft der sturm mir hinterher

ja, mein verhältnis zu den meeren ist gebrochen
ich tanzte lieber auf dem brockenhexenberge
um dort am hexenfeuer hexensud zu kochen

nein, nein, ich schwärme nicht für alle sieben zwerge
doch sind sie lieber mir als tausend flügelrochen
so sprach die wasserfrau - dann hat sie sich verkrochen

Oktober 2010 cameleon
Des Daseins eigentlichen Anfang macht die Schrift.
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#4
Meinen ersten Wassertext habe ich mal bei den Sonetten auf Bilder eingeordnet:

Ophelia
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Das hier ist schon ein älterer Text, aber er passt zum Thema Wasser:

The sound of running water stirs some memories
of life that did not know the urge to reach
beyond its limits to the rocky beach
in search of light and upright fantasies.
We are no longer living in the seas,
changed our fins for hands and plucked the peach.
And yet the surf still beckons and can teach
us to be humble and say wow & please.

The sound of waves and water calls to us,
like Quasimodo look-a-likes we walk
with packs of oxygen and use a pass
to visit history, no need to talk,
till breathless we must stop our quick trespass,
out of the water, once again we stalk.

Das Murmeln einer weit entfernten Quelle
weckt den Gedanken an ein fremdes Leben,
das nicht versucht war fort, zum Land zu streben,
in schwüle Luft und Netzhautfresserhelle.
Wir haben mit der letzten hohen Welle
das Schuppenkleid wie achtlos aufgegeben,
doch wenn im Mondsog sich die Tiden heben,
ziehts uns zu dieser lang geschmähten Stelle.

Im alten Blau klingts nach von Walgesängen,
dem folgt man quasimodogleich in Tiefen,
mit Buckeltanks in neoprener Enge,
zu einer Welt, in der wir einmal schliefen,
zu Riffen, atmenden Korallengängen,
in Hallen voller Wasserhieroglyphen.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#6
Hallo Sneaky,

ich glaube mich zu erinnern, war das einmal im Urlaub entstanden?

Seltsam finde ich daß ein Wasserwesen an der Luft ausgerechnet die Schwüle beklagt.

Für den Schluß ist mir noch ein kleines Sprachspiel eingefallen:

"in Hallen voller bunter Hydroglyphen",
obwohl, - beide Versionen legen nahe, daß die Hieroglypfen selbst aus wasser bestünden.
Vielleicht muß man die Hallen opfern:

"zu Riffen, atmenden Korallengängen,
voll bunter Unterwasserhieroglyphen."


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#7
Leuchtturm unter Wasser

Im Land der Unterwasserträume,
da blühen keine Mandelbäume -
und niemand hat sie je vermisst,
weil dies ein Universum ist,
indem sie keine Mandeln brauchen.
Wer überleben will muss tauchen
und schwimmen wie ein Feuerfisch.
"Beim Hai, das ist betrügerisch!"
so sprach der Leuchtturm auf dem Sande.
"Ich steh hier rum, blick auf die Lande
und auf das weite Meer hinaus -
weißt was, ich steige einfach aus!
Mich tut es lange schon vergrätzen:
nicht einer weiß mein Werk zu schätzen!
Ich lass mich heute überfluten,
am besten bei den Aleuten."
Den Muscheln war das gar nicht recht,
der Seestern rief : "O mir wird schlecht!
Was willst du Leuchtturm bei den Fischen?
Tauch auf, bevor sie dich erwischen!
Denn unsre Küstenpolizei
kommt einmal wöchentlich vorbei."

(auf ein Bild von Irish)

cameleon 2009 ©
Des Daseins eigentlichen Anfang macht die Schrift.
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