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Scherer, Georg: Sonette vom Tegernsee
#1
Georg Scherer
1828 - 1909


Sonette vom Tegernsee

1.


Sie sprach: "Draußen ist der Lenz gekommen,
Die Lerche jubelt seinem Gruß entgegen,
Die Knospe schwimmt, die Blüte will sich regen,
Und Duft und Klang kommt durch die Luft geschwommen."

Ich hatte seinen Ruf noch nicht vernommen,
Mir frommte nicht sein reicher Blütensegen;
In mich gekehrt ging ich auf stillen Wegen,
Das Aug' umdüstert und das Herz beklommen.

Doch als mir deiner Stimme Ton erklungen,
Fühlt' ich den Lenz im Herzen mir erstehn,
Als hätten tausend Lerchen sich erschwungen.

Nun muß ich wieder durch den Frühling gehn,
Ein Träumer fast, auf Pfaden reich verschlungen,
Um einzig dich, Holdselige, zu sehn.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
2.

Die Sonne sank, die Abendglocken klangen;
Wir kehrten heim auf tauigen Wiesenwegen
Tief aus des Waldes schweigenden Gehegen,
Wo uns ein Tag in reiner Lust vergangen.

Und aus dem Klee, darüber Lerchen sangen,
Sah lockend mir ein Blatt des Glücks entgegen;
Ich brach's, um es in deine Hand zu legen,
Du nahmst es halb mit Freude, halb mit Bangen.

O hüt es mir! So manch vergebnes Streben
Soll noch ein günstig Schicksal mir vergüten,
Und späte Freude hoff' ich noch im Leben.

Verkündet einen Lenz mit reichen Blüten
Mir dieses Blatt, dann muß ich dir es geben,
Und treu und sorglich wirst du es behüten.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
3.

O könnt' ich all mein Fühlen und mein Denken,
Mein ganzes Leben, reich an Freud' und Leiden,
An Höhn und Tiefen, hell' und dunklen Seiten,
In deines Herzens stillen Grund versenken!

Wie sicher würdest du mein Schifflein lenken,
Welch heitern Himmel mild darüber breiten!
Zu deinem Sang wie klängen meine Saiten!
Dein wäre, was mir holde Musen schenken.

Statt dessen ziehst du, still wie du gekommen,
In deiner Heimatberge heil'gen Frieden
Und ahnest kaum, was du mit dir genommen.

Ich aber wandre, da du nun geschieden,
Fort in die Fremde, stumm und schmerzbeklommen,
Und weiß nicht, wo mir Ruhe wird hienieden.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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