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An Thais
#1
O Thais, Thais, mein geliebtes Leben,
Wenn Arm in Arm geschmiegt, und Herz an Herz gedrückt,
Mein Mund auf deinem nun der Liebe Blüten pflückt,
So wüthig, ha! daß Stamm und Wurzel beben.

Wenn von der Sprache letztem Feuerleben
Nur noch ein Seufzer brennt, worinn das Herz erstickt;
Wenn unsre Seelen, nun, ins Auge vorgerückt,
Sich leiser fragen, leiser Antwort geben.

Dann Thais, kraisen sich die Himmel und die Erden
Wie Wirbel um mich her, woraus die Schlossen werden!
Verwegen, wie ein Aar, der in die Sonne schaut,

So schau’ ich zum Olymp, und frage, frage laut:
„Ihr Götter, hab ich nicht Elysium auf Erden?
„Für wenn doch habt ihr wohl das Eurige gebaut?“
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#2
An ebendieselbe

Last auf Last, von hundert tausend Wonnen,
Liegt auf meinem Wesen gar zu schwer,
Wie das Rasen schwüler Mittagsonnen
Auf dem Aernte-Felde, das umher

Funken sprüht; die Schnitter sind entronnen,
Hände, Wagen, Tennen, bleiben leer;
Zephir liegt, wie Raupen, angesponnen
Auf den Blumen, Scherze nebenher!

Lieb’, o Liebe, welch ein tödlich Wüten!
Herz und Sinnen, meines Geistes Blüten,
Stehn verbraunt, die Häupter all gesenkt:

Ah! sie harren auf die schöne Stunde,
Bis von Doris rosenrothem Munde
Sie ein Kuß mit neuer Wonne tränkt!
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