Rasenmähersonette

[Reinhart Thamm]

Drittes Rasenmähersonett
In einem rasenmähenden Land 

Kaum fängt eine, selbst winzigste, Wies` an zu blühen,
hört man Motoren rattern, die laut sich bemühen,
sie sofort ab zu rasier`n. Und zackige Klingen,
die zerhacken das grüne Gehölz und sie dringen

zum Nesthäkchen von Vogel und Igel vor. Brüllend
bläst man buntes Laub weg von den Wegen, um`s am End`
auf dem Müll ab zu legen. Und zwängt mal ein Kräutlein
sich ans Licht durchs Gestein, geht`s im Feuer sogleich ein.

Sprecht, wie lautet die Botschaft der knatternden Maschinen?
Was nur wollt ihr uns sagen, ihr Zwerge und Zwerginnen
in den Gärten und Ämtern? Ist für euch nur Natur, was

fein gemäht und gestutzt und beschnitten am Wegrand steht?
Ist das die grüne Republik, wenns nur wie Bonsai geht?
Und das obwohl der Urwald brennt? Gott, wie krass ist denn 
das?